Der Genesis-Plan SIGMA Force
»Dort wollte man mich weiter verhören. Offenbar sind sie unruhig geworden.«
Zu dritt saßen sie auf dem Treppenabsatz des ersten Stocks. Der Wachposten, der Fiona angemacht hatte, lag mit blutender Nase bewusstlos am Boden.
Dr. Fairfield hatte bereits in knappen Worten geschildert, wie sie von den Schoßtieren der Waalenbergs angegriffen und verschleppt worden war. Die Waalenbergs waren bereits informiert gewesen, dass sie für den britischen Geheimdienst arbeitete, und hatten deshalb das Gerücht verbreitet, sie sei von einem Löwen getötet worden. Ihre Verletzungen sahen jedenfalls ganz schön übel aus. »Ich konnte sie davon überzeugen, dass mein Begleiter, ein Wildhüter, getötet worden war. Mehr konnte ich nicht tun. Hoffentlich ist es ihm gelungen, sich in Sicherheit zu bringen.«
»Aber was haben die Waalenbergs zu verbergen?«, fragte Gray. »Was geht hier eigentlich vor?«
Marcia schüttelte den Kopf. »Offenbar handelt es sich um eine makabere Version eines genetischen Manhattan-Projekts. Mehr weiß ich nicht. Aber ich glaube, sie verfolgen noch einen anderen Plan. Sozusagen ein Nebenprojekt. Vielleicht geht es sogar um ein Attentat. Ich habe den Begriff Serum 525 aufgeschnappt. Außerdem haben sie in dem Zusammenhang Washington D. C. erwähnt.«
Gray runzelte die Stirn. »Haben sie auch eine Zeitangabe gemacht?«
»Nein. Aber aus ihrem Gelächter habe ich geschlossen, dass es bald passieren soll. Schon in allernächster Zeit.«
Gray ging unruhig auf und ab und rieb sich mit dem Fingerknöchel am Kinn. Das Serum … vielleicht handelt es sich um eine biologische Waffe … um ein Pathogen, ein Virus … Er schüttelte den Kopf. Er musste sich mehr Informationen besorgen – und zwar rasch.
»Wir müssen uns Zugang zu dem unterirdischen Labor verschaffen«, murmelte er. »Herausfinden, worum es wirklich geht.«
»In diesem Trakt war ich untergebracht«, sagte Dr. Fairfield.
Er nickte. »Wenn ich mich für einen Wachmann ausgebe, könnte das unsere Eintrittskarte sein.«
Gray wandte sich Fiona zu, auf eine Auseinandersetzung gefasst. Am besten wäre es, wenn sie hierbliebe. Wenn er eine Gefangene eskortierte, würde sie in ihrer Dienstmädchenkluft Verdacht erregen.
»Ich weiß schon! Kein Platz für ein Dienstmädchen«, zeigte Fiona überraschend Einsicht. Sie stupste den bewusstlosen Wachmann mit der Fußspitze an. »Ich bleibe hier bei unserem Casanova, bis Sie wieder da sind.«
Trotz der Tapferkeit, die sie nach außen hin zur Schau stellte, flackerte Angst in ihrem Blick.
»Wir werden nicht lange fortbleiben«, versprach er.
»Das will ich Ihnen auch geraten haben.«
Als das geklärt war, nahm Gray das Gewehr, zeigte zur Tür und sagte zu Dr. Fairfield: »Also los.«
Mit vorgehaltener Waffe geleitete er Marcia zum Aufzug. Niemand sprach sie an. Zum Betreten des unterirdischen Bereichs musste man eine Codekarte einführen. Gray zog Ischkes zweite Karte durch den Leseschlitz. Die Farbe der Kontrollleuchte wechselte von Rot zu Grün.
»Haben Sie einen Vorschlag, wo wir mit der Suche anfangen sollen?«, fragte Gray.
Marcia hob die Hand. »Je größer der Schatz, desto tiefer ist er im Verlies verborgen.« Sie drückte die unterste Taste. Sieben Ebenen unter der Erde. Der Aufzug setzte sich in Bewegung.
Während Gray den Countdown der Kontrollleuchten verfolgte, ging ihm Marcias Bemerkung von vorhin durch den Kopf.
Ein Attentat. Wahrscheinlich in Washington.
Was hatte der Gegner vor?
06:41 EST
Washington, D. C.
Die Embassy Row lag nur zwei Meilen von der National Mall entfernt. Der Fahrer bog auf die Massachusetts Avenue ein und steuerte die südafrikanische Botschaft an. Kat saß mit Logan auf dem Rücksitz und verglich ihrer beider Notizen. Soeben war die Sonne aufgegangen, und vor ihnen kam das Botschaftsgebäude in Sicht.
Das vierstöckige Bauwerk aus Indianakalkstein mit den Giebeln und Gauben im kapholländischen Stil leuchtete im Sonnenschein. Der Fahrer hielt vor dem Wohntrakt der Botschaft. Der Botschafter hatte sich bereit erklärt, sie zu dieser frühen Stunde in seinem privaten Arbeitszimmer zu empfangen. Offenbar hielt man es für geraten, bei allem, was die Waalenbergs anging, größtmögliche Diskretion walten zu lassen.
Kat hatte damit kein Problem.
In ihrem Schulterhalfter steckte eine Pistole.
Kat stieg aus und wartete, bis Logan neben sie getreten war. Vier geriffelte Pilaster stützten das mit dem südafrikanischen Wappen geschmückte Vordach. Ein
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