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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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alle. Für wen ist das Verbandszeug? Alles in Ordnung mit dir?«
    Roz schnuppert. Nach was? Keksen? Spermizid? Nichtoxidiertem Blut?
    Er hasst es, wenn sie ihm zu schnell auf den Pelz rückt. Mit einem Satz steht sie direkt vor seiner Nase, so präsent, so fordernd, dass er den Kopf einzieht. Verdammt. Er vergisst jedes Mal, wie schnell sie sich in die Frau zurückverwandelt, die sie früher einmal war, die die Dinge in die Hand nimmt.
    »War das Vi?«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass es nicht Vi war.«
    »Mein Gott, noch eine?«

    »Nicht das, was du denkst. Ein Mädchen aus dem Tal. Zwölf oder dreizehn. Sie war verletzt. Ich habe sie bewusstlos auf dem Friedhof gefunden.«
    »Verdammt nochmal, Finn …«
    »Hörst du mir überhaupt zu? Sie war verletzt.«
    »Was hast du da zu suchen gehabt? Du weißt doch, dass du bei dem Wetter nicht alleine draußen rumlaufen sollst.«
    Wie so oft reden sie aneinander vorbei. Fünf Jahre sind sie jetzt zusammen, und sie haben noch nicht ein Gespräch geführt, ohne irgendwann vom Thema abzukommen. »Vergiss es, Roz. Ihr Name ist Harley Moon.«
    »Wie bitte?« Sie presst die Worte hervor. »Moon?«
    Er erzählt ihr alles. Was Harley gesagt und was sie angedeutet hat. Er weiß, dass seine Betroffenheit nicht besonders überzeugend ist, Roz schnalzt nur missbilligend mit der Zunge. Eine Angewohnheit, die sie sich bei Judith abgeguckt hat und die ihm ziemlich auf die Nerven geht. Sie will ihn einfach nicht verstehen.
    »Was wollte sie da?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wer hat sie geschlagen?«
    »Hab ich doch gesagt, ich weiß es nicht.«
    Sie wirft die leere Weinflasche in den Müll. »Na ja, so schlimm kann es nicht gewesen sein, wenn sie ganz allein wieder los ist. Hat sie dich angemacht?«
    »Nicht jedes junge Mädchen ist hinter mir her.«
    »Das ist aber ein riskanter Standpunkt, Finn. Okay, ich stelle die Frage nochmal anders. Hast du sie angefasst?«
    »Ich habe sie hier rein getragen.«
    »Hast du sie angefasst?«

    Er weiß, dass er es nicht anders verdient, aber mein Gott …
    »Nein. Das Mädchen war verletzt und hatte Angst.«
    Die Antwort scheint Roz tatsächlich ein bisschen zu beruhigen. »Aber sie hat nicht gesagt, warum.«
    »Nein.«
    »Vielleicht ist sie vor irgendeinem Jungen weggelaufen.«
    »Vielleicht.«
    »Oder ihr Vater wollte sie verprügeln. Du kennst ja die Leute hier.«
    »Ja. Aber sie wollte nicht, dass ich die Polizei rufe, und sie wollte auch auf keinen Fall in die Schule.«
    Wieder das Kopfschütteln. »Die trauen der Polizei hier genauso wenig wie die Kids in der Stadt, und Fremden wie uns auch nicht, egal, wie lange wir vor ihrer Haustür leben.«
    »Ich weiß, du hast Recht«, sagt er und verkneift sich jeden weiteren Kommentar. »Sie nannte die Schule Hotel .«
    »Das tun sie alle. Schon immer.«
    »Sie haben ein langes Gedächtnis.«
    »Das hat jeder.«
    Vielleicht meint sie ihn, oder sich selbst. Es trifft in beiden Fällen zu.
    »Sie wusste von uns«, sagt er. »Dass wir zusammen sind.«
    »Na und? Wir sitzen jetzt seit drei Jahren hier in der Pampa. Wir sind so etwas wie ein offenes Geheimnis.«
    »Auch für die Leute in der Stadt?«
    »Natürlich, nehme ich jedenfalls an. Warum nicht? Denen ist das eh egal.«

    »Es ist ja nicht unbedingt so, dass wir uns in denselben gesellschaftlichen Kreisen bewegen würden. Ich habe mit keinem von denen mehr als ein oder zwei Sätze gesprochen.«
    »Du hast noch mit niemandem mehr als zwei Sätze gesprochen, Finn.«
    Roz fährt ihm durchs Haar, streicht ihm die Locken zurück und verdeckt seine Narben. Sie lässt die Hand an seiner Wange liegen und reibt darüber, als wollte sie ihm Lippenstift wegwischen. Irgendetwas will sie ihm damit sagen, aber er hat keine Ahnung, was. Er weiß, dass es ihm später einfallen wird, dann, wenn er es am wenigsten erwartet, nachts oder mitten im Unterricht. Dann macht es Klick, und alles passt zusammen, und er denkt: Ah, das hat es bedeutet.
    Er sollte die Sache vergessen, aber er kann es nicht. Das Mädchen hat den Polizisten in ihm geweckt. »Harley hat gesagt, dass jemand böse Dinge über uns denkt.«
    »Böse Dinge? Über uns?«
    »Ein böser Wille, sagte sie.«
    »Was soll das überhaupt bedeuten?«
    »Kann ich dir nicht sagen.«
    »Muss uns das interessieren? Die sind doch alle nicht ganz dicht hier. Das ganze Tal ist verseucht von Crystal Meth. Vielleicht hat sie etwas genommen?«
    »Kann gut sein, aber eigentlich machte sie nicht den Eindruck.«
    »Würdest du

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