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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Kultis?“
    „Genau.“
    „Was machen sie hier?“
    „Er ist ein VIP“, sagte Lee. „Wer mit Rang und Namen hält sich auf Freiland auf, der heute nicht Ihre Party besucht?“
    Erneut runzelte Donal die Stirn. Es war ihm fast gelungen zu verdrängen, daß sich diese illustre Gesellschaft aus einigen hundert Berühmtheiten heute abend versammelte, um ihn zu ehren. Oh – nicht, daß man von ihm erwartete, ständig im Scheinwerferlicht zu stehen. Nach den gesellschaftlichen Regeln der heutigen Zeit und dieses bestimmten Planeten war das übermäßige Feiern einer einzelnen Person vulgär. Jedenfalls das direkte Hochjubeln. Man ehrte einen Mann, indem man seine Gastfreundschaft annahm – so war es rein theoretisch. Und da Donal kein eigenes Zuhause hatte, um diese Gastfreundschaft anzubieten, war der Marschall in die Bresche gesprungen. Dennoch – es war eine Art von Festlichkeit, die Donal rein instinktiv gegen den Strich ging.
    Er drängte diesen Gedanken beiseite und wandte sich wieder William zu. Wenn der Fürst ganz zufällig zu diesem Zeitpunkt auf Freiland weilte, war es undenkbar, ihn nicht einzuladen – und nur schwer vorstellbar, daß er dieser Einladung nicht nachkam. Vielleicht war es nur das. Vielleicht, dachte Donal und fühlte sich plötzlich so müde wie ein alter Mann, sehe ich nur Gespenster. Aber noch während ihm dieser Gedanke durch den Sinn fuhr, wußte er, daß es nicht stimmte. Es war dieses Sonderbare in ihm – jener seltsame Faktor, der durch die psychische Erschütterung der unzähligen Phasenverschiebungen während der Schlacht von Newton stärker ausgeprägt worden war. Dinge, die er zuvor nur trüb und verschwommen erkannt hatte, begannen nun Gestalt und Form anzunehmen. Ein Muster bildete sich heraus, mit William im Zentrum. Und was Donal in diesem Schema sah, gefiel ihm gar nicht.
    „Informieren Sie mich über das, was Sie über William herausfinden können“, sagte er.
    „In Ordnung“, antwortete Lee. „Auch, was den Newtonier angeht?“
    „Und das Mädchen von den Exotischen Welten.“ Donal schloß die Uniformjacke und ging durch einen Nebenkorridor zum Büro des Marschalls. Elvine befand sich dort. Und, als Gäste des Marschalls und seiner Nichte, William und Anea.
    „Kommen Sie herein, Donal!“ rief Galt, als Donal im Eingang stehenblieb. „Sie erinnern sich doch sicher noch an William und Anea!“
    „Wie könnte ich sie vergessen.“ Donal trat ein und reichte ihnen die Hand. Williams Lächeln war herzlich, sein Händedruck fest. Anea zeigte ein angedeutetes und flüchtiges Lächeln; ihre Hand war kühl und ließ die von Donal rasch wieder los. Aus den Augenwinkeln sah Donal, daß Elvine ihn und Anea genau beobachtete, und eine leise Warnung kräuselte die Wellen seines gedanklichen Ozeans.
    „Ich habe mich darauf gefreut, Sie wiederzusehen“, sagte William. „Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen, Donal. Ja, das muß ich wirklich. Ich habe Ihr geniales militärisches Geschick erheblich unterschätzt.“
    „Genial kann man es kaum nennen“, sagte Donal.
    „Doch, genial“, beharrte William. „Die Bescheidenheit ist nur für die Unbedeutenden da.“ Er lächelte offen. „Sie sind sich doch darüber im klaren, daß Sie durch diese Sache mit Newton zur neuesten Nova am militärischen Himmel geworden sind?“
    „Ich muß achtgeben, daß mir Ihre Schmeicheleien nicht zu Kopf steigen, Fürst.“ Auch Donal hatte nun Übung in Doppeldeutigkeiten. Williams erste Bemerkung hatte fast eine Bresche in seinen gedanklichen Schutzwall geschlagen. Es waren nicht die Wölfe unter den Menschen, die ihn beunruhigten und verwirrten, sondern die desorientierten und zweckentfremdeten Schäferhunde. Jene, die von Natur aus für eine bestimmte Aufgabe vorgesehen waren, aber durch Zufall und Starrsinnigkeit konträr zu ihrem eigenen Wesen handelten. Bereits vor einiger Zeit war er zu der Auffassung gelangt, dies sei wahrscheinlich der Grund, warum er mit Männern so viel leichter umgehen konnte als mit Frauen: Sie waren weniger empfänglich für Selbsttäuschungen. Doch er schob diesen Gedanken nun beiseite, als Anea kurz Luft holte und damit seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
    „Sie sind bescheiden“, sagte sie. Aber die beiden roten Flecken hoch auf ihren Wangenknochen in einem ansonsten ein wenig blassen Gesicht und der unfreundliche Blick straften ihre Worte Lügen.
    „Vielleicht deswegen“, antwortete er so beiläufig wie möglich, „weil ich wirklich keinen Anlaß zum

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