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Der Gesandte der Götter (German Edition)

Der Gesandte der Götter (German Edition)

Titel: Der Gesandte der Götter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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alles real war und die Gefahr noch immer drohend über ihnen hing. Immer wieder kämpfte er gegen die Schwäche an, die ihn ständig an die Grenze der Bewusstlosigkeit brachte. Der kalte Nachtwind kühlte seine fiebernde Stirn und half ihm, sich aufrechtzuhalten. Da er fror, half ihm die Wärme von Loaras Körper und tat ihm auf mehr als eine Weise wohl. Er fürchtete sich davor, wieder das Bewusstsein zu verlieren, denn er wollte Loaras Gegenwart mit wachen Sinnen auskosten. Er hasste es, dass sie ihn so hilflos sah. Kannte sie ihn nicht nur verwundet und hilflos, bis auf das eine Mal, wo er ihr auf so grausame Art seine Kraft und Überlegenheit bewiesen hatte? Das war wohl nicht geeignet, die Liebe und Bewunderung einer so stolzen Frau wie Loara zu gewinnen.
    Mit der ganzen Anstrengungen seines Willens gelang es Chiron, sich gegen seine Schmerzen abzustumpfen und seiner Schwäche Herr zu werden. Als der Morgen graute, schien das Fieber gesunken zu sein. Der heiße Schmerz auf seinem Rücken war in ein dumpfes Pulsieren übergegangen, aber Chiron fühlte, dass ihm sein Körper wieder gehorchte.
    Stundenlang waren sie schweigend geritten. Als es nun langsam hell wurde, brach Chiron das Schweigen.
     
    „Wir können nicht länger auf der Straße bleiben“, sagte er, als Loara das Pferd zum Schritt zügelte. „Ich kenne hier jeden Weg und Steg, denn dies ist mein Land und ich habe es als junger Mann oft durchstreift. Ich werde Euch einen Weg führen, wo uns niemand begegnen kann. Nur hier und da müsst Ihr wohl ein einsames Gehöft aufsuchen, Loara, um uns mit Proviant zu versorgen. Mit dem Tarnumhang werdet Ihr das leicht schaffen – und ein Dieb, der bezahlt, was er stiehlt, ist kein Dieb! Ich denke, Ihr versteht mich. Wir werden dort drüben in den Wald reiten. Nur wenn uns kein menschliches Auge sieht, besteht Hoffnung, dass Menas unsere Spur verliert. Er wird zwar genau wissen, in welche Richtung wir reiten, aber er kann nicht alle Wälder Varannias überwachen lassen. Zunächst aber müssen wir einen Bach finden, an dem wir die Pferde tränken können, und ich denke, auch uns wird einer Rast gut tun. Aber zunächst bitte ich Euch, löst den Riemen. Er ist wohl nicht mehr erforderlich.“
     
    „Es freut mich, dass es Euch besser zu gehen scheint“, sagte Loara und öffnete den Knoten des Riemens. Auch sie hatte zwiespältige Gefühle empfunden bei der engen Berührung mit Chiron. Nie hätte sie gedacht, es je wieder ertragen zu können, seinen Körper so nah an dem ihren zu spüren. Flüchtig tauchte die Erinnerung an diese Nähe in anderer Art auf, doch der Schauder, der sie sonst dabei befallen hatte, blieb aus.
    Gegen Morgen hatte sie das Gefühl gehabt, er hielte sich nicht mehr an ihr fest, sondern umarme sie sanft mit zärtlichem Druck. Doch aufgrund seiner Verletzungen hatte sie das als Hirngespinst abgetan. Jetzt aber war sie sich dessen nicht mehr so sicher.
    Schon bald fanden sie einen kleinen Bach. Der Anblick des glasklaren Wassers, das murmelnd über moosbedeckte Steine sprang, machte ihnen erst deutlich, wie durstig sie durch den nächtlichen Eilritt geworden waren. Leoris sprang ab und wollte Chiron vom Pferd helfen, aber da war dieser schon aus dem Sattel geglitten. Zwar stand er etwas unsicher auf den Beinen, aber er bemühte sich, es die beiden anderen nicht merken zu lassen. Auch Loara war abgestiegen und führte die Pferde zum Bach. Nachdem sich alle erfrischt hatten, ließen sie sich auf dem weichen Moos am Bachrand nieder.
    Gern hätte Chiron Loara gebeten, seinen Rücken ein wenig zu kühlen, denn er glaubte, dass das kalte Wasser seinen Wunden gut getan hätte. Aber er scheute sich, sie wieder mit dem Anblick seiner Wunden zu belasten. Darum schwieg er.
     
    Doch da sagte Loara: „Wir müssen uns unbedingt um Eure Wunden kümmern, Chiron, so gut es jetzt mit unseren geringen Möglichkeiten geht. Und auch du, Leoris, solltest die Striemen in deinem Gesicht ein wenig kühlen. Es sieht böse verschwollen aus.“
     
    Während Leoris kurzerhand seinen ganzen Kopf ins Wasser steckte, ging sie zu Chiron und löste vorsichtig den Umhang von seinen Schultern. Ein paarmal verzog Chiron schmerzlich das Gesicht und biss die Zähne zusammen, als sie den blutverkrusteten Stoff von den Wunden abzog. Doch Loara bemühte sich, so sanft wie möglich vorzugehen. Aus ihrer Satteltasche hatte sie ein paar saubere Tücher geholt, die einen Teil ihres spärlichen Reisegepäcks bildeten. Nun wusch sie

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