Der Gesandte der Götter (German Edition)
seid.“
Gemächlich ritten die drei auf die Soldaten zu. Als sie nur noch wenige Schritte vor ihnen waren, rief einer der Männer sie an:
„Halt! Wer seid ihr und wo wollt ihr hin?“
„Mein Name ist Klibor, Herr, und das sind mein Weib Leria und ihr Bruder Audan. Wir hörten, dass ein Heer auf Koranor rückt. Wir haben Verwandtschaft dort und sind daher in Sorge. So haben wir uns aufgemacht, um zu helfen, die Stadt zu verteidigen oder den Verwandten vielleicht beistehen zu können.“
„Und zum Kampf nehmt ihr ein Weib mit?“ fragte der Sprecher argwöhnisch. „Ihr kommt mir sehr verdächtig vor!“
„Herr, mein Weib wollte nicht allein zu Haus bleiben“, sagte Chiron. „Sie ist in Sorge um die Mutter. Daher erlaubte ich ihr, uns zu begleiten. Ihr Bruder und ich werden sie schon zu schützen wissen.“
„Sie sieht so aus, als sei sie gewöhnt, sich selbst zu schützen“, erwiderte der Mann. „Wer sah je ein Weib mit Schwert und Dolch? Und sogar mit dem Bogen scheint sie vertraut zu sein. Das alles ist doch sehr merkwürdig! Ihr beiden Burschen tragt Bauernkleider, aber die Frau ist gekleidet, als sei sie von Stand. Und wer sah je Bauern auf solchen Rössern und gerüstet zum Kampf? ‘Runter von den Pferden mit euch! Wir wollen euch doch einmal näher anschauen.“
Chiron warf einen schnellen Blick zu Loara und ihrem Bruder. „Wohlan!“ sagte er dann und zog sein Schwert. „Wenn ihr denn meint, wir wären keine Bauern, so wollen wir euch doch zeigen, dass wir zu dreschen verstehen! Und dabei sollt ihr auch Gelegenheit haben, uns näher zu betrachten.“
Er trieb sein Pferd an und drang auf den Anführer ein. Auch Leoris und Loara zogen blank, und nun begann ein heftiger Kampf.
Mit wenigen Hieben hatte Chiron seinen ersten Gegner entwaffnet und stieß ihm nun das Schwert in die Brust. Schon jedoch musste er sich gegen den nächsten Angreifer wehren. Auch Leoris war bereits mit seinem Gegner fertig geworden und fiel nun dem Mann in die Seite, der Loara attackierte.
Chiron kämpfte wie besessen. Er hatte bereits den zweiten Soldaten verwundet, als der letzte Angreifer vom Kampf abließ, sein Pferd herumwarf und floh.
„Er darf nicht entkommen!“ schrie Chiron, stieß den bereits Verwundeten vom Pferd und wollte dem Entfliehenden nachsetzen.
Doch da rief Loara: „Halt, Chiron!“ Schon sang ihr schlanker Jagdbogen, und der Flüchtende fiel von einem Pfeil durchbohrt vom Pferd. Das Tier rannte noch ein Stück und blieb dann stehen. Loara trieb ihr Pferd an und ritt zu dem Gestürzten. Sie sprang ab und beugte sich über ihn.
„Er ist tot!“ rief sie den beiden Männern zu. Dann stieg sie wieder auf und kam mit gesenktem Kopf zurück.
Inzwischen hatten Chiron und Leoris die anderen Feinde untersucht. Drei von ihnen waren tot, der von Chiron vom Pferd Gestoßene aber lebte noch. Doch Chirons Schwert hatte ihn schwer verwundet. Als Chiron sich über den Sterbenden beugte, flüsterte dieser:
„Wer seid Ihr wirklich? Sagt es mir, bitte, denn ich möchte wissen, wessen Hand mir den Tod brachte.“
Chiron zögerte einen Augenblick, doch dann sah er keinen Grund, dem Sterbenden die Bitte nicht zu erfüllen. „Wenn es dir ein Trost ist“, sagte er daher, „so sollst du wissen, dass du von keines gewöhnlichen Mannes Hand gefallen bist. Ich bin Chiron, und du hast deine Hand gegen deinen König erhoben!“
Verwundert sah der Mann ihn an. „Da ich nicht glaube, dass Ihr einen Sterbenden belügt, muss es wohl die Wahrheit sein“, sagte er mühsam. „Aber dann mögen die Götter uns unser Vergehen verzeihen. Und verzeiht auch Ihr, Herr!“
Er wollte sich aufrichten, doch da brach ein Schwall Blut aus seinem Mund und er sank leblos zurück. Stumm kniete Chiron eine Weile neben dem Toten. Als er sich erhob, lag tiefe Trauer auf seinem Gesicht.
„Ich erkenne den Mann“, sagte er leise. „Er war damals einer meiner Hauptleute und mir treu ergeben. Diese Treue wird ihn wohl seinen Rang gekostet haben, dass er hier nur ein einfacher Soldat und nicht der Anführer war. Und nun musste er auch noch von der Hand des Mannes sterben, dem er so lange gedient hatte. Menas, deine Schuld türmt sich höher als die Gipfel des Torion-Gebirges!“ rief er drohend. Dann fasste er sich wieder. „Wir müssen die Toten fortschaffen“, bestimmte er, „sonst können sie uns doch noch zum Verhängnis werden, wenn sie zu zeitig gefunden
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