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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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Äquivalent erhalten. Das Verlangen nach Geld als solchem besteht stets nur in dem Wunsch, Wert aus der Form von Ware oder Schuldforderung in die Form von Geld umzusetzen. Daher auch abgesehn von den Krisen, der große Unterschied zwischen Kapitalaufnahme und Diskonto, der bloß Verwandlung von Geldforderungen aus einer Form in die andre, oder in wirkliches Geld, zuwege bringt.
    〈Ich – der Herausgeber – erlaube mir hier eine Zwischenbemerkung.
    Bei Norman wie bei Loyd-Overstone steht der Bankier immer da als jemand, der »Kapital vorschießt«, und sein Kunde als derjenige, der »Kapital« von ihm verlangt. So sagt Overstone, jemand läßt durch ihn Wechsel diskontieren, »weil er Kapital zu erlangen wünscht« (3729), und es sei angenehm für denselben Mann, wenn er » Verfügung über Kapital erhalten kann zu niedrigem Zinsfuß« (3730). »Geld ist das Instrument, um Kapital zu erhalten« (3736), und in einer Panik ist der große Wunsch der Geschäftswelt, »Kommando über Kapital zu erhalten« (3743). Bei aller Verwirrung Loyd-Overstones über das, was Kapital ist, geht doch soviel klar hervor, daß er das, was der Bankier dem Geschäftskunden gibt, als Kapital bezeichnet, als ein vom Kunden vorher nicht besessenes, ihm vorgeschoßnes Kapital, das zusätzlich ist zu dem, worüber der Kunde bisher verfügte.
    Der Bankier hat sich so sehr daran gewöhnt, als Verteiler – in Form des Verleihens – des in Geldform disponiblen gesellschaftlichen Kapitals zu figurieren, daß ihm jede Funktion, wobei er Geld weggibt, als ein Verleihen vorkommt. Alles Geld, das er auszahlt, erscheint ihm als ein Vorschuß. Ist das Geld direkt auf Anleihe ausgelegt, so ist dies wörtlich richtig. Ist es im Wechseldiskonto angelegt, so ist es in der Tat für ihn selbst Vorschuß bis zum Verfall des Wechsels. So befestigt sich in seinem Kopf die Vorstellung, daß er keine Zahlungen machen kann, die nicht Vorschüsse sind. Und zwar Vorschüsse, nicht etwa bloß in dem Sinn, daß jede Geldanlage zum Zweck des Zins- oder Profitmachens ökonomisch als ein Vorschuß betrachtet wird, den der betreffende Geldbesitzer in seiner Eigenschaft als Privatmann sich selbst in seiner Eigenschaft als Unternehmer macht. Sondern Vorschüsse in dem bestimmten Sinn, daß der Bankier dem Kunden eine Summe leihweise übergibt, die das dem letzteren zur Verfügung stehende Kapital um ebensoviel vermehrt.
    Es ist diese Vorstellung, die, aus dem Bankkontor in die politische Ökonomie übertragen, die verwirrende Streitfrage geschaffen hat, ob das, was der Bankier seinen Geschäftskunden in barem Geld zur Verfügung stellt, Kapital ist oder bloß Geld, Zirkulationsmittel, Currency? Um diese – im Grunde einfache – Streitfrage zu entscheiden, müssen wir uns auf den Standpunkt des Bankkunden stellen. Es kommt darauf an, was dieser verlangt und erhält.
    Bewilligt die Bank dem Geschäftskunden eine Anleihe einfach auf seinen persönlichen Kredit, ohne Sicherheitsstellung seinerseits, so ist die Sache klar. Er erhält unbedingt einen Vorschuß von bestimmter Wertgröße als Zusatz zu seinem bisher angewandten Kapital. Er erhält ihn in Geldform; also nicht nur Geld, sondern auch Geld kapital.
    Erhält er den Vorschuß geleistet gegen Verpfändung von Wertpapieren etc., so ist es Vorschuß in dem Sinn, daß ihm Geld gezahlt worden ist unter Vorbehalt der Rückzahlung. Aber nicht Vorschuß von Kapital. Denn die Wertpapiere repräsentieren auch Kapital, und zwar einen höheren Betrag als der Vorschuß. Der Empfänger erhält also weniger Kapitalwert, als er in Pfand gibt; dies ist für ihn durchaus keine Akquisition von Zusatzkapital. Er macht das Geschäft nicht, weil er Kapital braucht – das hat er ja in seinen Wertpapieren –, sondern weil er Geld braucht. Hier liegt also Vorschuß von Geld vor, aber nicht von Kapital.
    Wird der Vorschuß geleistet gegen Diskonto von Wechseln, so verschwindet auch die Form des Vorschusses. Es liegt vor ein reiner Kauf und Verkauf. Der Wechsel geht durch Endossement über in das Eigentum der Bank, das Geld dagegen ins Eigentum der Kunden; von Rückzahlung seinerseits ist keine Rede. Wenn der Kunde mit einem Wechsel oder ähnlichen Kreditinstrument bar Geld kauft, so ist das nicht mehr oder nicht minder ein Vorschuß, als wenn er das bare Geld mit seiner sonstigen Ware, Baumwolle, Eisen, Korn, gekauft hätte. Und am allerwenigsten kann hier von einem Vorschuß von Kapital die Rede sein. Jeder Kauf und Verkauf zwischen

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