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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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auf den Jungen angesetzt worden ist, damit er lernt, sich wie ein echter Crack zu fühlen und zu verhalten. Er schaut wieder an Howie vorbei in ihre Richtung und sieht, wie sie auf sie zukommt. Graziös und mit einer herrlich kontrollierten Spannung, als könne sie jeden Augenblick losrennen und ein paar Übungen auf der Matte absolvieren. Finn hat Mühe, sich zu konzentrieren. Er merkt, wie ihn seine Fantasie mitzureißen droht.
    »Howie, stopp!«
    Dani weiß noch nicht, dass es ungefähr dasselbe wie »Polier ihm die Fresse« bedeutet, wenn ein Mädchen »Stopp« brüllt. Eine schreiende Frau inspiriert Männer zu noch größeren Dummheiten, egal, was sie schreit. Finn spürt, wie ihre Stimme ihn verblödet.
    Dasselbe gilt für Howie, der sowieso schon dumm genug ist. Die Steroide wüten in seinem Körper und lassen womöglich seine Eier schrumpfen. Auf jeden Fall helfen sie nicht, ein Alphamännchen aus ihm zu machen.
    Der Trainer muss ihn vorhin auf dem Platz ganz schön zur Sau gemacht haben, vielleicht sogar vor Dani, was
jeden demütigen und wütend machen würde. Finn empfindet eine merkwürdige Kameradschaft mit Howie, und plötzlich würde er sich am liebsten mit ihm hinsetzen und einen Eiskaffee trinken. Als Dani kommt, stehen sie zu viert dicht gedrängt mitten auf dem Spielfeld.
    »Bist du sicher, dass du keine Hilfe brauchst?«, flüstert Ray.
    »Noch nicht.«
    »Okay, gut, dann zeig ihm ein paar von deinen Bruce-Lee-Tricks.«
    »Ich war erst zweimal da.«
    »Du darfst nur nicht treten. Treten ist was für Weicheier.«
    »Du bist ein echtes Arschloch.«
    »Aber du liebst mich trotzdem.«
    »Nicht immer.«
    Howie scheint nicht mitzubekommen, dass jemand redet. Er konzentriert sich auf Finns Mund, wie ein Taubstummer, der versucht, von den Lippen zu lesen. Finn beschließt, als Nächstes etwas besonders Wichtiges zu sagen, etwas für die Ewigkeit. Ihn nach seinen geschrumpften Eiern zu fragen, scheint ihm nicht der richtige Weg zu sein.
    Einen Moment lang weiß Dani nicht, was sie tun soll, und sie entscheidet sich wieder für das Falsche. Sie zieht ihren Rambo am Arm. Er spannt den Bizeps an, und die dicken Knoten, wo er die Spritzen reinbekommen hat, treten hervor wie Walnüsse.
    Noch ist Zeit, einer echten Konfrontation aus dem Weg zu gehen, aber Finn macht auch einen Fehler und lässt seinen Blick zu lange auf Dani ruhen. Drei Sommersprossen
und eine leichte Salzschicht schmücken ihre Schulter. Er atmet tief durch, als wolle er sie aufsaugen.
    Howie knurrt wie ein Löwe, das animalische Geräusch kommt tief aus seiner Brust, von weit her, aus den ältesten Strängen seiner DNA.
    Auf seinen dünnen Beinchen macht er einen Satz nach vorn, Finn springt einen Schritt zurück und macht sich bereit. Der Stiernacken holt mit seinem gewaltigen rechten Arm aus, und Finn zieht sein Kinn ein paar Zentimeter ein. Als die wuchtige Faust an seiner Nase vorbeifährt, stellt Finn mit Schrecken fest, dass der Schlag ihm wahrscheinlich das Genick gebrochen hätte. Noch ist nichts passiert, das nicht wiedergutzumachen wäre.
    Finn verpasst Howie zwei kurze Schläge auf die Nase. Dessen Kopf schnappt zweimal zurück, ohne einen Laut, sein Gesichtsausdruck ändert sich nicht mal ansatzweise. Finn stellt sich vor, wie Howie das Publikum jubeln hört, Schreie, Geheul, Frauen, die auf den Tribünen ihre Babys hochhalten, aber der ganze Applaus gilt seinem Großvater. Howie erntet nichts als enttäuschte, mitleidsvolle Blicke.
    Wieder empfindet Finn so etwas wie Sympathie und ein schlechtes Gewissen. Mit gesenktem Kopf stürzt sich Howie auf ihn. Er packt Finn am linken Handgelenk und versucht, es umzudrehen. Mit der Rechten verpasst Finn ihm einen Haken gegen die Schläfe, während Danielle unruhig von einer Seite zur anderen läuft, um dem Kampf zu folgen. Ihre Brüste wackeln, das Fleisch an ihren Schenkeln ist fest, hüpft aber ebenfalls herrlich auf und ab.

    Da es Finn nicht gelingt, seine Hand zu befreien, versucht er es mit ein paar anderen Manövern. Er hämmert dem Stiernacken mit der Faust gegen die Kinnspitze. Stampft ihm auf den Fuß. Das alles stört Howie nicht. Er schnauft, und seine mit Speichel bedeckten Lippen beben, aber das ist alles. Er gibt die ganze Zeit keinen Laut von sich, weicht keinen Schritt zurück und sagt kein einziges Wort.
    In Finn ist so viel von Howie, dass er sich einen Moment lang selbst hasst. Er sieht sich so, wie der jämmerliche gescheiterte Footballstar ihn vermutlich sieht.

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