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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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»Wollen Sie es mal versuchen?«
    Kilian stutzte. »Wenn ich da überhaupt hochkomme, wie komme ich dann wieder runter?«
    »Indem Sie es ausprobieren. Ganz einfach.«
    Er versuchte sein Glück, stieg auf die erste Sprosse, zwängte sein breites Kreuz in den engen Schacht und nahm noch zwei weitere Sprossen, bis er mit dem Kopf an die Decke des Kastens stieß.
    »Vorsichtig, es ist eng dadrin«, hörte er sie rufen. Dann Schritte. Franziska blickte durch die schmale Öffnung des Souffleurkastens auf der Bühne zu ihm herein.
    »Na, gefällt es Ihnen dadrin?«
    Kilian konnte sich nicht bewegen. Zu beiden Seiten war er eingeklemmt. Sein Kopf füllte das Guckloch nahezu aus.
    »Das ist ja die reinste Folter. Ein Pranger ist nicht unbequemer«, antwortete er.
    Er hob die Arme an, damit er mehr Platz für seinen Oberkörper hatte, aber auch das reichte nicht, um in eine halbwegs komfortable Position zu gelangen. Und da war noch etwas. Ein Geruch, den er anfangs nicht zuordnen konnte. Er kroch schwer und süßlich seine Nase hoch. Woher kannte er diesen Duft?
    »Deshalb machen den Job auch nur leichte Mädchen«, amüsierte sich Franziska. »Sie dürfen aber die Rolle einer Souffleuse im Theater nicht unterschätzen. Ohne uns geht normalerweise nichts. Wenn der Dirigent mit seiner Partitur und den Musikern beschäftigt ist und einer der Sänger seinen Text nicht parat hat, sind wir es, die ihm aus der Patsche helfen.«
    »Passiert das oft?«
    »Kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Auf das Stück, die Tagesform des Sängers, das Publikum und auf die Qualität des Dirigenten. Jedenfalls sind wir die letzte Rettung, bevor das Stück absäuft. Also, unterschätzen Sie uns nicht.«
    Kilian konnte kaum atmen in diesem engen Verlies. Zudem bereitete ihm der Geruch, der sich noch immer nicht verflüchtigt hatte, Kopfschmerzen. Er musste schnellstens aus dem Kasten raus, bevor er womöglich noch in Panik geriet. Der Rückweg war, wie vermutet, schwieriger als der Aufstieg. Blind musste er den Fuß in die Sprossen setzen, da er nicht nach unten schauen konnte. Erschöpft und um eine Erfahrung reicher kam er im Orchestergraben auf die Beine.
    »Wie lange machen Sie das schon?«, fragte er Franziska, die im Schneidersitz noch immer vor dem Souffleurkasten saß.
    »Diese Spielzeit ist mein sechstes Jahr als Souffleuse.« Kilian setzte sich neben sie. »Muss man dazu irgendetwas Besonderes gelernt haben?«
    »Im Normalfall nicht. In der Regel ist es die letzte Zufluchtsstätte für alternde Sängerinnen. In meinem Fall jedoch ist es etwas anders. Ich habe Dirigieren und Komposition an der Musikhochschule hier in Würzburg studiert und spiele Klavier, Geige und Cello.«
    Kilian zeigte sich überrascht. Wie konnte jemand mit ihrer Ausbildung diesen undankbaren und vor allem unsichtbaren Job in einem Hühnerkäfig machen?
    Franziska konnte seine Gedanken lesen: Wie konnte sie nur?
    »Es mag für Sie nicht einleuchtend sein, aber es ist eine verantwortungsvolle Tätigkeit. Leider hat sie ein schlechtes Image. Man hält uns immer für graue, strickende Omas, die hin und wieder einem vergesslichen Sänger etwas zuflüstern. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Mit uns steht und fällt so manche Aufführung. Im Grunde genommen sind wir der verlängerte Arm des Dirigenten.«
    »Apropos Dirigieren. Sind Sie niemals auf die Idee gekommen, diese Laufbahn einzuschlagen?«
    Kilian hatte einen Nerv getroffen. Für einen Moment änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Es schien, als gäre es in ihr. »Um ein Orchester anvertraut zu bekommen, müssen Sie Erfahrung und Erfolg nachweisen. Erfahrung und Erfolg bekommen Sie aber nur, wenn Sie dirigieren. Die Katze beißt sich also in den Schwanz.
    Es ist schon für Männer schwer, aber Frauen wird dieser Weg nahezu unmöglich gemacht. Das Dirigentenpult ist eine Männerbastion, in der Frauen nichts zu suchen haben.«
    »Es gibt keine Dirigentinnen …«
    »Maestras, das ist die von mir bevorzugte Bezeichnung. Ein paar wenige haben es geschafft. Die anderen werden klein gehalten oder völlig ignoriert.«
    »Ist das an allen Theatern so?«
    »Davon können Sie ausgehen. Auf der anderen Seite hat fast jedes Theater mit den gleichen Problemen zu kämpfen, wie wir hier in Würzburg. Überall fehlt das Geld. Auch Orchester werden aufgelöst. Und die wenigen, die sich halten können, werden von berühmten Maestros betreut. Also ein Maestro für zwei oder drei Orchester.«
    »Wieso das?«
    »Jede Stadt will sich mit

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