Der Geruch von Blut Thriller
selbst kaum verletzt. Finn fragt sich, ob Ray auch den Wagen der Staatsanwaltsfrau verkabelt hat.
Wie in jeder schlechten Ehe muss ein gewisser Schein gewahrt werden. Später am Nachmittag schaut Finn mit Blumen und einer Handvoll Bücher im Krankenhaus vorbei. Dani sitzt schon an Rays Bett, und sie reden angeregt über North Carolina. Sie glaubt, Ray wolle in den Ruhestand gehen und von seiner Rente leben.
Finn kommt herein, und sie sagt: »Du musst die Typen finden, die das getan haben. Du musst sie finden und töten.«
Finn sagt: »Klar.«
Er legt Ray die Blumen auf die Brust, und Ray schnuppert daran und reicht sie dann Dani, die anfängt zu weinen, als sie nach einer Vase sucht.
Sie will, dass Finn die Schweine tötet. Nicht, um Ray zu rächen, sondern weil sie weiß, dass die Gefahr immer
näher rückt. Er soll alles tun, um ihr Zuhause zu schützen und dafür zu sorgen, dass sie sicher sind.
Die meisten Frauen wollen, dass ihre Männer die Klappe halten. Dass sie das Geld nehmen, im Zeugenstand lügen und das Beweismaterial verlieren. Aber Dani weiß, dass für Finn das kleinere Übel darin besteht, abzudrücken.
»Wie war’s?«, fragt Ray.
»Ungefähr so, wie man es sich denken kann. Musst du nicht auf dem Bauch liegen, damit dein Arsch ein bisschen Luft bekommt?«
»Die haben mich so vollgepumpt, dass ich es nicht mal merken würde, wenn sie mir eine Modelleisenbahn in den Hintern schieben. Eigentlich soll ich auf der Seite liegen, aber ich hab Angst, dass in gemischter Gesellschaft mein Johnnie zum Vorschein kommt.«
»Falls das irgendjemand interessieren sollte, turnen ihn die Blasen an deiner Birne bestimmt wieder ab.«
»Du würdest dich wundern.«
»Allerdings, ja.«
Ray hat einen 38er halb verdeckt unter dem rechten Bein liegen und kann ihn jederzeit ziehen, sollte unerwünschter Besuch auftauchen.
»Das nächste Mal bist du dran.«
Es gibt keinen Grund, warum Carlyle oder sonst irgendjemand hinter Finn her sein sollte, es sei denn, Ray hat ihnen irgendwelche Lügengeschichten aufgetischt. Wahrscheinlich bekommt er doppelt so viel wie die anderen, weil er ihnen erzählt, Finn wäre bei jedem ihrer Deals sein Partner. Ein guter Witz, Finn muss lachen. Den Bullen ist er zu anständig, und die Mafia denkt, er habe jede Menge Dreck am Stecken. Kein Wunder, dass
Ray die ganze Truppe über den Haufen ballern wollte. Auf seine Art wollte er Finn vielleicht sogar beschützen. Falls er ihn nicht kaltmachen wollte.
Die Schwester kommt rein und gibt Ray seine Medikamente. Es sind sechs kleine Becherchen mit Pillen. Sie sagt leise etwas zu ihm, woraufhin er in sein Wenn ich laut genug lache, kriege ich sie vielleicht ins Bett -Lachen ausbricht. Er schluckt die Pillen und schlürft das Wasser, das sie ihm gibt, als wäre es Champagner. Sie reibt ihm Salbe auf die nackten Augenbrauen.
Als sie an Finn vorbeigeht, bemerkt er, dass ihre Pupillen geweitet sind und ihre Schultern leicht nach unten hängen. Erst denkt er an eine Dosis Downers, aber heutzutage haben starke Antidepressiva oder auch Ritalin dieselbe Wirkung.
Sie sagt zu Finn: »Ich heiße Rose, aber alle nennen mich Roz.«
»Warum?«, fragt er.
»Warum was?«
»Warum nennen sie Sie Roz, wenn das nicht Ihr richtiger Name ist?«
Sie denkt kurz nach. »Wahrscheinlich, weil ich sie lasse.«
Er hat das Gefühl, dass sie ihm so was wie ein Geheimnis mitteilen will, aber er hat keine Ahnung, was.
»Sind Sie der Bulle, der die Typen findet, die das getan haben?«
»Findet und tötet«, erwidert Finn.
Bei seinen nächsten Besuchen stellt er fest, dass Roz ungefähr doppelt so oft zu Ray kommt wie zu den anderen Patienten. Sie ist sogar ein paarmal bei den Pressefotos dabei. Die Reporter fragen Ray, was passiert ist und
wie es mit dem Carlyle-Fall zusammenhängt. Ray weicht nie auf die »Kein Kommentar«-Nummer aus - er redet viel, ohne wirklich etwas zu sagen. Roz posiert provokativ neben ihm auf dem Krankenbett. Ein oder auch zwei Knöpfe ihres Schwesternkittels werden aufgeknöpft. Sie hat ein hübsches Dekolleté. Die Medienheinis können sich kaum sattsehen daran. Ray auch nicht. Die Krankenhausverwaltung sieht das anders.
Sie muss sich einiges anhören. Es läuft bereits ein internes Verfahren gegen sie wegen Problemen mit Medikamenten bei der Arbeit, aber deswegen wird man heute nicht mehr gleich gefeuert. Vielleicht schicken sie einen auf Entzug. Sie flirtet extrem mit Ray und ein bisschen weniger mit Finn, stemmt die Hüften vor
Weitere Kostenlose Bücher