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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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starrte erst Donal und dann Anea an. „Was wissen sollen?“ Aber ihr Blick löste sich nicht von Donal.
    „Das haben Sie also damit gemeint, als Sie sagten, ich solle meine Meinung während der heutigen Sitzung vortragen“, fuhr sie in dem gleichen leisen und haßerfüllten Tonfall fort. „Haben Sie geglaubt, diese … diese Art von Doppelspiel könnte sie ändern?“
    Für einen Augenblick glühte der Schimmer von Schmerz in Donals rätselhaften und sonst so unbewegten Augen auf.
    „Ich hätte Sie wirklich besser kennen müssen, nehme ich an“, sagte er ruhig. „Ich dachte, Sie sähen vielleicht über die Notwendigkeit dieser Aktion hinaus und verstünden …“
    „Vielen Dank“, unterbrach sie ihn eisig. „Bis zu den Knöcheln im Dreck ist tief genug.“ Sie wandte sich Galt zu. „Ich besuche Sie ein anderes Mal, Hendrik.“ Und damit verließ sie den Salon.
    Die beiden Männer sahen ihr schweigend nach. Dann drehte sich Galt langsam um und musterte den jüngeren Mann.
    „Was ist bei euch beiden los, Junge?“ fragte er.
    Donal schüttelte den Kopf.
    „Ich glaube, die Hälfte des Himmels und das ganze Feuer der Hölle“, sagte er. Und das war die verständlichste Antwort, die der Marschall aus ihm herausholen konnte.

 
Oberbefehlshaber
     
    Nach Einführung des gemeinsamen Marktes, der von den Vereinigten Planetaren Streitkräften unter dem Kommando von Oberbefehlshaber Donal Graeme überwacht wurde, befanden sich die zivilisierten Welten in dem äußerst ungewöhnlichen Zustand eines fast völlig ungestörten Friedens. Er dauerte zwei Jahre, neun Monate und drei Tage absoluter Zeit. Doch früh am Morgen des vierten Tages wurde Donal ziemlich unsanft aus dem Schlaf gerissen, als jemand an seiner Schulter zerrte.
    „Was ist los?“ fragte er, als sein Verstand sofort zu arbeiten begann und die Reste der Müdigkeit abstreifte.
    „Sir …“ Es war die Stimme Lees. „Ein Sonderkurier, der Sie sprechen möchte. Er sagt, die Nachricht dulde keinen Aufschub.“
    „Gut.“ Noch benommen, aber entschlossen schwang Donal die Beine über den Rand der Schwebliege und griff nach seiner Unterhose, die auf einem Gleitsessel neben ihm lag. Er nahm sie auf und warf dabei irgend etwas zu Boden.
    „Licht“, sagte er zu Lee. Die Beleuchtung flammte auf, und er konnte erkennen, daß sein Armbandcomputer vom Sessel gefallen war. Er hob ihn auf und starrte mit trüben Augen auf die Anzeigen. „Neunter März“, murmelte er. „Ist das richtig, Lee?“
    „Ja, das stimmt“, antwortete die Stimme Lees von der anderen Seite des Zimmers. Donal lachte leise und ein wenig heiser.
    „Noch keine Nerfling-Saison“, murmelte er. „Aber sie fängt bald an. Bald.“
    „Sir?“
    „Nichts, Wo ist der Kurier, Lee?“
    „Im Gartensalon.“
    Donal zog die Unterhose an, unmittelbar darauf die Uniformhose und auch Hemd und Jacke, womit seine Ausstattung komplett war. Er folgte Lee in den Gartensalon. Außerhalb seiner Suite klebte noch die Schwärze der zu Ende gehenden Nacht über Tomblecity, Cassida. Der Kurier, ein schlanker, kleiner Mann mittleren Alters in Zivilkleidung, wartete auf ihn.
    „Kommandeur …“ Der Kurier blinzelte Donal an. „Ich habe eine Mitteilung für Sie. Ich weiß selbst nicht, was sie bedeutet …“
    „Schon gut“, unterbrach ihn Donal. „Wie lautet sie?“
    „Ich soll folgendes ausrichten: ‚Die graue Ratte ist aus dem schwarzen Labyrinth herausgekommen und hat den weißen Hebel betätigt.’“
    „Ich verstehe“, sagte Donal. „Ich danke Ihnen.“ Der Kurier zögerte.
    „Irgendwelche Botschaften oder Befehle, Kommandeur?“
    „Nein, danke“, sagte Donal. „Guten Morgen.“
    „Guten Morgen, Sir“, sagte der Kurier, und Lee begleitete ihn hinaus. Als Lee zurückkehrte, stellte er fest, daß Donal inzwischen seinem Onkel Bescheid gegeben hatte. Ian Graeme war bereits bei ihm, voll angekleidet und bewaffnet. Donal schnallte sich ebenfalls einen Waffengurt um. Der Glanz des künstlichen Lichts hatte die Dunkelheit aus dem Raum vertrieben, und sowohl die Helligkeit als auch die Nähe seines düsteren und hochgewachsenen Onkels machten deutlich, daß die Belastungen und Anstrengungen der letzten Monate nicht spurlos an Donal vorübergegangen waren. Er wirkte nicht direkt eingefallen, aber die Haut schien nun direkt über seinen groben Knochen zum Zerreißen gespannt zu sein. Er schien nur noch aus eckigen Kanten und angespannten Muskeln zu bestehen. Seine Augen lagen tief; die dunklen
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