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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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deren Interpretation das Stück beruhte.
    »Wer ist es?«, drängte Heinlein ungehalten. Ediks Finger gehorchte.

20
    »Zum hundertsten Mal: Ich weiß nichts von einer Waffe. Ihr Zeuge muss sich irren.«
    Franziska Bartholomä saß im Vernehmungszimmer, ihr gegenüber der leitende Beamte Georg Heinlein.
    Er hatte sie an diesem Morgen abgepasst, als sie das Theater betreten wollte. Edik saß unterdessen von ihr ungesehen im Auto. Ihr Pumucklschopf hatte sie verraten. Eine widerspenstige Strähne hatte unter dem Kopftuch hervorgelugt – ein Detail, das Edik nur unbewusst wahrgenommen und bald vergessen hatte, ihm aber, als er die Souffleuse am Bühneneingang sah, wieder einfiel. Und natürlich die fließende Bewegung ihrer Hände. Er schwor, dass sie dieselbe Person war, die die Waffe gekauft hatte. Eine Gegenüberstellung auf dem Revier war somit überflüssig.
    »Er hat sie aber eindeutig erkannt«, erwiderte Heinlein. »Sie sind die Person, die ihm die Waffe abgekauft hat.«
    »Ihr Zeuge kann sagen, was er will. Ich bin es auf jeden Fall nicht.«
    Franziska blieb angesichts der prekären Lage und der Anschuldigungen, die gegen sie erhoben wurden, erstaunlich gefasst. Keine Anzeichen von Zittern oder eines Schweißausbruches. Ruhig, fast stoisch, saß sie aufrecht im Stuhl, hatte die Beine übereinander geschlagen und die Hände vor sich auf den Tisch gelegt.
    Sie hielt dem Blick Heinleins stand, stotterte und widersprach sich nicht. Sie musste sich sehr gut unter Kontrolle haben, dachte Heinlein, oder sie war tatsächlich unschuldig. Dann musste sich Edik geirrt haben. Aber er war sich doch seiner Sache so sicher gewesen. Ihre Haare und die Hände.
    Heinlein begann erneut von vorn. »Also, Sie haben diese Waffe gekauft …«
    »Nein.«
    »… und sind dann in das Zimmer von Fred Sandner geschlichen …«
    »Nein.«
    »… haben gewartet, bis er ein ruhiges Ziel bot, kamen dann aus Ihrem Versteck und haben in aller Ruhe die Waffe an seinen Schädel gehalten und abgedrückt.«
    »Sie sind verrückt.«
    »Was war Ihr Motiv?«
    »Ich habe keines.«
    »Und Ihr Alibi?«
    »Hab ich doch schon gesagt. Ich saß zu der betreffenden Zeit auf einer Bank vor dem Theater.«
    »Es gibt aber keine Zeugen dafür.«
    »Na und? Warum sitze ausgerechnet ich hier? Jeder Einzelne von den anderen hatte mehr Grund als ich, Freddie zu töten … wenn es überhaupt Mord war. Wieso glauben Sie eigentlich nicht, dass Freddie sich selbst getötet hat? Er hatte die Gelegenheit und einen guten Grund.«
    »Und der wäre?«
    »Chronische Inkompetenz.«
    »Aha.«
    »Oder Angst vor der Zukunft. Freddie hätte kein weiteres Engagement mehr bekommen, noch nicht einmal im Kindergarten zum Kasperle-Theater. Er war am Ende. Es gab keinen anderen Ausweg mehr für ihn.«
    »Als sich zu erschießen?«
    »Ja.«
    »Was macht Sie da so sicher?«
    »Er ist nicht der Erste, der sich am Mainfrankentheater das Leben genommen hat.«
    Heinlein reagierte nicht. Ja, es hatte schon einmal einen Suizid gegeben. Aber etwas anderes machte ihn stutzig. Wie konnte diese Franziska Bartholomä nur so sicher sein, dass Sandner sich das Leben selbst genommen hatte?
    »Wenn Sie sich der Reaktion Sandners so sicher waren«, sagte Heinlein, »dann hätten Sie ihn eigentlich gar nicht selbst töten müssen.«
    »Was soll das jetzt wieder?«
    »Nun, wenn Sie Sandner so gut kannten, wie Sie behaupten, dann hätte es doch gereicht, ihm einfach im passenden Moment die Waffe in die Hand zu drücken. Den Rest hätte er dann schon selbst erledigt.«
    »Ich habe es aber nicht getan … und wenn ich mich recht erinnere, war seine Tür abgesperrt, als er aufgefunden wurde. Oder irre ich mich da?«
    Das stimmte. Sie hätte einen Zweitschlüssel besitzen müssen, um nach der Tat die Tür von außen zu verschließen. Ihre Wohnung ist noch nicht durchsucht worden, dachte Heinlein, das würde gleich nach dieser Vernehmung geschehen. Mal sehen, ob da ein Schlüssel zu Sandners Büro auftauchen würde.
    Doch wie konnte er jetzt das Geheimnis der geschlossenen Tür lösen? Es gab nur eine Antwort: Sie musste die Waffe vorher im Büro auf seinem Schreibtisch platziert haben.
    Heinlein dachte noch eine Minute darüber nach. Dann war er sich sicher. »Ich weiß, wie Sie es gemacht haben.«
    »Na, da bin ich aber gespannt.«
    »Sie kannten Sandner genau. Sie konnten ihn über vier Wochen bei den Proben beobachten. Sie wussten, wenn er diese Produktion auch noch in den Sand setzt, ist er weg vom Fenster.

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