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Der Gesang der Maori

Der Gesang der Maori

Titel: Der Gesang der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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oder
einer Nachricht der Haushälterin rechnen sollte. Wahrscheinlich würde er nie
wieder von ihr hören …
    Zwei Tage später rührte John energisch in seinem Tee, den er sich in
einem kleinen Café in der Nähe von Cathedral Square geleistet hatte, und dachte
über seine noch so unausgegorene Geschäftsidee nach. Am Samstag wollte er
Paikea nicht wiedersehen, ohne ihr wenigstens von bescheidenen Fortschritten
bei der Entwicklung seiner Pläne berichten zu können, aber noch war er sich
nicht darüber im Klaren, was er am besten als Erstes angehen sollte. Er sah aus
dem Fenster. Ein weiterer sonniger Tag, obwohl es noch reichlich kühl war – es
war eben doch erst Oktober. Hausfrauen eilten mit ihren schweren Einkaufskörben
von einem Geschäft in das nächste, Geschäftsleute liefen mit ihren Aktentaschen
vorbei. War ihm diese Welt jetzt verwehrt? Er schüttelte leise den Kopf und
rührte heftiger in seinem Tee. Er musste sich genauer überlegen, was er in
Zukunft tun wollte. Wo lagen seine Erfahrungen? Im Geschäft der Reederei – bloß
da wollte er ja nicht mehr arbeiten. Im Bereich Einkauf, Verkauf und Lagerung
von Lebensmitteln – aber mit diesem Wissen wollte er auch nicht mehr in die
Gegend des Hafens. Er sah, wie eine der Hausfrauen in einem Laden gegenüber
verschwand. Das Gemüse in der Auslage lag in der Frühlingssonne, es würde nicht
mehr lange frisch bleiben. Er zog seine Augenbrauen zusammen. Was, wenn man so
einer Hausfrau wirklich frische Ware anbieten würde? Mit moderner Kühlung, wie
es in den Lagerhäusern am Hafen schon seit Jahren üblich war. Aus dieser Idee
musste sich doch etwas machen lassen …
    Â 
    John lächelte Paikea
siegessicher an. »Womit verbringt eine Hausfrau überflüssig viel Zeit? Sie geht
zum Milchgeschäft, stellt sich an, bezahlt. Geht zum Metzger, stellt sich an,
bezahlt. Geht zum Fischhändler, stellt sich an, bezahlt. Geht zum Gemüsehändler,
stellt sich an, bezahlt. So vergeht ein ganzer Vormittag, und das einzige
Ergebnis ist ein voller Vorratsschrank oder ein voller Kühlschrank. Wie wäre
es, wenn man alle Geschäfte unter einem Dach hätte? Ein Laden, in dem es
Fleisch, Brot, Butter und Kartoffeln gibt? Ein Laden, in dem eine Kühlung dafür
sorgt, dass die Ware frischer ist als in jedem der kleinen Läden. Wo sie mit
ihrem Auto bequem einen Parkplatz finden. Jason Turner hat mir von den USA
erzählt, dass diese sogenannten Supermärkte mit ihrem ›Alles unter einem
Dach‹-Konzept seit ein paar Jahren der Renner sind. Wäre das nicht großartig?«
    Zweifelnd sah Paikea ihn an. »Und
woher willst du die ganze Ware holen? Du wirst deine Sachen nicht kostenlos
bekommen, egal wie gut deine Idee ist.«
    Â»Ich leihe mir das Geld! Jeder Fabrikant arbeitet mit Krediten, die
Banken leben davon, dass man sich bei ihnen das Geld ausleihen kann!«
    Paikea schien schon den Gedanken an geliehenes Geld abstoßend zu
finden. »Lass das! Wenn du es nicht zurückzahlen kannst, dann wirst du deines
Lebens nicht mehr froh. Ich kenne zu viele Leute, die den Rest ihres Lebens
darum kämpfen, dass die Bank sie nicht aus ihren Häusern wirft, oder schlimmer
noch: der Pfandleiher nicht irgendwann seine Jungs vorbeischickt!«
    Â»Du hast zu viele miese Krimis im Kino gesehen«, erklärte John. »Das
muss doch nicht immer schlecht ausgehen. Es kann auch eine Möglichkeit sein,
eine Geschäftsidee Wirklichkeit werden zu lassen.«
    Â»Ich war noch nie im Kino«, sagte Paikea schlicht. »Meine
Erfahrungen sind aus der echten Welt. Maori sind keine ebenbürtigen Handelspartner,
die werden von den Banken einfach über den Tisch gezogen.«
    Â»Ich bin aber kein Maori! Wenn ich einen Anzug anziehe und sie
wissen lasse, wessen Sohn ich bin – dann spiele ich in ihrer Liga!«
    Â»Und dein Ziehvater? Was wird er dazu sagen? Und willst du dich
wirklich bei ihm bedanken, wenn deine Geschäftsidee funktioniert? Oder wieder
in seiner Reederei arbeiten, um am Ende deine Schulden zu begleichen? So wirst
du doch nicht glücklich!« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Höre auf mich!
Suche dir doch einen Job, bei dem du mit deiner Hände Kraft dein Geld auf ehrliche
Weise verdienen kannst!«
    Â»Das ist ein ehrlicher Job, wenn ich als Händler Waren verkaufe!
Und: Mein Ziehvater muss davon doch gar nicht

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