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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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sagt in normaler Lautstärke: »Hi.«
    Ihre Lippen bewegen sich, sie antwortet, oder antwortet möglicherweise, aber es ist zu leise, als dass er es hören könnte.
    Der Stiernacken marschiert langsam auf Finn zu, seine Augen flackern vor Wut, aufgeputscht vom Adrenalin. Der Trainer nimmt ihn offenbar nicht hart genug ran.
    Mit einer Stimme, so monoton und gebieterisch, als schimpfe sie mit einem Hund, sagt Dani: »Howie, nicht! Nicht!«
    Howie hat in dieser Saison schon drei verschiedene Positionen ausprobiert, die Mannschaft wollte feststellen, wo er mit seinen mangelnden Fähigkeiten am besten hinpasst. Er kann nicht blocken, er kann nicht fangen, er kann kaum laufen. Dafür ist früher manchmal sein Großvater vorbeigekommen und hat der Mannschaft und den Fans Autogramme gegeben und sich mit ihnen fotografieren lassen. Allein aus Respekt vor dem kranken alten Mann versuchen sie es weiter mit ihm. Er ist nicht schlecht in Form, aber sein Oberkörper ist viel zu bullig, und die Beine darunter wirken wie Streichhölzer.

    Während Howie näher kommt, zieht er Ausrüstung und T-Shirt aus, und Finn kann die Knötchen an beiden Armen sehen, wo ihm die Steroide direkt ins Muskelgewebe gespritzt wurden. Dank seines Namens lässt die Universität ihm einiges durchgehen und drückt auch hier ein Auge zu.
    Die Zeit bleibt stehen, so wie es sich für große Augenblicke gehört. Finn hat nur Augen für Dani und lächelt so gut er kann. Sie lächelt nicht zurück, kneift stattdessen die Lippen zusammen und runzelt die Stirn, als hielte sie ihn für verrückt. Er ist diesen Gesichtsausdruck gewöhnt. Seit er denken kann, lebt er damit. Und trotzdem legt sie den Kopf leicht zur Seite, als wäre sie neugierig, wie die Sache ausgeht.
    Ray, der Finn bei einem Streit gern den Vortritt lässt, auch wenn er ihn angefangen hat, kichert leise in sich hinein und weicht ein paar Schritte hinter Finn zurück.
    Finn war seit über sechs Monaten nicht mehr in eine Schlägerei verwickelt, nachdem er letztes Semester Bewährung bekommen hatte, weil er in einem Club auf den Türsteher losgegangen war, der wiederum auf einen betrunkenen Jugendlichen losgegangen war, der sich übergeben hatte. Ein Leichtgewicht umzuhauen, weil er in einer Bar wie dem Tenderloin auf den Boden kotzte, war einfach lächerlich und gemein. Finn legte sich sowohl mit dem Türsteher als auch mit dem baseballschlägerschwingenden Arschloch von Barkeeper an, bis sie alle drei im Gefängnis landeten.
    Aber mit dem Boxen hatte er weitergemacht und dazu gerade einen Einführungskurs in Kampfsport angefangen. Ray fragt ihn ständig, warum er sich das antut. Was du auf der Straße brauchst, ist deine Knarre. Glaubst
du vielleicht, du kannst einen Crackdealer mit Sturmfeuergewehr durch einen Karateschlag erledigen?
    Finn weiß, dass er mit dem Stiernacken kein leichtes Spiel haben wird. Howies Kopf ist am Rotieren, und sein Blut am Kochen. Finn kennt das gut, ihm geht es manchmal genauso.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragt Ray.
    »Nee.«
    »Sicher?«
    »Nicht hundertprozentig«, gesteht Finn.
    »Obere neunzig?«
    »Ein bisschen weniger vielleicht.«
    Ray bleibt in der Nähe.
    Howie steht sein ganzes Leben ins Gesicht geschrieben, als er auf die beiden zustampft. Er ist wütend, aber seine Mimik ist so gut wie ausdruckslos. Dahinter verbirgt sich ein tiefer Schmerz. Der Druck, ein Starspieler zu sein, zermürbt ihn. Er liebt seinen Großvater, aber er hasst ihn auch, weil er ihn zu diesem Leben zwingt.
    Eine dunkle Ader pocht an Howies Schläfe. Er hat Krähenfüße in den Augenwinkeln und so etwas wie eine Brandnarbe über der rechten Braue. Als er mit dem Ballen darüberreibt, sieht es aus, als wolle er etwas aus seinem Kopf herausreiben. Oder hinein.
    Er hält den Blick auf Finns Brust gerichtet und marschiert stur auf ihn zu. Howie hat einen seltsamen Gang, wahrscheinlich bekommt er auch Spritzen in den Hintern. Howie will sein Leid teilen.
    »Hallo«, sagt Finn.
    Während er die Faust hebt, scheint Howie plötzlich vergessen zu haben, warum er hier ist. Seine Augen sind extrem blau und flackern verwirrt.

    Dann fällt es ihm ein. »Es gefällt mir nicht, wie du meine Freundin anstarrst.«
    »Nein?«
    »Nein.«
    »Okay.«
    »Okay?«
    »Klar, wie möchtest du denn, dass ich sie anstarre?«
    Die Frage bereitet dem Stiernacken Kopfzerbrechen. Er scheint tatsächlich kurz darüber nachzudenken und schüttelt dann den Kopf, als hätte er Ohrenschmerzen.
    Finn fragt sich, ob Danielle

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