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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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erregt sie auch. Die Eifersucht steigert ihr Verlangen nach ihm. Wann immer sie sieht, dass die Mädchen sich um ihn kümmern und ihm helfen, geht sie dazwischen und steckt ihr Revier ab.
    Roz’ Hand an seinem Schenkel wird fordernder, aber er muss sich konzentrieren. Ein leichter Kopfschmerz macht sich unter seinen Narben bemerkbar, was ihn jedes Mal auf die Idee bringt, dass die Metallplatte in seinem Kopf zerkratzt, verbeult und verrostet ist. Er versucht, das Thema zu wechseln.
    »Wie war euer Einkaufsbummel?«, fragt er.
    »Hat Spaß gemacht. Mit Duchess macht es immer Spaß, auch wenn wir nichts Besonderes machen. Sie erzählt
den ganzen Tag Geschichten, hat Hunderte von Verwandten, und von jedem hat sie irgendwas gelernt. Sie haben alle so wunderbare Namen. Ihr Vater heißt Justice James der Dritte. Ihre Schwester Sweet Forgiveness. Einmal hat sie von einem Cousin erzählt, der Truth hieß, ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das sein richtiger Name ist oder nur eine Metapher.«
    Natürlich eine Metapher, denkt Finn, so wie die anderen auch.
    »Wenigstens hat sich die Stadt für die Feiertage ganz schön rausgeputzt«, sagt sie. »Sie haben Lichterketten an den Laternenpfählen aufgehängt und die Hauptstraße geschmückt, und vor dem Rathaus steht ein riesiger Weihnachtsbaum mit Hunderten von Zuckerstangen und Weihnachtsschmuck. Sie wollen nicht, dass es so aussieht, als mache ein Laden nach dem anderen zu. Sie versuchen, den Mut nicht zu verlieren.«
    »Ich schätze, die Leute, die ihre Jobs in der Mühle und in der Fabrik verloren haben, halten das für Zeitverschwendung und rausgeschmissenes Geld.«
    »Das stimmt natürlich, aber es ist trotzdem wichtig, findest du nicht? Du weißt doch, man muss das Spiel mitspielen, die Fassade wahren, was bleibt einem sonst? Man gibt auf und läuft davon.« Sie trinkt ihr Glas aus und gießt sich noch eins ein. »Allerdings scheinen sie etwas gegen den Weihnachtsmann zu haben. Jesus und Rudolph siehst du überall, die Chipmunks, die Heiligen Drei Könige, die Jungfrau Maria, aber keinen Weihnachtsmann. Im Ernst. Kommt dir das nicht merkwürdig vor?«
    »Doch«, gibt er zu.
    »Das meine ich ernst.«

    »Das sagtest du bereits. Du hast Recht, es ist tatsächlich merkwürdig.«
    Dauernd entdeckt sie irgendwas Subversives oder Aufrührerisches, nur weil sie sich langweilt. Als gäbe es hier draußen in der Pampa eine Sekte, die den Weihnachtsmann ausmerzen will. Damals in der Stadt sammelte sie Artikel über skrupellose Bullen, Mafiainformanten und den korrupten Bürgermeister. Sie wusste aus erster Hand von den Verschwörungen, es erschütterte ihren Glauben an die Menschheit, und sie fing an, hinter die Oberfläche zu schauen. Die Mappe liegt unter ihrem Bett. Manchmal holt Finn sie raus, einfach, um das Gewicht in seinen Händen zu spüren.
    »Vielleicht ist es eine Gegenbewegung«, sagt sie. »Das ist zwar nicht unbedingt der Mittlere Westen, könnte es aber genauso gut sein. Vielleicht hassen sie die Katholiken genauso wie alle anderen, und deshalb: Lebewohl Weihnachtsmann.«
    »Klingt absolut einleuchtend«, sagt Finn und denkt: Der Weihnachtsmann ist also ein Katholikenführer? Aha, und Rudolph ein WASP, ein weißer angelsächsischer Protestant?
    Das ist einer der Gründe, warum er Roz so gern hat. Sie sieht die Welt immer aus einer anderen Perspektive, sieht Dinge, die er nie erwartet hätte, egal, wie lange sie schon zusammen sind.
    Ihre Finger kehren zu seinem Bein zurück, massieren es, energisch und bestimmt. Sie beugt sich vor und küsst ihn, den Mund voll Wein, er rinnt ihr übers Kinn auf sein Hemd. So etwas gefällt ihr, Spuren zu hinterlassen, Chaos zu veranstalten, damit er nachher, wenn er saubermacht, an sie denkt.

    »Hey, die Flasche hat acht Dollar gekostet, schütte nicht alles daneben.«
    Ein kehliges Lachen dringt aus ihr und in ihn hinein, bis er einen Ständer hat. Das ist Finn von seiner besten und schlimmsten Seite, und Roz weiß das.
    Eng umschlungen lässt sie sich unter Küssen von ihm ins Schlafzimmer führen, auch wenn er dafür mit dem Rücken an den nackten Wänden entlangstreifen muss. Er kann sich immer noch nicht richtig konzentrieren. Der Gedanke, da keine Bilder hängen zu haben, lässt ihm keine Ruhe. Er will sie fragen, ob es sie stört. Drei Jahre in diesen kalten unpersönlichen Räumen, und sie hat nie ein Wort darüber verloren. Finn öffnet den Mund, aber ihre Lippen schließen sich um seine und schlucken seine

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