Der Gesang der Maori
sich selbst die steifen Banker in lockere
Surfer. Sie rang sich zu einer freundlichen Antwort durch.
»Ja, sehr. Es ist das grüne Hühnercurry mit Cashewnüssen, Ingwer und
Knoblauch.«
Gänzlich unbekümmert beugte sich ihre neue Bekanntschaft zu ihr
herüber, nahm eine frische Gabel und probierte ihr Curry. Dann strahlte er die
Bedienung an. »Dann will ich das auch gerne haben!«
Ohne ein Wort der Entschuldigung wandte er sich wieder Katharina zu.
»Und woher kommst du? Warum bist du hier?«
»Aus Deutschland. Und ich soll hier arbeiten, bin also streng
genommen auch keine Touristin.« Katharina grinste ihn an. Jetzt sollte er ruhig
rätseln, was eine Deutsche wohl in Neuseeland beruflich zu tun hatte. »Und
schön, dass dir mein Curry geschmeckt hat!«
»Ja, ist lecker. Ist es aber meistens hier. Ein Wunder, dass du
diesen Laden gefunden hast, die meisten Touristen rennen lieber vor zum Hafen
und zahlen das Doppelte für halb so gutes Essen.« Offensichtlich hielt er es
immer noch für selbstverständlich, einfach auf den Tellern wildfremder Leute
herumzustochern. »Du arbeitest hier? Was denn?« Und vorsichtiges Nachfragen
oder langes Herumrätseln war auch nicht sein Ding.
Katharina seufzte leise. Bei so viel Offenheit konnte sie wohl kaum
die Geheimnisvolle spielen. »Ich bin Journalistin, ich soll eine Geschichte
über die Dreharbeiten zum âºHerrn der Ringeâ¹ schreiben. Die Vorbereitungen
müssen ja schon in vollem Gange sein â¦Â«
»Sind sie«, nickte ihr Gegenüber eifrig. »Du wirst sehen, aus
Wellington wird bestimmt bald Wellywood. Was wir hier schaffen, ist besser als
alles, was man sich in Hollywood jemals erträumt hat â¦Â«
»Und was macht dich so sicher?«, unterbrach ihn Katharina. »Die Wahl
von Neuseeland als Drehort erscheint den meisten Fachleuten doch etwas exotisch,
oder nicht?«
»Vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen: Ich bin Matiu!«
Ihr Gegenüber streckte ihr die Hand über den Tisch hinweg entgegen. »Und ich
bin mir deswegen so sicher, weil ich bei Weta Workshop arbeite!«
Katharina konnte ihr Glück für einen Augenblick kaum fassen. »Machen
die nicht die Spezialeffekte?«, rief sie etwas lauter, als sie eigentlich
gewollt hatte. »Was für ein unglaublicher Zufall! Du musst mir alles über deine
Arbeit erzählen. Alles! Ich lade dich auch zu deinem Abendessen ein!«
Matiu lachte. »Musst du gar nicht. Ich rede gerne über meine Arbeit.
Wenn man meinen Freunden glauben darf, dann fast ein bisschen zu gerne. Ich
freue mich, wenn mir endlich einmal jemand wirklich zuhört und nicht bloÃ
darauf wartet, dass ich endlich aufhöre zu reden.«
»Wie bist du da hingekommen?« Katharina hing geradezu an Matius
Lippen.
Er zuckte nur mit den Schultern. »Zufall und viel Glück würde ich
sagen. Wie bei so vielen, die in diesem Geschäft arbeiten. Ich habe mich immer
für Film interessiert, für die Kostüme und die Special Effects ⦠Kein groÃes
Wunder: Ich bin in einem Kaff auf der Südinsel aufgewachsen, da passiert nicht
viel, auÃer dass ein paar Wale vorbeischwimmen und ein paar Touristen ihnen
dabei zuschauen wollen. Auf jeden Fall habe ich hier in Wellington studiert,
als Peter Jackson für Weta
Workshop plötzlich Leute gesucht hat. Ich habe mich beworben, ich
wurde genommen. In den letzten Monaten haben wir herumprobiert, wie wir diesen
mittelalterlichen Kettenhemden-Look bei den ganzen Ogern hinkriegen können. Ich
habe da so eine Idee mit dünnen Plastikröhrchen ⦠mal sehen, ob das auch
wirklich funktioniert.«
»Und inwieweit bist du an der Entstehung des Films beteiligt?«
Katharina zog möglichst unauffällig den Schreibblock aus ihrer Tasche. »Du hast
doch nichts dagegen, wenn ich mir ein paar Notizen mache? Ich möchte nichts
vergessen, was du mir erzählst. Wäre doch zu peinlich, wenn ich morgen aufwache
und mich nur an deine Grübchen erinnere. Ich meine, nicht, dass deine Grübchen
nichts wären, woran man sich nicht gerne erinnert, aber â¦Â« Jetzt hatte sie
vollständig den Faden verloren, verhaspelte sich und hörte auf zu reden.
Matiu sah sie mit einem Augenzwinkern an. »Klar kannst du
mitschreiben. Ãber Weta
Workshop oder über meine Grübchen?«
Katharina spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.
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