Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
Vom Netzwerk:
Unschlüssigen, die sich durch die Avancen des Edelmanns geschmeichelt fühlte, doch zauderte, da sie einem anderen versprochen war.
    Ihre Antwort
Vorrei, e non vorrei, mi trema un poco il cor
7 überzeugte im spielerischen Duett mit dem Altmeister der Verführung. Seine Stimme, sein Spiel kamen aus einem Guss, als hätte es nie etwas anderes gegeben als seine Interpretation des
Don Giovanni
.
    Die beiden machten auf Kilian den Eindruck eines vollkommenen Liebespaares, das sich wenig später in der Vereinigung völlig entfalten würde.
    Ihr gemeinsames
Andiam
8 am Ende des Duetts war mehr gehaucht als gesungen, der Liebespakt beschlossen. Wange an Wange lagen sie sich in den Armen, fest umschlossen, bis der letzte Ton sich in der Tiefe des Großen Saals verloren hatte.
    Kilian hatte die perfekte Inszenierung einer Liebesbeschwörung erleben dürfen. Wie es aussah, würde weder der junge Japaner und auch sonst niemand den Hauch einer Chance haben, gegen diesen
Don Giovanni
anzukommen.
    Spontaner Applaus brach los. Die Garibaldi erhob sich plötzlich neben Kilian, zog ihren Begleiter mit sich, beschied Kilian kurz angebunden, dass sie ihre Unterhaltung verschieben müssten, und verließ zornig den Saal.
    Raimondi gab allen eine fünfminütige Pause, um sich auf die Wiederholung der Szene vorzubereiten.
    Kilian nutzte die Gelegenheit und folgte der Garibaldi.
    Im Oberen Foyer sah er sie im Gespräch mit ihrem Begleiter. Ihre Stimmung hatte nichts an Zorn verloren, im Gegenteil, sie redete beschwörend auf ihn ein. Kilian hielt sich im Hintergrund und spitzte die Ohren.
    »Ich warne dich«, hörte er sie sagen. »Wir haben einen Vertrag, und ich lasse mich nicht vorführen.«
    »Mach dir keine Sorgen, ich habe alles im Griff«, beschwichtigte er sie.
    »Du kennst ihn nicht. Du weißt nicht, wozu er fähig ist.«
    »Aminta ist an mich gebunden. Ohne meine Zustimmung kann sie gar nichts machen. Und außerdem, die Verträge sind beschlossene Sache. Morgen liegen sie zur Unterschrift vor. Es ist alles mit Aminta besprochen. In der nächsten Spielzeit singt sie in Zürich.«
    »Wehe, du hintergehst mich.«
    Bevor sich die Garibaldi verabschiedete, trat Kilian hinzu. »Frau Garibaldi, einen Augenblick bitte.«
    »Herr Kilian, entschuldigen Sie, ich habe momentan überhaupt keinen Kopf für …«
    »Es dauert nur eine Minute«, sagte er und schielte dabei auf ihren Begleiter, den sie ihm nun hoffentlich vorstellen würde.
    Sie bemerkte es, machte die beiden bekannt. »Paul Batricio, der Agent von Frau Gudjerez … und das ist Herr Kilian …«
    »Kriminalhauptkommissar«, führte er den Satz zu Ende.
    Die Garibaldi zeigte sich erstaunt, fing sich aber schnell wieder.
    Batricio und er begrüßten sich mit einem Nicken. Kilian nahm die Garibaldi am Arm. »Entschuldigen Sie uns für einen Moment«, sagte er zu Batricio, »es dauert nicht lange«, und führte sie ein paar Schritte weiter ans Fenster.
    »Ich will Sie nicht lange aufhalten«, begann er, »ich weiß, dass sie sehr beschäftigt sind. Wie Ihnen bekannt ist, gab es einen Anschlag mit Todesfolge auf Herrn Raimondi und einen Journalisten. Sie haben beide gestern im Gang gesehen, bevor Sie den Aufzug benutzten. Mir ist dabei aufgefallen, dass Sie und Herr Raimondi in Streit über etwas gerieten. Können Sie mir sagen, worum es dabei ging?«
    Er kannte zwar schon Raimondis Ausführungen, aber er war gespannt, welche Position die Garibaldi beziehen würde.
    Der Umstand, dass Raimondi in Lebensgefahr geschwebt hatte, schien sie nicht zu überraschen. »Ich habe davon gehört«, antwortete sie kühl.
    »Nun …«
    Sie ließ sich mit der Antwort Zeit, nahm sich eine Zigarette, er gab ihr Feuer.
    »Raimondi und ich haben uns seit der Zeit damals nicht mehr gesehen. Seltsam, eigentlich sollte man sich in dem Beruf häufiger über den Weg laufen …«
    »Was meinen Sie mit der ›Zeit damals‹?«
    »Vor rund zwanzig Jahren in der Nähe von Stuttgart. Ich war seine Regisseurin, er am Beginn seiner internationalen Karriere als Bariton.«
    »Sie probten den
Don Giovanni

    »Richtig. Einen Tag vor der Premiere hat er sich aus dem Staub gemacht, und ich saß da ohne meinen Hauptdarsteller.«
    »Was war der Grund, wieso er die Produktion verließ?«
    »Der
Don Giovanni
am Royal Opera House in London war erkrankt. Sie suchten nach einem adäquaten Ersatz. Raimondi hörte davon und packte seine Sachen. Das ist alles.«
    »Und was geschah mit Ihrer Inszenierung?«
    »Was glauben Sie

Weitere Kostenlose Bücher