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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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die Bibliothek. ArDell saß allein in einer der abgetrennten Lesenischen und hatte einige Bücher und eine Flasche bei sich.
    „Danke, Lee“, sagte Donal. Lee verschwand. Donal trat vor und ließ sich gegenüber ArDell und seiner Flasche an dem kleinen Tisch in der Nische nieder.
    „Hallo“, sagte ArDell und sah auf. „Hatte gehofft, mit Ihnen sprechen zu können.“
    „Warum sind Sie nicht zu mir heraufgekommen?“ fragte Donal.
    „Wollte nicht stören.“ ArDell schenkte sein Glas wieder voll, sah sich auf dem Tisch nach einem zweiten um und entdeckte nur eine Vase mit einem Strauß einheimischer Variformlilien. Er kippte den Inhalt auf den Boden, füllte die Vase und bot sie Donal höflich an.
    „Nein, danke“, sagte Donal.
    „Nehmen Sie sie trotzdem“, meinte ArDell. „Macht mich nervös, mit einem Mann zu trinken, der trocken bleibt. Na ja, ist immer noch besser, als wenn man sich um das Zeug schlagen müßte.“ Plötzlich sah er Donal mit einem dieser so unerwartet nüchternen und wissenden Blicke an. „Er ist schon wieder dabei.“
    „William?“
    „Wer sonst?“ ArDell trank. „Aber was sollte er mit Projekt Blaine anfangen?“ ArDell schüttelte den Kopf. „ Das ist ein Mann. Und ein Wissenschaftler. Die meisten Menschen haben die Hälfte ihres Verstandes verpfändet, aber er ist so klug wie zwei. Kann mir nicht vorstellen, daß er Blaine an der Nase herumführt … aber dennoch …“
    „Unglücklicherweise“, sagte Donal, „sind wir alle dazu verurteilt, mit unseren Kontrakten Geld zu verdienen, um unsere Existenz zu sichern. Und was das Geldverdienen angeht, so ist William unübertroffen.“
    „Aber was er macht, ergibt keinen Sinn!“ ArDell drehte das Glas in seiner Hand hin und her. „Nehmen Sie mich. Warum sollte er die Absicht haben, mich zu ruinieren? Aber genau das macht er.“ Er kicherte plötzlich. „Ich habe ihm jetzt Angst eingejagt.“
    „Tatsächlich?“ fragte Donal. „Wie?“
    ArDell tippte mit dem Zeigefinger auf die Flasche vor ihm.
    „Damit. Er hat Angst, ich könnte mich selbst umbringen. Und das will er offenbar nicht.“
    „Wollen Sie es?“ fragte Donal offen.
    ArDell schüttelte den Kopf.
    „Ich weiß nicht. Ist es nicht vielleicht schon zu spät? Ich trinke nun schon seit fünf Jahren. Ich habe absichtlich damit angefangen, um ihn zu ärgern – eigentlich mag ich das Zeug gar nicht, genau wie Sie. Jetzt aber … Ich sage Ihnen was …“ Er beugte sich über den Tisch vor. „Sie könnten mich natürlich heilen. Aber wäre ich danach überhaupt noch von irgendeinem Nutzen? Mathematik – das ist eine herrliche Sache. So herrlich wie Kunst. Auf diese Weise erinnere ich mich an sie. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie mir noch gefällt. Ganz und gar nicht sicher.“ Er schüttelte erneut den Kopf. „Wenn es Zeit wird, dies aufzugeben“, sagte er und deutete ein weiteres Mal auf die Flasche, „dann braucht man etwas, das einem mehr bedeutet. Ich weiß nicht, ob die Arbeit in meinem Fall noch ausreicht.“
    „Was ist mit William?“ fragte Donal.
    „Ja“, sagte ArDell langsam, „da wäre noch er. Das würde funktionieren. Irgendeines nicht allzu fernen Tages werde ich versuchen herauszufinden, warum er mir dies alles antut. Dann …“
    „Was will er eigentlich erreichen?“ fragte Donal. „Im allgemeinen, meine ich.“
    „Wer weiß?“ ArDell warf beide Arme hoch. „Geschäfte. Mehr Geschäfte. Kontrakte – mehr Kontrakte. Vereinbarungen mit jeder Regierung, einen Finger in jedem Honigtopf. So ist unser William.“
    „Ja“, murmelte Donal. Er schob seinen Sessel zurück und erhob sich.
    „Setzen Sie sich“, bat ArDell. „Nehmen Sie sich ein bißchen Zeit und leisten Sie mir Gesellschaft. Sie sitzen nie länger als ein paar Sekunden still. Um des Himmels und der Liebe und des Friedens willen – Sie sind der einzige Mensch zwischen den Sternen, mit dem ich sprechen kann, und Sie können nicht stillsitzen.“
    „Tut mir leid“, sagte Donal. „Aber ich muß noch einige Dinge erledigen. Vielleicht kommt noch mal der Tag, an dem wir uns zusammensetzen und ausführlich unterhalten können.“
    „Ich bezweifle es“, murmelte ArDell. „Ich bezweifle es sehr.“
     
    Donal ließ ihn mit der Flasche als stummem Gesprächspartner allein.
    Er machte sich auf die Suche nach dem Marschall. Doch zunächst begegnete er Anea, die ganz sich selbst überlassen und mutterseelenallein auf einem kleinen Balkon stand. Sie blickte zur Festhalle direkt

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