Der Genesis-Plan SIGMA Force
Botschafter geleitete sie zu einem Aufzug, mit dem sie ins oberste Stockwerk hinauffuhren. Sie schritten durch einen mit südafrikanischer Eingeborenenkunst dekorierten Flur, der in einen großen Saal mündete, der mehr Ähnlichkeit mit einem Museum als mit einem bewohnten Raum hatte. Es gab Vitrinen, lange Tische und massive Truhen mit handgearbeiteten Messingbeschlägen. Die Fensterwand ging auf den Hinterhof und den Garten hinaus. In einer Ecke aber hing eine große goldene Glocke. Offenbar war sie erst kürzlich ausgepackt worden, denn auf dem Boden lagen noch ein paar Strohhalme herum. Die Glocke war einen Meter hoch und hatte einen Durchmesser von einem halben Meter. Das Wappen Südafrikas war darin eingeprägt.
Kat trat näher heran. Ein dickes Stromkabel ringelte sich am Boden, das zur Spitze der Glocke führte.
»Sie läutet automatisch zu bestimmten Tageszeiten«, erklärte der Botschafter. »Ein Wunderwerk der Handwerkskunst. Wenn Sie hineinblicken, sehen Sie das Uhrwerk, das so fein gearbeitet ist wie bei einer Rolex.«
Kat wandte sich zu Logan um, der blass geworden war. Er hatte ebenfalls die Skizzen gesehen, die Anna Sporrenberg von der ursprünglichen Glocke angefertigt hatte. Das hier war das exakte Gegenstück in Gold. Auch über die gesundheitsschädlichen Wirkungen des Geräts war er im Bilde. Wahnsinn und Tod. Kat blickte aus dem Fenster. Aus dieser Höhe war die weiße Kuppel des Kapitols zu sehen.
Eine Bemerkung des Botschafters ging ihr durch den Kopf.
Einhundert goldene Glocken … in aller Welt verteilt.
»Sie musste von einem Spezialisten installiert werden«, fuhr der Botschafter ein wenig gelangweilt fort. Offenbar sehnte er das Ende der Unterhaltung herbei. »Ich glaube, er muss hier noch irgendwo sein.«
Hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss.
Alle drei drehten sich um.
»Ah, da ist er ja«, sagte Hourigan. Er verstummte abrupt, als er das kleine MG sah, das der Neuankömmling dabeihatte. Sein Haar war weißblond. Kat bemerkte, dass er auf dem rechten Handrücken eine dunkle Tätowierung hatte.
Sie langte zum Schulterhalfter.
Der Mann eröffnete wortlos das Feuer. Sein MG spuckte Feuer.
Glas zerbarst, Holz splitterte.
Die goldene Glocke tönte von den Querschlägern wider.
12:44
Südafrika
Die Fahrstuhltür öffnete sich im siebten Kellergeschoss. Gray trat auf den Gang, das Gewehr im Anschlag. Er blickte in beide Richtungen. Anders als die mit edlen Möbeln und kostbarem Schmuck ausgestatteten Räume des Herrenhauses wurde das Kellergeschoss von Neonröhren erhellt. Die Wände waren grau, die Decke niedrig. An einer Seite des Flurs waren Stahltüren mit Elektronikschlössern. Die anderen Türen waren ganz normal.
Gray legte die flache Hand auf eine der Türen.
Sie vibrierte. Er nahm ein rhythmisches Summen wahr.
Ein Stromkraftwerk? Wenn ja, musste es ausgesprochen leistungsstark sein.
Marcia trat neben ihn. »Ich glaube, wir sind hier eine Ebene zu tief«, flüsterte sie. »Hier sind wohl eher Materiallager und Versorgungseinrichtungen untergebracht.«
Gray näherte sich einer der verschlossenen Stahltüren. »Die Frage ist nur, was wird hier gelagert?«
Auf dem Türschild stand » embryonaal« .
»Ein Embryonenlabor«, übersetzte Marcia.
Mit wachsamem Blick trat sie neben ihn und zuckte leicht zusammen, als sie den bandagierten Arm bewegte.
Gray zog Ischkes Codekarte durch den Leseschlitz. Das grüne Lämpchen leuchtete auf, und das Magnetschloss entriegelte die Tür. Gray öffnete sie. Das Gewehr hatte er geschultert und stattdessen die Pistole gezogen.
Die Neonröhren an der Decke leuchteten flackernd auf.
Sie befanden sich in einem etwa vierzig Meter langen Saal. Die kühle Luft wurde offenbar gefiltert. An der einen Seite standen deckenhohe Gefrierschränke aus Edelstahl. Die Kompressoren summten. An der anderen Seite befanden sich Lastkarren, Flaschen mit flüssigem Stickstoff und ein großer Mikroskopiertisch, der mit einem Mikrosektionstisch verkabelt war.
Offenbar waren sie in einem Kältelabor gelandet.
An einem Bildschirmarbeitsplatz lief ein HP -Rechner. Der Bildschirmschoner war aktiviert, ein silbernes Symbol, das vor schwarzem Hintergrund rotierte. Ein wohlbekanntes Symbol. Gray hatte es bereits auf dem Fußboden der Wewelsburg gesehen.
»Die Schwarze Sonne«, murmelte Gray.
Marcia sah ihn fragend an.
Gray deutete auf die rotierende Sonne. »Das war das Symbol von Himmlers Schwarzem Orden, einer Verschwörerclique von Okkultisten und
Weitere Kostenlose Bücher