Der Geruch von Blut Thriller
dauert ganze zwei Sekunden. Vielleicht eine zwanzig Zentimeter lange Klinge. Rack macht keine halben Sachen. Aber das tut wahrscheinlich niemand, der ein Messer am Gürtel trägt. Er sticht gern kleine Mädchen.
Finn rast innerlich, die Wut durchströmt ihn wie ein Fluss. Gedanken jagen ihm durch den Kopf. Er wartet, horcht auf Schritte. Es sind keine zu hören. Und dann doch. Es klingt, als würde Rack galoppieren. Pudge bewegt sich. Vi berührt Finn am Kreuz, dort, wo er es gern hat. Sie will, dass er mit ihr kommt, weg von hier. Als er einen Schritt zurückgeht, tritt er in ihr Blut.
»Du bist nicht gut mit dem Messer. Mein Bruder schon. Mein Bruder ist richtig gut.«
Finn schlägt mit dem Stock auf den Boden, das Echo spült über die beiden hinweg. Die Schallwellen kehren zurück und treffen Finn am ganzen Körper.
Er dreht sich um und steht vor seinem Schatten. Er bewegt sich genauso wie er selbst, hält die Waffe so wie er. Und im Sonnenlicht ist er hässlich, so wie er.
Ihm bleibt keine andere Wahl. Er muss sie von Vi weglocken. Er hat ein Messer und zwei kräftige Hände. Gegen zwei bewaffnete Männer hat er keine Chance, aber er kann sie verwunden, vielleicht sogar schwer. Er hat keine Angst zu sterben, nicht einmal wegen einer so dummen Geschichte wie dieser hier, worum es auch gehen mag. Jetzt zählt nur noch die Pflicht. Das ist alles, was ihm geblieben ist, als Polizist und als Mann. Es ist sein Job, die Unschuldigen zu beschützen. Das war nicht gelogen. Und letzten Endes war es auch nicht dumm.
Ich bin ein Stein in der Nacht. Ich zerbreche nicht.
Ich träume vom Töten.
Violet sagt: »Ich liebe Sie.«
Ihre Stimme durchfährt ihn. Sie zieht sich an ihm hoch und lehnt sich an ihn, bevor sie allein steht. Er hört ihre Knöchel knacken. Sie ballt die Fäuste. Vi kämpft an seiner Seite. Sie kämpft für ihn. Sie stürzt tatsächlich vor. Er lässt den Stock fallen und versucht, sie aufzuhalten.
Aber er ist zu langsam.
Ein Geräusch wie damals.
Sein Schädel zersplittert.
Ein Atemzug löst sich von Vis Lippen und flattert weiter und weiter, bis er für immer stehen bleibt.
Tief in seinem Inneren, an seinem schwächsten Punkt, stößt Finn einen Schrei aus. Er steigt ihn ihm auf, wird schneller und stärker, bis er den Boden seines Gehirns durchbricht. Er macht einen Satz nach vorn, packt Pudge
mit der rechten Hand an der Gurgel und rammt Rack den linken Ellbogen ins Gesicht. Pures Glück.
Die drei bewegen sich wie ein Trio, das diesen Tanz schon tausendmal durchgespielt hat. Sie brechen durch die Tür, das Glas zerspringt, das Holz zersplittert. Finn versucht, Pudges Halsschlagader zu treffen, die jedoch ein dicker Schal schützt. In und um Finn herum tobt ein einziger Sturm.
Er rutscht aus, fällt in den Schnee und versucht, wieder auf die Beine zu kommen. Rack ist jetzt unter ihm, und Finn hämmert wie wild auf ihn ein. Er versucht, ihm mit der Handkante die Kehle zu zertrümmern. Dann rennt er so schnell er kann durch den knietiefen Schnee. Er hofft, über den Rasen auf den Wald zuzulaufen, der an das Gelände grenzt. Gleich werden sie hinter ihm her sein.
Der Plan ist gut, nur dass er stolpert, irgendwo hängen bleibt und sich praktisch das Hemd vom Rücken reißt. Der Wind macht ihn taub und raubt ihm die Orientierung. Nachdem er einen unbeholfenen Purzelbaum geschlagen hat, landet er in einer etwas über einen halben Meter hohen Schneewehe. Er muss über die Hecke vor dem Torhaus gesprungen sein.
Im nächsten Augenblick ist Pudge über ihm, laut schnaufend. Finn stößt ihm die Klinge mitten ins Gesicht und dreht sie herum. Es fühlt sich an, als wäre er durch den Gaumen direkt in die Schädelhöhle gedrungen. Finns Hände sind plötzlich heiß, und irgendetwas schießt ihm gegen das Kinn. Pudge stößt einen Todesschrei aus und hustet Finn Blut ins Gesicht. Finn spuckt es zurück.
Es schmeckt nach Sonne. Finn lebt, und der mörderische Schneesturm löst sich in gleißendes Licht auf.
TEIL 3
Der Sehnerv
D ie Autobombe, die Ray erwischt, reißt ihm zwei Zehen von seinem linken Fuß ab, jagt ihm ein paar Splitter in den Arsch und brennt ihm die Augenbrauen und einen Großteil seiner Haare weg.
Es passiert an dem Morgen, als er vor Gericht gegen Carlyle aussagen soll. Der Staatsanwalt macht ohne ihn weiter. Während Finn im Zeugenstand steht, kommt er zu dem Schluss, dass Ray die Bombe selbst gelegt hat. Er hat gute Arbeit geleistet, der Wagen ist komplett demoliert und er
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