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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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das plötzliche Stimmengewirr, das hinter ihm aufbrandete.
    Er kehrte nicht direkt in sein Apartment zurück, sondern suchte statt dessen Galts Suite auf. Die Elektrikwache an der Tür ließ ihn ein. Dort lenkte er seine Schritte dem Hauptsalon entgegen und war ganz sicher, ihn leer vorzufinden.
     
    Doch das war nicht der Fall. Er hatte den Raum bereits zur Hälfte durchquert, als er eine andere Person entdeckte, die allein an einem kleinen Tisch mit einem Schachbrett saß und bei seinem Eintreten überrascht aufsah.
    Es war Anea.
    Er blieb stehen und neigte den Kopf in ihre Richtung.
    „Entschuldigen Sie“, sagte er. „Ich wollte hier auf Hendrik warten. Ich nehme in einem der anderen Zimmer Platz.“
    „Nein.“ Sie war aufgestanden. Ihr Gesicht war ein wenig blaß, wirkte aber beherrscht. „Ich warte ebenfalls auf ihn. Ist die Sitzung beendet?“
    „Noch nicht“, erwiderte er.
    „Dann lassen Sie uns zusammen auf ihn warten.“ Sie ließ sich wieder an dem Tisch nieder. Mit der Hand deutete sie auf die Figuren vor ihr, die im Augenblick eine schwierige Turm-Springer-Konstellation bildeten. „Spielen Sie Schach?“
    „Ja“, sagte er.
    „Dann setzen Sie sich zu mir.“ Auf die Art und Weise, wie sie es sagte, klang es beinahe wie ein Befehl. Donal reagierte aber nicht entsprechend darauf, sondern trat schweigend an den Tisch heran und nahm ihr gegenüber Platz. Sie begannen die Figuren neu aufzustellen.
    Wenn sie erwartet hatte zu gewinnen, so irrte sie sich. Donal gewann drei rasche Spiele – doch seltsamerweise zeigte er dabei kein herausragendes Geschick oder eine besondere Voraussicht. Also war er offenbar in der Lage, Gelegenheiten wahrzunehmen, die sie übersehen hatte, die aber die ganze Zeit über klar ersichtlich gewesen waren. Der Ausgang der Partien schien sich mehr auf ihre Unaufmerksamkeit zu gründen als auf sein Können. Das sagte sie ihm auch. Er zuckte mit den Achseln.
    „Sie haben mit mir gespielt“, sagte er. „Sie hätten statt dessen mit meinen Figuren spielen sollen.“
    Sie runzelte die Stirn. Doch bevor sie eine Möglichkeit hatte, den Sinn dieser Antwort zu erfassen, ertönte außerhalb des Salons das Geräusch von Schritten, und Galt kam herein. Er machte einen aufgeregten Eindruck.
    Donal und Anea erhoben sich.
    „Was ist geschehen?“ rief sie.
    „Wie? Was?“ Galts Aufmerksamkeit hatte allein Donal gegolten. Nun wandte sich der ältere Mann Anea zu. „Hat er Ihnen nicht erzählt, was bis zu dem Augenblick geschah, als er ging?“
    „Nein!“ Sie warf Donal einen Blick zu, doch sein Gesicht war völlig ausdruckslos.
    Galt erzählte es rasch. Ihr Gesicht wurde blaß und spiegelte Verwirrung wider. Erneut blickte sie Donal an. Doch bevor sie die Frage, die ihr auf der Zunge lag, in Worte fassen konnte, wandte sich Donal an Galt.
    „Und nachdem ich gegangen bin?“
    „Das hätten Sie sehen sollen!“ In der Stimme des älteren Mannes schwang Begeisterung mit. „Noch bevor Sie ganz draußen waren, sprang jeder am Tisch jedem anderen an die Kehle. Ich schwöre es Ihnen: In den nächsten fünf Minuten fielen alle Schiebereien hinter den Kulissen, alle Gemeinheiten und Schweinereien und Bosheiten auf die jeweiligen Urheber zurück. Keiner traute mehr dem anderen; jeder sah in seinem Tischnachbarn den Teufel persönlich! Mann, als hätten Sie unter jedem einzelnen eine Bombe gezündet!“ Galt kicherte. „Ich fühle mich allein dadurch vierzig Jahre jünger, das erlebt zu haben. Wer ist denn nun wirklich mit diesem Angebot an Sie herangetreten, Junge? Es war William, nicht wahr? Geben Sie es zu!“
    „Das möchte ich lieber nicht“, erwiderte Donal.
    „Nun, in Ordnung, das macht nichts. Wenn man die moralische Qualität der Delegierten bedenkt, hätte es jeder von ihnen sein können. Aber denken Sie, was dann geschah! Raten Sie mal, wie alles endete …“
    „Sie haben mich schließlich zum Oberbefehlshaber gewählt?“ vermutete Donal.
    „Sie …“ Galt hielt plötzlich inne, und sein Gesicht nahm einen überraschten und verwirrten Ausdruck an. „Woher wissen Sie das?“
    Donal lächelte ein wenig traurig. Aber bevor er antworten konnte, holte jemand zischend Luft, und sie wandten sich beide um. Anea stand, reglos wie eine Statue, ein kleines Stück von ihnen entfernt. Ihr Gesicht war kalkweiß.
    „Ich hätte es mir denken sollen“, sagte sie zu Donal, und ihre Stimme war leise und scharf. „Ich hätte es wissen sollen.“
    „Wissen sollen?“ fragte Galt und
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