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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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dich reden?«
    Rack antwortet nicht. Pudge stöhnt verärgert auf und sagt: »Ich bin nicht dumm, blinder Mann. Mein Bruder ist der Chef. Er ist der Chef, aber reden, reden tu ich. Er redet nicht gern, aber ich, ich ja.«
    Wenn sie also Geld wollen, muss er mitspielen und sie hinhalten. »Ich habe euer Geld nicht hier.«
    »Dann holst du es.«
    »Ich habe es, nur nicht hier. Aber ich bezahle euch.«
    »Weißt du noch, wie viel es ist?«
    »Ja.«
    »Wie lange? Wie lange brauchst du?«
    »Einen Tag.«
    »So viel? So viel Zeit?«
    »Ja.«
    Pudge reibt sich über das mit dichten Stoppeln übersäte Kinn. Das langsame Kratzen erklingt synchron zum Platschen von Vis Blut auf den Fliesen.
    Wenn er sich Rack vorstellt, wie er vor ihm im Flur steht, sieht Finn seinen eigenen Schatten an der Wand. Man erkennt ihn eindeutig als seinen Schatten, leicht angewinkelt, in der linken Hand den Gehstock, in der rechten das Messer.

    »Mein Bruder glaubt dir nicht, Mann. Wo kriegst du das Geld morgen her, wenn du es heute nicht hast?«
    »Ich kriege es.«
    »Woher? Woher kriegst du es?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Wir glauben dir nicht. Das ist nicht wahr, was du sagst.«
    »Wem habt ihr sonst noch wehgetan, Pudge?«
    »Das geht dich nichts an. Wenn du bezahlt hättest, als du solltest, wenn du getan hättest, was du solltest, und als du es solltest, dann …«
    »Habt ihr noch jemandem wehgetan?«
    »Wir haben unsere Mittel und Wege, Mann.«
    Als würde er mit einem Betonblock reden. »Das weiß ich. Habt ihr noch jemandem wehgetan?«
    Sie kommen näher.
    »Wir haben uns eine Krankenschwester geholt, falls jemand ein bisschen blutet.«
    Sie haben Roz. Finn tritt einen Schritt vor. Vielleicht haben sie ihr etwas angetan. Sie vergewaltigt. Womöglich haben sie sie halbtot in irgendeinem einsamen Flur liegen lassen, in einem der Räume verstaut, oder ihre Leiche in den Schnee geworfen. Mindestens einem von ihnen kann er die Kehle durchschneiden.
    Sie kommen noch ein Stück näher.
    »Und was willst du jetzt tun, Pudge?«
    »Das ist die Frage. Die Frage, auf die wir eine Antwort haben. Wir werden euch weiter Schaden zufügen. Du bekommst deine Lektion. Deine Lady hat ihre Lektion auch nicht gelernt. Und deine Mädchen auch nicht. Du brauchst noch ein bisschen mehr Blut.«

    Finns Schatten wird länger und wandert über die Wand. Er macht zwei Schritte in ihre Richtung. Finn bewegt sich darauf zu.
    Er packt den Stock ein Stück weiter unten, schwingt ihn im kurzen Bogen und erwischt Rack mitten im Gesicht, ohne dass der einen Laut von sich gibt. Der Kerl scheint einen kräftigen Kiefer zu haben.
    Das kann dauern. Rack holt zu einem Schlag gegen Finns Kinn aus. Finn reagiert, als hätte er alles genau verfolgt, er dreht sich weg, so dass die Faust sein Ohr um Haaresbreite verfehlt, und rammt Pudge den Ellbogen in den Bauch.
    Sein Bauch ist riesig. Er sieht Stan Collins’ schütteres Haar herumfliegen, seinen klaffenden, sabbernden Mund, die dunklen Tränensäcke. Finn bleibt nah dran, nur so kann er kämpfen. Er muss die Typen nicht die ganze Zeit zwischen den Fingern haben, aber er will vermeiden, dass sie sich sammeln können.
    Er hebt das Messer, stößt zu und trifft ins Leere. Mit einem Satz dreht er sich um und sticht in die andere Richtung. Wieder daneben.
    Als er beim nächsten Mal einen halben Schritt vortritt, erwischt er ein Stück von einer Felljacke, aus gegerbten Tierhäuten. Kein gutes Zeichen. Vi schreit. Vi brüllt. Finn reißt den Stock herum, aber Rack ist nicht da. Nach nur vier Sekunden ist er schon am Arsch.
    Pudge hat durchaus Respekt vor dem Messer. Er weicht ein Stück zurück und sagt: »Du willst wissen, wem ich sonst noch wehgetan habe? Dir werde ich wehtun. Und zwar jetzt.«
    Nur wer die Dunkelheit nicht kennt, denkt, er könne ihm wehtun. Sie irren sich alle. Er ist dem Tod
schon begegnet. Das Schlimmste hat er bereits hinter sich.
    Aber er muss Vi beschützen.
    Sie ist jetzt rechts hinter ihm, so nah, dass er ihren Atem im Nacken spürt. Das Tropfen ist immer noch zu hören. Wenn es so weitergeht, ist sie in neunzig Minuten tot. Er dreht den Kopf zur Seite und fragt über die Schulter: »Wo?«
    »Rack steht links, drei Meter entfernt. Pudge steht anderthalb Meter vor Ihnen.«
    »Du lernst es einfach nicht, Mäuschen«, jammert Pudge. »Du lernst nicht, und du lebst falsch. Das ist traurig. Du machst mich traurig.«
    Vi zischt ihn an. Finn hört, wie jemand ein Messer aus der Scheide zieht. Es

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