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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Bürgermeisterin, die an einem der Fenster des Wenzelsaales stand, die Forderungen entgegennahm.
    Sie hatte ein Telefon zur Hand, mit dem sie eine Verbindung zur Bayerischen Staatskanzlei hergestellt hatte. Sollte ihr Landesfürst ruhig hören, was die Würzburger zu seinen Sparplänen zu sagen hatten. Abends würden die Bilder der Demonstration im Fernsehen ausgestrahlt werden.
    *
    Diesmal war Heinlein vorbereitet. Der kleine Scheißer würde ihm nicht noch einmal entwischen. Er lauerte bereits seit einer geschlagenen Stunde im Hauseingang eines der vier Hochhäuser, die den Platz am Heuchelhof umsäumten. Eine Zivilstreife mit zwei Mann zur Unterstützung der geplanten Aktion hatte sich ein paar Meter weiter am Straßenrand positioniert. Jetzt hieß es warten, bis sich die Zielperson zeigen würde.
    Die Szenerie war der vom Vortag ähnlich. Die Skater malträtierten den Beton mit ihren Brettern, und eine Gruppe Jugendlicher leerte einen Bierkasten. Heinlein erkannte in einem der Skater den Jungen, der ihn angesprochen hatte. Die Gruppe war ausgelassen, dachte an nichts Böses. Von dem Informanten war jedoch nichts zu sehen. Das konnte noch Stunden dauern.
    Heinlein musste etwas unternehmen. Er funkte die Kollegen an.
    Der Trick war alt und hieß auf den Busch klopfen.
    Einer der Beamten verließ die Streife. Auf dem Platz näherte er sich den Skatern, sprach mit ihnen, wollte wissen, wo dieser bestimmte Junge vom Vortag zu finden sei. Er erhielt natürlich keine Antwort. Als er den Platz verlassen hatte, löste sich einer aus der Gruppe und hielt auf den Eingang eines der Hochhäuser zu. Heinlein setzte sich in Bewegung. Er vermied es, schnell zu laufen, um die anderen nicht zu warnen. Heinlein erreichte den Türeingang wenig später als der Skater. Er beobachtete, wie der Junge die vierte Klingel in der zweiten Reihe drückte. Nach einigen Worten in die Gegensprechanlage verschwand der Skater. Jetzt musste Heinlein nur noch abwarten. Tatsächlich, der Aufzug hinauf in den zweiten Stock setzte sich in Bewegung. Nach einer Minute kam er wieder im Erdgeschoss an. Heinlein machte sich bereit. Durch die Glastür kam ein Junge heraus. Er trug dieselbe Uniform wie seine Freunde: Baggypants, Sneakers, XXL-T-Shirt und Kappe der L.A. Lakers.
    Heinlein kam hinter der Ecke hervor, stand mit ihm auf einen Meter Auge in Auge.
    »Jetzt hab ich dich«, sagte Heinlein ruhig.
    »Am Arsch«, lautete die Antwort.
    Noch bevor er seine Finger für den Hilfepfiff in den Mund stecken konnte, hatte Heinlein sich ihn gekrallt. Über das Walkie-Talkie rief er die Kollegen. Er wies sie an, den Eltern Bescheid zu geben, dass ihr Sohn zur Vernehmung auf die Polizeiwache gebracht wurde.
    Der Tag neigte sich dem Abend zu. Die Vernehmung des Jungen dauerte bereits zwei Stunden. Er war hartnäckig, wollte keine Auskunft über die Käuferin der .38er geben. Und wie es aussah, würde an diesem Tag auch nichts mehr daraus. Seine Familie wartete im Eingangsbereich. Sie protestierten laut, sprachen von Polizeistaat und Foltermethoden. Ein Anwalt kam hinzu, wollte mit seinem Mandanten sprechen. Heinlein gab ihnen zehn Minuten. Danach hatte sich nichts geändert, der Kleine wollte noch immer nicht reden. Der Anwalt bestand darauf, dass er mit seinen Eltern nach Hause gehen konnte, Fluchtgefahr bestünde keine. Aber Verdunkelung, widersprach Heinlein. So würde der Junge über Nacht in Polizeigewahrsam bleiben. Mal sehen, wie hart der Kleine wirklich war.
    Das Telefon klingelte. »Heinlein.«
    Am anderen Ende der Leitung war Django Karazic. Heinlein war überrascht, die Buschtrommeln funktionierten noch immer gut. »Was gibt es?«, fragte er.
    »Lassen Sie mich mit Edik reden.«
    »Wieso?«
    »Weil ich ihn zur Vernunft bringen kann.«
    Heinlein reichte den Hörer weiter. Der Junge lauschte den Worten seines großen Vorbildes, so schien es zumindest, wenn man die Körpersprache zu lesen verstand.
    Die Entscheidung war schnell gefällt und das Telefonat beendet.
    »Ich weiß zwar nicht, wie sie heißt, aber ich würde sie wiedererkennen«, sagte er kleinlaut.
    Heinleins Stimmung hob sich von einer Sekunde auf die andere. Für diesen Tag war es für eine Gegenüberstellung schon zu spät. Aber gleich morgen früh würde er mit dem Zeugen Sue und Marianne als die Käuferin der .38er überführen.
    Heinlein schickte den Jungen nach Hause.

18
    Die Schlagzeile im Kulturteil der Frankfurter Allgemeinen lautete an diesem Morgen: Aus für Raimondi.
    Kilian nahm

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