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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Bodentruppen von Newton und Cassida ein wenig zurechtzustutzen. Kehren Sie zu Ihrer Patrouille zurück. Sie bekommen meine Befehle.“
    Lludrow neigte den Kopf und wollte sich gerade umdrehen und gehen, als jemand anders hereinkam. Sie spürten einen schwachen Lufthauch, als die große Bürotür aufschwang, und sie hörten, wie sich ihnen auf dem glattpolierten Boden das Klacken von Frauenschuhen näherte. Sie wandten sich um und sahen eine verwirrend hübsche junge Dame mit rotem Haar, die ihnen durch das Büro entgegenschritt.
    „Elvine!“ sagte Galt.
    „Ich hoffe, ich störe nicht?“ gab sie zurück, noch bevor sie heran war. „Ich wußte nicht, daß du Besuch hast.“
    „Russ“, sagte Galt, „kennen Sie meine Nichte Elvine Rhy? Elvine, das ist Russ Lludrow, der Führer meiner Blauen Patrouille.“
    „Ich bin sehr erfreut“, meinte Lludrow und verbeugte sich.
    „Oh, wir kennen uns bereits – oder haben uns zumindest schon einige Male gesehen.“ Sie reichte ihm kurz die Hand und wandte sich dann an Donal. „Donal, kommst du mit zum Angeln?“
    „Es tut mir leid“, erwiderte Donal. „Aber ich bin im Dienst.“
    „Nein, nein.“ Galt winkte ihn mit seiner großen Hand fort. „Im Augenblick gibt’s nichts mehr zu tun. Gehen Sie ruhig, wenn Sie möchten.“
    „Gut, dann stehe ich dir zu Diensten“, meinte Donal.
    „Du scheinst dich ja riesig über die Einladung zu freuen!“ Sie blickte Lludrow an. „Ich bin sicher, der Patrouillenführer hätte sofort zugestimmt.“
    Lludrow verneigte sich erneut.
    „Ich würde niemals zögern, Lady Rhy einen Wunsch zu erfüllen.“
    „Hör nur!“ sagte sie. „Nimm dir ein Beispiel daran, Donal. Du solltest dir solche guten Manieren zu eigen machen – und ebensolche Zuvorkommenheit.“
    „Wie du meinst“, erwiderte Donal.
    „Ach, Donal.“ Sie warf den Kopf zurück. „Du bist unmöglich. Aber komm trotzdem mit.“ Sie wandte sich um und ging. Und er folgte ihr.
     
    Sie durchquerten den großen Salon und traten auf die Gartenterrasse hinaus, die über der blaugrünen Bucht des seichten Binnenmeers lag, an dessen Ufer Galts Haus stand. Er erwartete, daß sie ihn hinunter zum Dock führen würde, doch statt dessen wirbelte sie mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung um ihre eigene Achse und blieb ihm gegenüber stehen.
    „Warum behandelst du mich so?“ platzte es aus ihr heraus. „Warum?“
    „Wie behandele ich dich denn?“ Er sah zu ihr hinab.
    „Ach, du Eisblock!“ Ihre Lippen enthüllten zwei perfekte Reihen weißer Zähne. „Wovor fürchtest du dich – daß ich dich zum Frühstück verspeise?“
    „Würdest du das fertigbringen?“ fragte er sie ganz ernsthaft – und die Antwort nahm ihr den Wind aus den Segeln.
    „Komm und laß uns angeln!“ rief sie aus, wirbelte erneut herum und lief zum Dock hinab.
    Also gingen sie angeln. Doch selbst als sie in hundert Metern Tiefe entfliehenden Fischen nachjagten, waren Donals Gedanken nicht bei der Sache. Gleichgültig ließ er sich von dem kleinen Triebwerkssatz auf dem Rücken dorthin tragen, wohin das Wild flüchtete – und in der Abgeschiedenheit seines Helms verurteilte er sich hart für seine eigene Ignoranz. Denn es war das Verbrechen der Ignoranz, das er am meisten verabscheute – in diesem Fall seine Einfältigkeit, was den Umgang mit Frauen betraf. Er hatte angenommen, sich den Luxus einer freundschaftlichen und unverbindlichen Bekanntschaft mit einer Frau leisten zu können, die ganz verrückt nach ihm war – deren intensive Gefühle er aber nicht im geringsten erwiderte.
    Sie hatte hier in diesem Haushalt gelebt, als Galt ihn als seinen persönlichen Adjutanten mitgebracht hatte. Durch irgendeinen komplizierten Knoten im Erbrecht Freilands war der Marschall zu ihrem Vormund geworden – obwohl sie nur entfernt verwandt waren und ihre Mutter und einige andere nahe Angehörige noch lebten. Sie war rund fünf Jahre älter als Donal, doch dieser Unterschied fiel bei ihrem sprühenden Temperament und der Heftigkeit ihrer Gefühlsausbrüche nicht auf. Zunächst waren ihm ihre Emotionseruptionen sehr interessant erschienen. Und ihre Gesellschaft hatte die Pein jenes Teils seines Wesens gelindert, der – obwohl er sich das niemals direkt eingestanden hätte – erst kürzlich verletzt und nun sehr empfindlich geworden war. So war es zu Anfang gewesen.
    „Weißt du“, hatte sie ihm in einem ihrer besonderen Anfälle von Direktheit gesagt, „mich würden alle begehrenswert

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