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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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„Meine Ausbildung war an anderen Dingen orientiert.“
    „Nein, nein!“ gab ArDell fast gereizt zurück. „Ich spreche von der Statistik der Sozialanalyse und ihrer Extrapolation hinsichtlich des Bevölkerungswachstums und der gesellschaftlichen Entwicklung.“ Seine Stimme wurde noch leiser. „Damit kommt man einer Parallele zur statistischen Berechnung von Zufalls-Wahrscheinlichkeiten recht nahe.“
    „Tut mir leid“, erwiderte Donal. „Das sagt mir gar nichts.“
    Plötzlich umfaßte ArDell Donals Arm, und sein Griff war überraschend kräftig.
    „Verstehen Sie nicht?“ murmelte er. „Der Zufall umfaßt jede nur denkbare Möglichkeit – einschließlich des Endes aller Dinge. Es muß dazu kommen, denn das Wahrscheinlichkeitspotential ist vorhanden. Und da unsere Sozialstatistik immer größere Bereiche einschließt, müssen wir diese Möglichkeit auch für uns selbst in Betracht ziehen. Die letztendliche Konsequenz liegt auf der Hand. Wir werden uns selbst auslöschen. Es gibt keine andere Alternative. Und das alles, weil der Anzug des Universums ein paar Nummern zu groß für uns ist. Der Kosmos bietet uns so viel Platz, daß wir darauf mit einem zu großen und zu schnellen Wachstum reagieren. Irgendwann werden wir die kritische Masse erreichen … und dann …“ – er schnippte mit den Fingern – „… peng!“
    „Nun, das Problem liegt noch in der Zukunft“, sagte Donal. Doch die melancholischen Worte des Newtoniers berührten ihn irgendwie, und so fügte er etwas höflicher hinzu: „Warum quält Sie dieser Gedanke so sehr?“
    „Aber verstehen Sie denn nicht?“ gab ArDell zurück. „Wenn alles vergeht – einfach so –, als hätte es nie existiert … was war dann der Sinn des Ganzen? Was zeugt dann noch davon, daß wir einst lebten? Ich meine nicht die Dinge, denen wir materielle Gestalt gaben – die sind ohnehin sehr kurzlebig und vergänglich. Auch nicht unser Wissen. Wir haben die naturgesetzlichen Fakten nur erkannt und formuliert, doch sie existieren unabhängig von uns. Es muß sich um solche Dinge handeln, die es vor uns im Universum nicht gab, die erst wir ins Weltengefüge einbrachten. Dinge wie Liebe, Güte – und Mut.“
    „Wenn Sie so empfinden und die Welt auf diese Weise betrachten“, sagte Donal und löste seinen Arm behutsam aus ArDells Griff, „warum trinken Sie dann soviel?“
    „Weil ich ein Feigling bin “, erwiderte ArDell. „Die ganze Zeit über spüre ich es dort draußen, das Universum mit seiner gewaltigen Endlosigkeit. Durch das Trinken kann ich seine Präsenz von mir fernhalten – und das gotterbärmliche Wissen verdrängen, was es uns antun wird. Darum trinke ich. Die Flasche gibt mir den nötigen Mut für so unbedeutende Dinge wie etwa, eine Phasenverschiebung ohne Sedativ auszuhalten.“
    „Nun“, meinte Donal und war beinahe versucht zu lächeln. „Worin liegt da der Sinn?“
    „Darin, daß man sich in gewisser Weise der Grenzenlosigkeit stellt.“ ArDell sah ihn bittend aus seinen dunklen Augen an. „Es ist so, als trete man ihr ganz allein entgegen und sagte: Komm schon, reiß mich in die kleinsten Fetzen, die du fertigbringst, blas mich auseinander und verteile mich in deiner Grenzenlosigkeit – es macht mir nichts aus.“
    Donal schüttelte den Kopf.
    „Sie verstehen nicht“, sagte ArDell und ließ sich in seinen Sessel zurücksinken. „Wenn ich arbeiten könnte, brauchte ich den Alkohol nicht. Aber heutzutage bekomme ich keine Anstellung mehr. Bei Ihnen ist das ganz anders. Sie haben einen Beruf, den Sie ausüben. Und Sie haben Mut – richtigen Mut. Ich dachte, Sie könnten vielleicht … nun, macht nichts. Mut wäre ohnehin kaum übertragbar.“
    „Sind Sie nach Harmonie unterwegs?“ fragte Donal.
    „An welche Gestade dieses unendlichen Meeres es meinen Fürst auch verschlagen mag, dorthin will auch ich gehen“, sagte ArDell pathetisch, und wieder ertönte sein schnaubendes Lachen. „Sie sollten mal meinen Kontrakt lesen.“ Er wandte sich wieder zur Bar um. „Noch einen Whisky?“
    „Nein“, sagte Donal und erhob sich. „Wenn Sie mich entschuldigen würden …“
    „Wir sehen uns noch“, murmelte ArDell und tastete die Bestellung eines neuen Drinks ein. „Wir sehen uns noch.“
    „Ja“, sagte Donal. „Bis dann.“
    „Bis dann.“ ArDell nahm das erneut gefüllte Glas von der Theke. Über ihnen ertönte wieder das Läuten, und die Stimme erinnerte sie daran, daß bis zur Phasenverschiebung nur noch gut siebzig

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