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Der Gesandte der Götter (German Edition)

Der Gesandte der Götter (German Edition)

Titel: Der Gesandte der Götter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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behutsam das getrocknete Blut von seinem Rücken. Voller Entsetzen und Mitleid betrachtete sie die aufgeplatzten, geschwollenen Striemen, und sie bewunderte Chiron dafür, dass er nun klaglos die schmerzhafte Prozedur ertrug, die das Säubern der Wunden darstellte.
    Doch das kühle Quellwasser linderte seine Schmerzen und außerdem nahm er erfreut zur Kenntnis, dass Loara ihn wie selbstverständlich berührte ohne zurückzuschrecken, wie sie es noch an dem Abend im Park ihrer Eltern getan hatte.
    Nachdem Loara eines der Tücher über seinen Rücken ausgebreitet und mit abgerissenen Stoffstreifen befestigt hatte, legte Chiron den Umhang wieder um seine Schultern. Dann stand er auf.
     
    „Wir sollten jetzt weiterreiten“, mahnte er. „Wir sind zwar alle müde, aber ich denke trotzdem, dass es besser ist, noch einige Meilen zwischen uns und Menas zu bringen, bevor wir an Schlaf denken.“
     
    Da die anderen der gleichen Meinung waren, ging man rasch zu den Pferden, denen der stundenlange Ritt erstaunlicherweise nicht anzusehen war.
     
    „Wenn Ihr wollt, könnt ihr nun gern mit Eurem Bruder reiten“, sagte Chiron zu Loara. „Ich bin jetzt wieder in der Lage, selbst ein Pferd zu meistern, und mein Brauner hat einen sanften Schritt.“
     
    Einen Augenklick zögerte Loara. Doch dann stieg sie wortlos in Falks Sattel. Leoris kam zu ihr herum und wollte sich hinter sie schwingen. Doch als er sich dem Rappen näherte um aufzusitzen, wich dieser aus und fing an zu tänzeln. Loara beruhigte das Pferd und Leoris wollte aufsteigen, doch wieder wich das Tier zur Seite. Noch zweimal wiederholte sich dieses Spiel, dann gab Leoris es auf.
     
    „Das ist mir ja noch nie passiert, dass mich ein Pferd nicht aufsitzen lassen will!“ Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Na, dann werden wir es wohl doch bei der alten Regelung lassen müssen“, sagte er zu Chiron, der bereits im Sattel des Braunen saß. „Wenn der Rappe mich nicht mag, ist wohl an einen ungestörten, schnellen Ritt nicht zu denken.“
     
    „Ich verstehe gar nicht, was er hat“, wunderte sich Loara. „Bei mir hat er noch nie Schwierigkeiten gemacht, und auch Chiron hat er ruhig aufsitzen lassen.“
     
    Chirons Gesicht hatte einen eigenartigen Ausdruck, als er nun von seinem Pferd stieg und Leoris die Zügel übergab. Als er sich nun hinter Loara auf den Rappen schwang, stand dieser wie eine Bildsäule.
     
    „Das verstehe, wer will!“ murmelte Chiron. Doch dann nahm er Loara die Zügel aus der Hand, trieb den Rappen an und lenkte ihn tiefer in den Wald hinein.
     
    Chiron war verlegen. Die Situation war ihm angenehm und unangenehm zugleich. Als er halb bewusstlos war und ihre Hilfe brauchte, hatte Loara ihn zu sich aufs Pferd genommen, da es keine andere Möglichkeit gegeben hatte. Doch nun war er, wenn vielleicht auch noch geschwächt, aber nicht mehr hilflos und bei vollem Bewusstsein. Würde ihr nun seine Nähe nicht zuwider sein?
    Er versuchte, sie so wenig wie möglich mit seinem Körper zu berühren. Doch dieses Unterfangen war sinnlos, denn die raschen Bewegungen des trabenden Pferdes ließen ihn immer wieder im Sattel nach vorn rutschen.
    Loaras Wangen waren von einer feinen Röte überzogen. Die Berührung durch Chiron kam fast einer Umarmung gleich. Vergeblich versuchte auch sie, ein wenig Abstand von ihm zu gewinnen. Doch bald gab sie diese nutzlosen Bemühungen auf. Sie war völlig erschöpft durch ihre Erlebnisse und den nächtlichen Eilritt. Seit über vierundzwanzig Stunden hatte sie jetzt nicht mehr geschlafen und war todmüde. Da sie Leoris und Chiron nun frei und in ihrer Nähe wusste, hatte ihre Anspannung nachgelassen. Nun fiel es ihr immer schwerer, die Augen offen zu halten. Die gleichmäßigen Bewegungen des Pferdes trugen noch dazu bei, und auf einmal sank ihr Kopf gegen Chirons Schulter und sie war eingeschlafen.
    Ein Schauer des Glücks überlief Chiron. Vorsichtig nahm er die Zügel in eine Hand und umfasste dann mit der anderen sanft die Taille des schlummernden Mädchens, damit es nicht vom Pferd fiele.
     
    Leoris hatte die Szene mit angesehen. Er warf Chiron einen verstehenden Blick zu und nickte dann lächelnd. „Gut, dass sie schläft! Sie muss völlig erschöpft sein.“
     
    Während des weiteren Ritts schlief Loara fest in Chirons Armen, und es war ihm, als bräche nach langem Regen wieder ein Sonnenstrahl durch die Wolken. Und das erste Mal seit langer Zeit spielte ein frohes Lächeln um seine

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