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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Frankfurter Allgemeinen«, antwortete er. »Wir haben uns bestimmt schon einmal gesehen, wir wohnen im selben Hotel.«
    Kilian versuchte sich zu erinnern. »Kann sein.« Severin winkte die Bedienung herbei. »Was trinken Sie?«, fragte er Kilian.
    »Einen Espresso.«
    »Gut, dann zwei Espressi und ein Glas Wasser bitte.« Dann, wieder zu Kilian gewandt: »So viel Trubel um eine Opernaufführung hat Würzburg noch nicht gesehen. Was meinen Sie?«
    Kilian war sich nicht sicher, was es mit diesem Gespräch überhaupt auf sich hatte. »Was wollen Sie von mir?«
    »Mich mit Ihnen über die Aufführung des
Don Giovanni
unterhalten. Weiter nichts.«
    »Dann sind Sie beim Intendanten oder beim Regisseur besser aufgehoben als bei mir.«
    »Was die sagen, weiß ich schon. Mich interessiert, was Sie von den Ereignissen der letzten Tage und denen von heute Morgen halten.«
    »Nicht mehr und nicht weniger als sie.«
    Severin lächelte. »Das glaube ich wiederum nicht. Ich denke, dass Sie einen sehr guten Einblick haben.«
    »Und wenn, dann würde ich es Ihnen bestimmt nicht erzählen.«
    Die Espressi kamen. Severin startete einen zweiten Versuch. »Ich versichere Ihnen, dass nichts diesen Tisch verlässt, wenn Sie es nicht wollen.«
    Kilian lachte laut auf. »Dann wären Sie ein seltsamer Vertreter Ihrer Zunft.«
    »Im Ernst«, sprach Severin, »auch wir können schweigen, wenn wir wollen.«
    »Tut mir Leid, wir kommen nicht ins Geschäft.«
    »Was halten Sie aber davon, dass wir unsere Informationen austauschen. Ich weiß Dinge, die Sie bisher nicht in Erfahrung bringen konnten.«
    Kilian horchte auf. »Dann werde ich Sie wegen Verschleierung drankriegen. Am besten, Sie erzählen mir jetzt, was Sie glauben zu wissen.«
    Severin setzte sein Pokergesicht auf. Er war sich unschlüssig, begann aber dann doch. »Gut, dann mache ich den Anfang.«
    »Ich höre.«
    »Diese beiden Anschläge auf Raimondi – bei dem ersten ist ja mein Kollege ums Leben gekommen – riechen ganz entschieden nach Inszenierung.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Yucca, die aus unerfindlichen Gründen drei Stockwerke tief über den Handlauf fällt. Ein klarer Mord. Da gibt es keine Fahrlässigkeit oder einen Unfall. Die Tat wurde kalt und heimtückisch ausgeführt.«
    »Was noch zu beweisen wäre.«
    »Fragt sich, wer das Ziel war. Raimondi oder mein Kollege.«
    »Weiter.«
    »Ich weiß nicht, was der Täter für einen Grund gehabt haben soll, eine gute Reportage über die Produktion verhindern zu wollen. Ich habe mir seine Aufzeichnungen durchgesehen. Es fand sich nichts darunter, worüber sich das Theater hätte sorgen müssen. Im Gegenteil, es wäre pure Werbung gewesen.«
    »Bleibt also Raimondi. Was hätte es für einen Grund gegeben, gerade ihn, der eine Sensation für das Haus darstellt, töten zu wollen?«
    »Das habe ich mich auch immer und immer wieder gefragt.«
    »Haben Sie eine Antwort gefunden?«
    »Ja.«
    »Jetzt bin ich gespannt.«
    »Der Täter hatte es nicht auf Raimondi abgesehen – zumindest nicht direkt.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Er wollte ihn nicht gezielt treffen, sondern einen Anschlag auf ihn vortäuschen. Dummerweise ging die Sache schief. Dennoch, der Effekt blieb erhalten. Wir hatten eine Schlagzeile.«
    »Ging es allein darum?«, fragte Kilian besorgt.
    »Dem Täter schon, ich sehe sonst keine Erklärung.«
    »Waren Sie auch zufrieden?«
    Severin reagierte ärgerlich. »Was soll das? Wollen Sie mir Kaltschnäuzigkeit unterstellen? Ich kannte Keil immerhin gut.«
    »Wieso schreiben Sie dann über einen Vorfall, wenn Sie Zweifel über die Hintergründe haben?«
    Severin geriet in die Defensive. »Zum einen, weil ich darüber berichten muss, das ist mein Job. Zum anderen, weil ich mir nicht wie Sie eine Woche Zeit nehmen kann, um alles gründlich zu hinterfragen. Meine Zeitung erscheint täglich.«
    »Und da können Sie keine Woche warten, bis Sie den wahren Grund für die Tat ermittelt haben?«
    »Zum Teufel, nein. Ich stehe bei der ganzen Sache ziemlich unter Druck. Mein Chefredakteur erwartet täglich eine neue Geschichte über den Fortgang der Ereignisse. Ansonsten ist das Thema tot, oder eine andere Zeitung macht die Geschichte.«
    »Rechtfertigt das Ihr Schweigen?«
    Severin antwortete nicht. Die Grundsatzdiskussion über Moral und Ethik in der Journaille hatte er dieser Tage wohl schon öfters geführt.
    Stattdessen redete Kilian. »Also, Sie haben mit Ihrer Berichterstattung die Erwartungen erfüllt, die der Täter

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