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Der Gesang der Maori

Der Gesang der Maori

Titel: Der Gesang der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Ȇber Weta Workshop! Ich
komme nur leicht mal ins Reden, ohne weiter nachzudenken, wenn ich nervös bin
…«
    Â»Okay.« Matiu wurde ernst. »Du willst also wissen, ob ich
irgendetwas bei einer so großen Produktion zu sagen habe? Die Antwort ist
nämlich einfach: Nein. Das meiste hat wirklich Peter Jackson in der Hand. Ich
konzentriere mich voll und ganz auf meine Kettenhemden. Aber bei denen habe ich
viel zu sagen, da redet mir eigentlich keiner rein. Und ich kann dir bei deinem
Besuch in Matamata helfen. Ende nächster Woche muss ich hin, ich sehe mir
zusammen mit einem Kollegen ein paar Designs in unserem Hobbingen an. Wenn du
willst, können wir uns dort treffen, und ich zeige dir alles.«
    Â»Das wäre großartig!« Katharina konnte ihr Glück immer noch nicht
fassen. »Ist es nicht einfach eine wunderbare Laune des Schicksals, dass ich
dich getroffen habe?«
    Â»Nicht wirklich.« Matiu schüttelte den Kopf. »Du bist aus Europa,
dort trifft man sich nur selten ohne eine ordentliche Verabredung. Aber das
hier ist Neuseeland, hier kennt jeder jeden. Man reist durch das Land und
trifft Leute, mit denen man gemeinsam in einer Schulklasse war. Oder im
gleichen Kirchenchor. Oder in der gleichen Rugby-Mannschaft. Hier bei uns kennt
jeder jeden, da kann man nicht so einfach abhauen. Deswegen machen wir ja auch
so gerne einen längeren Urlaub irgendwo in Europa oder Amerika: Das ist unsere
einzige Chance, dass unsere Eltern wenigstens einmal nicht erfahren, was wir
alles gemacht haben …!«
    Katharina stimmte in sein Gelächter mit ein. Dann wurde sie ernst.
»Das muss ich gleich ausprobieren. Für eine Freundin in Christchurch versuche
ich, einen Mann namens John Cavanagh ausfindig zu machen. Jahrgang 1934.
Kennst du den vielleicht?«
    Matiu dachte einen Augenblick nach, dann zuckte er entschuldigend
mit den Schultern. »Erwischt. Offensichtlich kennen wir doch nicht jeden. Aber
das ist auch eher die Generation meines Vaters. Ich frage ihn, wenn ich mal
nach Hause komme. Das kann allerdings noch ein paar Wochen dauern. Ist der
vielleicht verwandt mit den Reederei-Cavanaghs?«
    Â»Ja, aber der ist wohl so eine Art schwarzes Schaf der Familie.
Keiner weiß, wo er steckt.«
    Â»Dann wird er wohl einen Grund haben, sich nicht mehr zu zeigen«,
meinte Matiu nur pragmatisch. Er sah auf seinen leeren Teller. Das Curry war
längst gegessen, am Eingang des Restaurants standen Gäste, die offensichtlich
darauf warteten, dass einer der wenigen Tische frei wurde. Matiu deutete auf
die Schlange. »Sollen wir in die Kneipe nebenan gehen? Da bekommt man ein
wunderbar frisches Bier – und wir machen eines der Paare, die dort warten,
bestimmt richtig glücklich.«
    Zustimmend stand Katharina auf. »Jetzt muss ich dich aber wirklich
einladen! Immerhin bist du jetzt mein großer Insider-Informant über Weta Workshop!«
    Â»Das nehme ich an!«, bestätigte Matiu.
    Wenige Minuten später fanden sie sich in einer gemütlichen Kneipe
wieder, in der fast ausschließlich Studenten an der Bar standen und sich
lautstark unterhielten. Matiu deutete auf den Bildschirm, der in einer Ecke
hing. »Mach dich auf etwas gefasst. Heute Abend spielen die All Blacks in
Südafrika. Da wird es hier hoch hergehen. Wenn es etwas gibt, worauf wirklich
jeder Neuseeländer stolz ist, dann ist das unsere Rugby-Mannschaft!«
    Katharina winkte dem Barkeeper und versuchte, ihm zu bedeuten, dass
er zwei Steinlager bringen sollte. Es gelang, er kam mit den beiden Bierflaschen
und stellte sie vor ihnen ab. Nach einem langen, durstigen Schluck fragte
Katharina: »Woher kommt eigentlich dein Name? Matiu ist doch nicht wirklich
englisch, oder?«
    Â»Nein«, erklärte er. »Das ist die Maori-Version von Matt oder
Matthew. Meine Mutter ist eine Maori, deswegen hat sie mir einen Namen ihres
Stammes gegeben. Aber das sieht man mir doch an …«
    Katharina musterte ihn genauer. Eigentlich sah er nur ein wenig
dunkelhaariger aus, hatte einen olivfarbenen Teint. In Deutschland hätte sie
ihn für einen Spanier gehalten. Oder Italiener. Verlegen hob sie die Hände.
»Ich bin nicht von hier, da ist Maori nicht immer mein erster Verdacht, bloß
weil jemand ein bisschen dunkler ist. Außerdem dachte ich immer, dass alle
Maori schwarze Augen haben …«
    Â»Da sind wohl genug Engländer und Iren durch unser Land gekommen,

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