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Der Gesang der Maori

Der Gesang der Maori

Titel: Der Gesang der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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mehr«, nickte der. »Meine Mutter ist einfach durch
nichts und niemanden zu stoppen. Nicht einmal mein Vater kann sie zum Schweigen
bringen. Oder zum braven Zuhören, wenn jemand anders redet. Sie unterbricht
immer, hat immer eine Meinung – und meistens ist es nicht die Meinung der
Mehrheit.« Er sah stolz aus. »Sie ist wunderbar. Und jetzt hat sie gemerkt,
dass wir sie nicht mehr in unserer Nähe haben wollen, dass wir ein bisschen
Zeit für uns brauchen.«
    Mit einem Mal war Katharina schrecklich klar, dass sie immer noch
vom Salzwasser verklebte Haare hatte, dass ihre Nase dank des pfeifenden
Meereswindes und der Sonnenstrahlung anfing, sich zu pellen. Sie fühlte sich so
begehrenswert wie ein Gartenschlauch oder ein altbackenes Brötchen – nämlich
überhaupt nicht. »Weißt du, was ich jetzt richtig toll finden würde? Eine
lange, heiße Dusche, dann ein kaltes Glas Weißwein und dann ein bisschen von
der Zweisamkeit, die deine Mutter für uns vorgesehen hat.«
    Wortlos nahm Matiu sie an der Hand und führte sie in ein Badezimmer
mit weißen Fliesen, hell lasierten Holzmöbeln, ein paar Grünpflanzen und schon
wieder einem Meerblick, den man direkt aus der Badewanne genießen konnte. »Soll
ich dir ein Bad einlassen?« Er streichelte ihr mit seinem Zeigefinger sanft
über den Handrücken, während sie begeistert nickte und er den Wasserhahn
aufdrehte.
    Â»Ich lass dich dann mal allein«, erklärte er und zog leise die Tür
hinter sich zu. Katharina sah durch das Fenster auf das Glitzern des Pazifiks
im Mondlicht, entdeckte die fernen Positionslampen von einem Frachter, der
irgendwo am Horizont vorüberzog, um dann in Wellington oder Auckland
anzukommen. Die Sterne blinkten hoch über dem Strand, der feine Kies glänzte im
Abendlicht.
    Sie ließ sich mit einem wohligen Seufzer langsam in das warme Wasser
gleiten und schloss die Augen. So hörte sie auch nicht, dass die Tür zu dem
Badezimmer sich noch einmal öffnete. Eine Hand glitt in ihre Badewanne und
streichelte ihr erst über den Bauch und die Brüste und suchte sich dann
vorsichtig den Weg in tiefere Regionen. Sie blinzelte Matiu an. »Ganz schön
gewagt«, murmelte sie leise und öffnete ihre Beine ein bisschen weiter.
    Â»Ich höre auf, wenn du mich darum bittest«, flüsterte Matiu heiser.
    Â»Bloß nicht. Ich schreie das ganze Haus zusammen, wenn du aufhörst.«
Sie schloss wieder die Augen, konzentrierte sich auf die leise Brandung, die
man durch die Fensterscheiben hören konnte – und ihren Atem, der ganz langsam
den gleichen Rhythmus wie die Wellen bekam. Matiu streichelte sie unendlich
zärtlich und langsam, so als hätte er alle Zeit der Welt. Immer wieder zog sich
seine Hand zurück, kreiste um ihren Bauchnabel und fand dann erst wieder ihren
Weg zurück. Mit einem leisen Stöhnen griff sie nach seinem Handgelenk und hielt
ihn zwischen ihren Beinen fest.
    Â»Meinst du nicht, dass in dieser Wanne Platz für zwei ist?«, fragte
sie, ohne ihre Augen zu öffnen.
    Â»Sicher.« Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme. »Aber erst einmal
will ich sehen, ob du dich so richtig wohlfühlen kannst mit meiner
Aufmerksamkeit. Ich will, dass du spürst, wie sehr ich dich begehre.«
    Sie wollte sich nicht mehr wehren, streckte sich und öffnete sich
für seine Liebkosungen. Erst als sie nicht mehr anders konnte, als nur noch
eines zu wollen: ihn endlich auch bei sich zu haben, wandte sie sich halb ab.
»Zieh dich endlich aus und komm!«, erklärte sie ernst. Und Matiu tat genau das,
was sie ihm befohlen hatte.

AUCKLAND, 1959

    16.
    Johns Entschluss stand
fest: Er wollte nach Amerika. In den USA konnte er ein
neues Leben anfangen, ohne dass er ständig Gefahr lief, seinem Ziehvater wieder
zu begegnen. Mit seinen Erfahrungen konnte er sicher in einem Hafen auf eine
Anstellung hoffen. Vielleicht beruhigte sich ja sogar Jason Turner noch, sodass
John für den kleinen Ableger von Turners & Growers in Los Angeles arbeiten
konnte? Obwohl John sich andererseits sicher war, dass er seinen nachtragenden
Chef, der einen einzigen Fehler zum Anlass nahm, jahrelange gute Arbeit nicht
mehr zu schätzen, eigentlich nicht mehr haben wollte.
    Also USA. Los Angeles.
Vielleicht San Francisco, das sollte eine aufstrebende, lebendige Stadt sein.
Oder doch die Ostküste? Boston, New York oder Philadelphia. Die

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