Der Gesang der Maori
erfahren. Ich denke, ich werde im
Gespräch nur fallen lassen, dass er mein Vater ist â und schon wirke ich viel
glaubwürdiger â¦Â«
Langsam nickte Paikea. »Dann versuche es. Aber ich habe kein gutes
Gefühl dabei!«
Es vergingen keine drei Tage, bis John in einem der tiefen
Ledersessel bei einem Banker Platz nahm. Der lächelte ihn an wie ein gütiger
Arzt. »Nun. Herr â¦Â« Er suchte auf seinen Unterlagen nach einem Namen, wurde
fündig, lächelte ihn an und redete weiter. »â¦Â Erhardt. Was kann ich für Sie
tun?«
John holte tief Luft und fing an, dem dicklichen Mann seine Idee zu
erläutern. Am Ende seiner Rede sah er ihn erwartungsvoll an. »Ich brauche nur
noch eine Anfangsfinanzierung für meine Idee. Ich habe sogar schon den
perfekten Ort gefunden, eine ehemalige Lagerhalle in einem Vorort von
Christchurch.«
»Das mag eine tolle Idee sein, Herr Erhardt. Was bieten Sie denn als
Sicherheit?« Er sah ihn fragend an.
Er bemühte seine Trumpfkarte. »Mein Vater ist George Cavanagh, das
sollte doch wohl ausreichen als Sicherheit!« Er versuchte, ein kleines bisschen
arrogant zu klingen.
Stirnrunzelnd sah der Banker auf den Zettel, auf dem er sich alle
Fakten notiert hatte. »Dann verstehe ich nicht, dass Cavanagh in eine so gute
Idee nicht sein eigenes Geld steckt. So, wie Sie das darstellen, besteht doch
recht wenig Risiko bei dieser Idee, oder?«
»Mein Vater und ich sind nicht wirklich die besten Freunde«, gab
John zu. »Deswegen möchte ich diese Sache allein durchziehen.«
»Eine Unterschrift von ihm als Bürgen werde ich dennoch benötigen«,
erklärte der Bankangestellte. Dabei klappte er die Unterlagen, die vor ihm
lagen, mit einem so endgültigen Geräusch zu, dass John sofort klar wurde, dass
hier weitere Worte nutzlos waren. »Dann freue ich mich auf Ihren Kreditantrag.«
Der Mann sah ihn auffordernd an. Er wollte seinen Besuch loswerden, das war
klar.
John stand auf, verabschiedete sich und lief aus dem Bankgebäude
heraus, während es in seinem Kopf fieberhaft arbeitete. Wie konnte er seinen Vater
zu dieser Bürgschaft bewegen â am besten, ohne dass er etwas davon merkte?
Entnervt steckte er seine Hände in die Tasche. Nichts, aber auch gar
nichts, wollte ihm gelingen, seit er Turners & Growers verlassen hatte.
Vielleicht hätte er sich doch einem Treffen mit seinem Ziehvater stellen
sollen? Wenigstens war das letzte Wochenende mit Paikea auf eine wunderbare Art
friedlich gewesen. Sie hatten sich nur stundenweise treffen können, und ihre
Mutter durfte von diesen Treffen nichts wissen â aber sie hatte fest an ihre
gemeinsame Zukunft geglaubt. Wenn auch nicht an seine Zukunft mit einem groÃen
Markt.
Fiona. Mit einem Mal musste er wieder an die unauffällige Haushälterin
seines Ziehvaters denken. Wenn es überhaupt einen Menschen gab, der George
Cavanagh eine Bürgschaft unterjubeln konnte, ohne dass der alte Mann es
bemerkte, dann wahrscheinlich diese Frau. Er sah auf seine Uhr. Es war noch
nicht einmal Mittag. Er konnte locker in Charteris Bay sein, bevor sein
Ziehvater und sein Bruder wieder nach Hause kamen. Und dieses Mal wollte er
wirklich Fiona besuchen.
Â
Fiona schien nicht im
Mindesten überrascht von seiner Bitte zu sein. Er hatte sie in der Küche gefunden,
wo sie in aller Ruhe das Abendessen vorbereitet hatte.Während er ihr seine Idee
erläutert hatte, rührte sie gelassen in einem groÃen Topf mit Gemüse und Fisch.
Es roch aromatisch nach Kräutern, die sie mit geübten Bewegungen darüberstreute.
Als er geendet hatte, zeigte sie keine Reaktion. Unbeirrt rührte sie weiter.
John wartete.
Nichts.
»Was denkst du?«, platzte es schlieÃlich aus ihm heraus. »Könntest
du mir eine Unterschrift besorgen?«
»Nein«, antwortet sie ihm, ohne dass er aus ihrer Stimme irgendetwas
heraushören konnte. »Wenn der Alte das mitbekommt, dann weià er schnell, was
passiert ist. Man kann ihm ja viel unterstellen, aber dumm ist er nicht. Wir
müssen eine andere Lösung finden.«
»Es gibt aber keine andere Lösung«, erklärte John. »Ich habe über alles
nachgedacht, was soll denn sonst passieren? Es wird sich niemand finden, der
mir auf der StraÃe das Geld in die Hand drückt. Auch wenn ich verspreche, dass
ich es in einem einzigen Jahr verdoppeln kann.«
»Und das kannst
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