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Der Gesandte der Götter (German Edition)

Der Gesandte der Götter (German Edition)

Titel: Der Gesandte der Götter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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zu gewinnen.
    Als die Schlachtreihen sich gegenüberstanden, teilte sich Soradans Heer und bildete eine Gasse. Durch die Gasse ritten zwei Männer. Der eine war Leoris, der in seiner Hand das Banner mit dem Wappen des Königshauses von Varannia trug, in das die rote Rose der varannischen Prinzen eingestickt war. Der andere war Chiron. Er trug nur eine leichte Rüstung und ritt auf einem prachtvollen Schimmel, denn Soradan ihm geschenkt hatte. Sein Haupt war unbedeckt und sein nachtdunkles Haar wehte im Morgenwind.
    Als die beiden die vorderste Linie ihres Heeres erreicht hatten, schloss sich die Gasse hinter ihnen, und Leoris und Chiron hielten wenige Schritte vor der Heerfront an. Dann jedoch sprengte Chiron vor, bis er auf Rufweite an die Varannier herangekommen war.
     
    „Hört, ihr Männer von Varannia!“ rief er. „Hier steht Chiron, euer rechtmäßiger König, den Menas durch Verrat um seinen Thron brachte. Wollt ihr wirklich gegen mich kämpfen, oder wollt ihr mir helfen, den Tyrannen vom Thron zu vertreiben, auf dass wieder Friede und Freiheit in Varannia einziehen? Wer von euch nicht will, dass Menas das Volk noch länger quält, der schließe sich mir an. Wer aber den Verräter Menas wählt, der gehe mit ihm unter!
    Dort steht König Soradan und dort sein Sohn, Prinz Leoris! Beide bürgen dafür, dass ich die Wahrheit spreche. Und wem das nicht genügt, dem biete ich an, sich selbst davon zu überzeugen, dass auf meiner linken Schulter die Rose von Varannia eingebrannt ist.“
     
    Damit wendete er sein Pferd und wollte zurückreiten. Doch kaum hatte er den Rücken gedreht, als einer von Menas‘ Bogenschützen ihm einen Pfeil nachsandte, der ihm in den Arm fuhr und ihn unter der Wucht des heimtückischen Geschosses im Sattel wanken ließ.
    Da erhob sich ein Wutschrei im varannischen Heer. Dem hinterhältigen Schützen wurde der Bogen entrissen und er wurde von den über diese ehrlose Tat aufgebrachten Bürgern der Stadt niedergemacht.
    Das war jedoch erst der Beginn. Die aufgestaute Wut der gepeinigten, zum Kriegsdienst gepressten Männer von Koranor und der umliegenden Dörfer brandete über die von Menas entsandten Soldaten. Im Nu war der größte Teil von ihnen niedergemacht. Der Rest entfloh in wilder Panik.
    Jubelnd warfen die Varannier die Waffen fort und eilten auf Soradans Heer zu, das immer noch in geordneten Reihen stand, ohne sich auch nur einen Schritt bewegt zu haben.
    Der Arzt hatte mittlerweile den Pfeil aus Chirons Arm gezogen und die zum Glück harmlose Fleischwunde verbunden. Nun saß Chiron wieder auf seinem Pferd an der Spitze des Heeres und beobachtete die Niederlage von Menas‘ Schergen.
    Als nun die Männer von Koranor bei Chiron anlangten, blieben sie in respektvoller Entfernung von ihm halten. Ein Reiter löste sich aus dem Pulk und ritt zu Chiron hin. Er hielt sein Pferd an und verbeugte sich tief. Dann schaute er verlegen auf.
     
    „Herr“, sagte er zögernd, „gern möchten wir alle glauben, dass Ihr unser geliebter König Chiron seid, den wir tot wähnten und den wir lange betrauert haben. Doch nicht alle aus dem Volk kennen den König von Angesicht zu Angesicht, obwohl er sich oft den Leuten zeigte. Auch können vier Jahre einen Menschen sehr verändern. Darum nehmt es uns nicht übel, aber wir bitten Euch, dass Ihr uns das Mal zeigt. Ich bin der Bürgermeister von Koranor und wurde ausgewählt, Euch unsere Bitte vorzutragen.“
     
    Chiron lächelte dem Mann zu. „Es freut mich, Jagon, dass du noch immer Bürgermeister bist nach so langer Zeit. Das zeigt, dass du der Mann bist, für den ich dich hielt, redlich und klug und stets um das Wohl der Stadt besorgt. Doch sag, was ist mit Minela, deiner reizenden Tochter? Hat sie den Handelsherrn geheiratet, der damals um sie warb, als ich in eurer Stadt weilte? Doch komm, bevor du meine Fragen beantwortest, will ich zuerst eure Bitte erfüllen. Danach ist immer noch genug Zeit für Erinnerungen.“
     
    Er begann, die Riemen des leichten Brustharnischs zu lösen. Mit staunenden Augen hatte der Mann seinen Worten gelauscht. Jetzt liefen Jagon Tränen über die Wangen und er rief:
     
    „Herr, Ihr seid es wirklich! Jetzt habe ich keinen Zweifel mehr. Die Götter seien gepriesen, dass sie uns Euch zurückgaben! Doch Ihr habt Euch wirklich sehr verändert, Herr. Viel Leid muss Euch geschehen sein. Möge Irida, die Göttin des Glücks, Euch dafür entschädigen! Verzeiht unsere Bitte, Herr! Ihr braucht mir das Mal nicht mehr

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