Der Genesis-Plan SIGMA Force
Aufregung.«
»Warum?«
»Ich habe mir gedacht, dass Sie danach fragen würden. Deshalb habe ich Ryan weggeschickt. Das braucht er nicht zu hören.«
»Was meinen Sie?«
»Mein Großvater Hugo hat für die Nazis gearbeitet. Und meine Tante Tola auch. Die beiden waren unzertrennlich. Ich habe erst später davon erfahren. Es wurde darüber getuschelt, dass sie an einem Geheimprojekt beteiligt wären. Beide waren angesehene Biologen.«
»Worum ging es dabei?«, fragte Monk.
»Das wusste niemand. Mein Großvater und Tante Tola sind zum Kriegsende beide ums Leben gekommen. Einen Monat zuvor aber traf eine Kiste meines Großvaters ein. Darin waren einige der Bücher, die er mitgenommen hatte. Vielleicht ahnte er schon, dass er nicht überleben würde, und wollte die Bücher für die Nachwelt bewahren. Insgesamt waren es fünf.« Der Mann tippte auf die Bibel. »Das hier war auch dabei. Aber inwiefern ihm die Bibel bei der Forschung helfen sollte, weiß ich wirklich nicht.«
»Vielleicht eine Erinnerung an Zuhause«, meinte Fiona leise.
Es war, als bemerke Johann die junge Frau erst jetzt. Er nickte bedächtig. »Schon möglich. Vielleicht erinnerte sie ihn an seinen Vater und er wollte sich auf diese Weise symbolisch seiner Anerkennung vergewissern. Sozusagen als Legitimation für sein Handeln.« Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Für die Nazis zu arbeiten. Grauenhaft.«
Gray erinnerte sich an eine Bemerkung Ryans. »Moment mal. Sie sind doch Juden, nicht wahr?«
»Ja. Aber Sie sollten wissen, dass meine Urgroßmutter, Hugos Mutter, eine Deutsche mit engen Familienbindungen war. Die reichten bis in die NSDAP . Als Hitler mit der Rassenverfolgung begann, wurde unsere Familie verschont. Wir galten als Mischlinge. In unseren Adern floss so viel deutsches Blut, dass wir dem Todesurteil entgingen. Zum Beweis ihrer Loyalität wurden mein Großvater und meine Tante von den Nazis rekrutiert. Die horteten Wissenschaftler so emsig wie Eichhörnchen ihre Nüsse.«
»Dann hat man sie also zur Zusammenarbeit gezwungen«, bemerkte Gray.
Johann blickte nach draußen in den Regen. »Das waren schwierige Zeiten. Mein Großvater hatte eigenartige Überzeugungen.«
»Als da wären?«
Johann tat so, als habe er die Frage nicht gehört. Er schlug wieder die Bibel auf und blätterte darin. Gray fielen dabei handschriftliche Anmerkungen ins Auge. Er trat näher heran und zeigte auf die Kritzeleien.
»Wissen Sie zufällig, was das bedeutet?«, fragte er.
»Haben Sie schon mal von der Thule-Gesellschaft gehört?«, entgegnete der alte Mann.
Gray schüttelte den Kopf.
»Das war eine rechtsradikale deutsche Gruppierung. Mein Großvater war Mitglied, mit zweiundzwanzig wurde er aufgenommen. Die Familie seiner Mutter verkehrte mit den Gründungsmitgliedern. Sie waren durchdrungen von der Ideologie des Übermenschen.«
»Ich verstehe.«
»Die Gesellschaft war nach dem mythischen Land Thule benannt, einem Überbleibsel des untergegangenen Atlantis und Heimat eines Volkes von Übermenschen.«
Monk schnaubte abfällig.
»Wie ich schon sagte«, fuhr Johann mit pfeifendem Atem fort, »mein Großvater hatte recht eigenartige Überzeugungen, doch damit stand er damals nicht allein. Das galt besonders für diese Gegend hier. In den umliegenden Wäldern besiegten die germanischen Teutonen die römischen Legionen und errichteten eine Grenze zum römischen Reich. Die Thule-Gesellschaft hielt die teutonischen Krieger für Nachfahren der untergegangenen Rasse von Übermenschen.«
Allmählich ging Gray der Reiz des Mythos auf. Wenn die Germanen der Vorzeit Übermenschen gewesen waren, dann trugen auch ihre Nachfahren – die Deutschen – ihr genetisches Erbe in sich. »Das war der Ursprung der arischen Ideologie.«
»Ihre Anschauungen gründeten auf Mystizismus mit okkulten Dreingaben. Ich habe das nie so richtig verstanden. Mein Großvater aber war offenbar ungewöhnlich wissbegierig. Ständig war er auf der Suche nach Merkwürdigkeiten und historischen Mysterien. In seiner Freizeit ging es ihm vor allem darum, seinen Verstand zu schärfen. Er trainierte sein Gedächtnis und beschäftigte sich mit Puzzlespielen. Damit war er immerzu zugange. Irgendwann stieß er auf die okkulten Geschichten und suchte nach der dahinterliegenden Wahrheit. Das wurde zu einer Obsession.«
Der alte Mann sah wieder auf die Bibel nieder und blätterte darin. Als er am Ende angelangt war, suchte er nach dem hinteren Deckblatt. »Das ist
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