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Der Gesang der Maori

Der Gesang der Maori

Titel: Der Gesang der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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sogar …« Und wieder beugte er sich über sie und gab ihr einen langen
Kuss, den sie bis in die Zehenspitzen spüren konnte. Sie ließ ihre Hände über
seinen Rücken fahren, zog ihn näher an sich heran. Selbst durch die Jacken
hindurch spürte sie die Hitze seines Körpers. Er stöhnte leise auf.
    Â»Später … Wir müssen das Boot aufräumen! Wenn es zu dunkel wird,
schaffen wir das nicht mehr. Und meine Mutter …«
    Â»â€¦Â wartet. Ich weiß«, ergänzte Katharina seinen Satz. Sie sah ihn
komplizenhaft an. »Keine Sorge, ich denke, wir haben danach noch eine lange
Nacht … Das heißt: Wo übernachten wir eigentlich?« Erst jetzt fiel ihr ein,
dass sie nicht wusste, was eigentlich geplant war.
    Matiu zog eine Grimasse. »Ich hab dich in das Gästezimmer bei meinen
Eltern einquartiert. Keine Sorge, das ist wirklich sehr schön, sogar mit Blick
aufs Meer …«
    Â»Der Blick aufs Meer ist mir jetzt im Moment ziemlich egal«,
erklärte Katharina und errötete ein wenig. »Ich dachte in dieser Nacht eher an
einen Blick auf dich!«
    Matiu lachte verlegen. »Wenn ich meiner Mutter plötzlich sage, dass
wir doch im Motel übernachten, dann weiß sie sofort Bescheid, sie ist sehr
feinfühlig in solchen Sachen. Nicht, dass mir das etwas ausmacht – aber ein
bisschen Platz für uns wäre mir doch wichtig.«
    Katharina streckte ihre Hand aus und fuhr ihm mit einer liebevollen
Bewegung über die Wange. »Wir finden schon einen Weg zueinander«, murmelte sie
dabei. Er nickte.
    Die nächsten Minuten brachten sie damit zu, das Boot mit Süßwasser
abzuspritzen, die Motoren unter Planen zu packen und die Neoprenanzüge auszuwaschen
und zum Trocknen aufzuhängen. Als endlich alles verpackt war, stiegen sie
schweigend in das Auto und fuhren zu Matius Elternhaus. Als er den Wagen
parkte, brach Katharina das Schweigen.
    Â»Hier bist du also aufgewachsen!«, stellte sie fest und sah sich das
hellgelb gestrichene Haus mit der weißen Veranda und den weißen Fensterläden
an. Eines der letzten Häuser von Kaikoura, bevor die Felsen mit der
Robbenkolonie begannen. Mit einer unbeholfenen Handbewegung deutete Matiu auf
Garten, Einfahrt und Haus. »Mein Paradies!«
    In dieser Sekunde flog auch schon die Haustür auf, und eine
zierliche Frau flatterte mit wehenden Haaren heraus und schloss Matiu in ihre
Arme. Soweit das möglich war bei einer Frau, die fast zwei Köpfe kleiner war
als Matiu. »Wie geht es dir? Zeig mir deinen Fuß! Tut er noch weh? Mein armer
Liebling!« Erst dann fiel ihr Blick auf Katharina. Sie runzelte die Stirn und
sah sie von oben bis unten an. Katharina fühlte sich unter den Blicken wie
nackt und wand sich innerlich bei dieser Musterung. Nach außen ließ sie sich
natürlich kaum etwas anmerken – nur guten Freunden wäre nicht entgangen, dass
sie hektisch am Nagel ihres kleinen Fingers herumspielte.
    Doch die Frau schien zufrieden mit dem, was sie da sah. Auf ihrem
Gesicht breitete sich ein gewaltiges Lächeln aus, und sie reichte Katharina die
Hand: »Schön, dass du auch da bist. Du musst Katharina sein. Willkommen in
meinem Haus!«
    Damit drehte sie sich um und ging ins Haus – sie ging wohl
selbstverständlich davon aus, dass ihr Sohn und seine deutsche Begleitung ihr
folgen würden.
    Neugierig sah Katharina sich im Inneren um. Insgeheim hatte sie
damit gerechnet, dass bei Maori sicherlich jede Menge polynesischer
Schnitzereien oder Ähnliches herumstehen würden. Aber hier war nichts davon zu
sehen – und Katharina führte sich vor Augen, dass Matiu, seine Schwestern oder
seine Mutter ja auch nicht im Baströckchen herumliefen. Sie sah ein paar
Familienbilder an der Wand, zahnlückige Mädchen, die in Kaikoura auf den Felsen
tobten und ihre zerschrammten Knie in die Kamera hielten, ordentliche Familienfotos,
für die sich die komplette Kinderschar herausgeputzt hatte. Gerade wollte
Katharina etwas nähertreten und vor allem den geheimnisvollen Vater genauer
betrachten, als Matius Mutter in der Tür auftauchte. »Das Essen ist fertig! Hoffentlich
magst du Fisch!«
    Katharina nickte und folgte ihr in einen hellen Raum, aus dem ein
riesiges Panoramafenster einen unglaublichen Blick auf die weit geschwungene
Bucht von Kaikoura bot. Nur die Veranda, ein Streifen Gras und ein
geschotterter Weg trennten

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