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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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nicht wahr?“ sagte er.
    „Sie haben ihn umgebracht!“ fuhr sie ihn zornig an.
    „Oh, allerdings.“ Unwillkürlich tropfte wieder jene Erbitterung in seine Gedanken, die sie ständig in ihm aufzuwühlen vermochte. „Ich mußte es tun – zu Ihrem eigenen Besten.“
    „Zu meinem Besten!“
    Er griff in seine Tunikatasche und holte einen kleinen Abtaster hervor. Doch die Kontrollampe leuchtete nicht auf. Erstaunlicherweise war das Apartment nicht verwanzt. Und dann dachte er: Oh, natürlich – ich vergesse dauernd, wer sie ist.
    „Hören Sie“, sagte er. „Ihre hervorragenden, durch Gen-Auswahl und Erziehung induzierten Gaben machen Sie zu einer Auserlesenen – doch nur dazu, zu nichts anderem. Warum können Sie denn nicht einsehen, daß interstellare Intrigen nicht Ihr Fach sind?“
    „Interstellare … wovon sprechen Sie überhaupt?“ fragte sie barsch.
    „Ach, kommen Sie, klettern Sie für einen Augenblick von Ihrem hohen Roß herunter“, sagte er ungeduldig – und seit seiner Kindheit auf Dorsai hatte seine Stimme nicht mehr so jungenhaft geklungen. „William ist Ihr Feind. Soviel begreifen Sie. Aber die Gründe und näheren Umstände verstehen Sie nicht, auch wenn Sie das vielleicht annehmen. Meinem Verständnis entzieht sich das ebenfalls“, gab er zu, „aber ich habe da so eine Vermutung. Wissen Sie, Sie können nichts gegen William ausrichten, indem Sie sein Spiel spielen. Spielen Sie Ihr eigenes. Seien Sie die Auserlesene von Kultis. Dadurch sind Sie unberührbar.“
    „Wenn Sie mir nicht mehr als das zu sagen haben …“, erwiderte sie.
    „Also gut.“ Er trat einen Schritt auf sie zu. „Dann hören Sie gut zu. William hat den Versuch unternommen, Sie zu kompromittieren. Killien war sein Werkzeug dazu …“
    „Wie können Sie es wagen?“ platzte es aus ihr heraus.
    „Wie ich es wagen kann?“ wiederholte er müde. „Gibt es irgend jemanden in dieser interstellaren Gemeinschaft von verrückten Frauen und Männern, der diese Phrase nicht kennt und sofort gegen mich verwendet? Ich wage es, weil es die Wahrheit ist.“
    „Hugh war ein anständiger und ehrlicher Mann“, fauchte sie ihn an. „Ein Soldat und Kavalier. Und kein … kein …“
    „Söldner?“ fragte er. „Aber das war er.“
    „Er war ein Berufsoffizier“, gab sie hochmütig zurück. „Das ist ein Unterschied.“
    „Nein“, widersprach er und schüttelte den Kopf. „Aber das würden Sie nicht verstehen. Die Bezeichnung ‚Söldner’ ist nicht unbedingt das Schimpfwort, als das es Ihnen beschrieben worden ist. Nun, das tut nichts zur Sache. Hugh Killien war etwas Schlimmeres als das, das in allen Schimpfworten, die Sie mir gegenüber irrtümlicherweise benutzten, zum Ausdruck kommen könnte. Er war ein Narr.“
    „Oh!“ Sie wirbelte herum.
    Er hielt sie am einen Ellbogen fest und drehte sie um. Sie ließ es in schockierter Verblüffung mit sich geschehen. Irgendwie hatte sie sich nie viel Gedanken darüber gemacht, wie stark er sein mochte. Als sie sich jetzt plötzlich ihrer physischen Hilflosigkeit bewußt wurde, war sie erschrocken und verfiel abrupt in ein für sie uncharakteristisches Schweigen.
    „Hören Sie sich also die Wahrheit an“, sagte er. „William hat Sie wie einen wertvollen Preis vor Killiens Nase gehalten. Er trichterte ihm die naive Hoffnung ein, daß er Sie für sich gewinnen könnte – die Auserlesene von Kultis. Er ermöglichte es Ihnen, Hugh während jener Nacht in Beistand des Glaubens zu besuchen – ja“, fügte er hinzu, als sie nach Luft schnappte, „ich weiß darüber Bescheid. Ich habe Sie dort mit ihm gesehen. William sorgte auch dafür, daß Hugh ebenfalls das Rendezvous wahrnahm – und daß die Soldaten der Orthodoxen Kirche angriffen.“
    „Das glaube ich nicht …“, brachte sie hervor.
    „Seien Sie nicht auch eine Närrin“, gab Donal barsch zurück. „Wie sonst war es Ihrer Meinung nach wohl möglich, daß eine große Streitmacht von orthodoxen Elitesoldaten unser Feldlager genau zur richtigen Zeit angriff? Bei welchen anderen Männern als fanatischen Soldaten der Orthodoxen Kirche hätte man sicher sein können, daß sie keinen Mann unserer Truppe am Leben lassen? Bei diesem Gemetzel sollte nur ein einziger Mann mit heiler Haut davonkommen – Hugh Killien, der dann in der Lage gewesen wäre, Ihnen als Held einen Antrag zu machen. Sehen Sie nun ein, was Ihre gute Meinung über ihn wert ist?“
    „Hugh hätte nie …“
    „Hugh hat nie“, unterbrach Donal.

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