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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Chance auf Übernahme der Regie bekommen?
    Kayleen McGregor, die Bettgefährtin Sandners, die ein doppeltes Spiel hinter seinem Rücken spielte? Erst mit Sandners Tod war sie in Schwierigkeiten gekommen, nicht davor.
    Steven Vanderbuilt. Was hätte sein Motiv sein können? Nach Sandners Tod war er wieder mit seinem früheren Intimfeind zusammengetroffen. War Sandners Tod und Raimondis Engagement für ihn irgendwie von Vorteil?
    Blieb noch Franziska. Sie war die Allerletzte, die direkt unter einer vergeigten Regiearbeit zu leiden gehabt hätte. Wieso sollte gerade sie das Unwahrscheinliche begangen haben? Obwohl, sie war von einem Zeugen als Käuferin der Tatwaffe beschuldigt worden. Auch wenn diese Zeugenaussage für Kilian mit vielen Fragezeichen besetzt war, durfte er sie nicht außen vor lassen. Es musste einen Grund haben, wieso der Junge mit dem Finger auf Franziska gezeigt hatte und nicht auf eines der Ensemblemitglieder.
    Der Tod Sandners hatte mit einem anderen Sachverhalt zu tun, das lag nahe. Einem, der Kilian bisher noch nicht aufgefallen war. Doch so blind konnte er doch nicht gewesen sein. Er hatte in den vergangenen Tagen das gesamte Ensemble begleitet. Wenn es da einen Grund gegeben hatte, hätte es ihm auffallen müssen.
    Vielleicht hatte er es versäumt, Sandners Tod direkt in Zusammenhang mit den zwei Anschlägen auf Raimondi in Verbindung zu bringen. War das der Schlüssel?
    Kilian erreichte den Berliner Ring, den zentralen Kreisverkehr der Stadt. Am Zebrastreifen stauten sich ein paar Fahrzeuge wegen eines Fußgängers.
    Eines davon war ein Taxi. Es stand in der ersten Reihe, direkt neben ihm. Der Taxifahrer schaute verdrossen drein, war ungeduldig, wollte die Fahrt schnell fortsetzen. Auf der Rückbank saß jemand, den er erst auf den zweiten Blick erkannte. Das gab’s doch nicht. Vladimir. Noch bevor er reagieren konnte, fuhr das Taxi los, Richtung Mainfrankentheater.
    Kilian zögerte. Verdammt. Was jetzt? Er überlegte, dann lief er los.
    *
    Heute sind sie mir bedrohlich nahe gekommen. Wie hatte das nur passieren können? Ich hatte doch alles bis ins Kleinste geplant. Beim Kauf der Waffe war ich verkleidet, dachte, der Schleier würde reichen, damit der Junge mich nicht wiedererkennt.
    Aber nun ist es passiert, sie sind mir auf den Fersen.
    Ich muss mich vorsehen, darf nicht weiter auffallen, damit nicht noch andere mir auf die Spur kommen. Mein Puls rast. Gott sei Dank sieht man mich nicht. Ich bin unter ihnen, ohne dass sie etwas davon merken. So war es immer, so wird es bald nie wieder sein.
    Denn sie sind blind, sehen weder mich noch meinen Plan. Dieser Polizist, der mich vernommen hat, kann sich nur vorstellen, was in seiner Welt möglich ist. Das ist gut so, denn dieser Mangel schützt mich, hält mich und mein Vorhaben so lange verborgen, bis ich zuschlagen kann.
    Nur noch zwei Tage.

21
    Der Pförtner antwortete, dass er Vladimir nicht gesehen hatte. Kilian wusste, das konnte alles, aber auch nichts bedeuten. Er parkte seine Tasche in dem kleinen Kabuff und machte sich auf die Suche. Zuerst ging er in den Großen Saal. Wenn Vladimir hier sein sollte, dann würde er ihn am ehesten im Umfeld des
Don Giovanni
finden. Er ließ die beiden Stahltüren zur Bühne hinter sich, betrat vorsichtig die Nullgasse. Jeanne legte einen Finger auf die Lippen, deutete an, ruhig zu sein. Dann beugte sie sich wieder über den Klavierauszug des
Don Giovanni
, der in der dunklen Ecke von einem kleinen Spot oberhalb des Regiepultes beleuchtet wurde.
    »Haben Sie Vladimir gesehen?«, fragte er flüsternd. Jeanne verneinte mit einem Kopfschütteln, folgte gleich daraufhin wieder den Noten auf dem Papier.
    Auf der Bühne sah er den im petrolgrünen Anzug gekleideten Takahashi in Aktion. Um seinen Kopf war ein schwarzes Band mit zwei Löchern für die Augen gebunden, eine Maske, hinter der er seine Identität zu verbergen suchte. Die Szene war ganz ins Dunkel getaucht. Lediglich das Mondlicht warf einen schwachen Schein hinunter auf den Verführer, der das Herz der Zofe der Donna Elvira mit einem Liebeslied für sich gewinnen wollte. Er sang die Canzonetta Deh, vieni all a 
finestra
15 , musikalisch eingebettet in den Klang einer Mandoline und den der Streicher aus dem Orchestergraben. Kilian sah Blitzlichter aus dem Zuschauerraum aufzucken. Die Pressevorführung hatte begonnen. Er blickte kurz hinaus, er erkannte Stiller, am Pult dirigierend, Raimondi sah er nicht. Er musste sich mit den Presseleuten im

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