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Der Gesang der Maori

Der Gesang der Maori

Titel: Der Gesang der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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das? Ein
Bodgie?«
    Â»Na, Menschen wie wir!«, murmelte Frederick, der sich als Einziger
der guten Laune seiner Freunde nicht anschließen wollte. »Damit erklären die
Spießer, dass sie mit uns nichts zu tun haben möchten. Wir achten ja nur aufs
Äußerliche …«
    Â»Was gar nicht stimmt«, unterbrach ihn Maureen. »Wir wollten nur
unseren Spaß. Und richtig gute Musik!« Wie zum Beweis ging sie zu einer
Jukebox, die in der Ecke der Milkbar stand, warf ein paar Cent hinein und fing
bei den ersten Klängen aus den Lautsprechern an zu tanzen. Auffordernd kam sie
auf John zu – aber der schüttelte nur den Kopf. »Ich kann das nicht!«
Fasziniert sah er zu, wie Frederick nach Maureens Hand griff und die beiden
anfingen, wild miteinander zu tanzen. Es sah eher nach Akrobatik denn nach den
ruhigen, gesetzten Gesellschaftstänzen aus, die John bisher kennengelernt
hatte. Unwillkürlich wippte er mit. Als die letzten Takte verklungen waren,
wollte er sofort wissen, was er da eben gehört hatte.
    Â»Rock’n’Roll!«, riefen die anderen fast im Chor. »Wo hast du
bisher gelebt? Hinter dem Mond?«
    Etwas beschämt zuckte John mit den Achseln. Minuten später waren sie
zu einem Konzert unterwegs. »Rock’n’Roll muss man live erleben!«, hatte
Stuart verkündet – und im nächsten Augenblick waren sie auch schon in seinem
alten Auto unterwegs zu irgendeiner Bar, in der jemand diese Art Musik live
spielte.
    John schloss in dem Auto für einen Moment die Augen. Im Moment kam
er sich vor wie auf einem Karussell, das sich wild drehte. Es war losgefahren
in der Sekunde, als er diese harmlos wirkende Milkbar betreten hatte, und jetzt
saß er keine vierundzwanzig Stunden später auf eine Rückbank gedrängt neben
einem Mädchen, das ohne Umstände ihren Oberschenkel gegen seinen drückte und
ihn unauffällig mit dem kleinen Finger streichelte. Er spürte, wie er davon
eine Gänsehaut bekam. Zum Glück erreichten sie bald ihr Ziel, drängten sich aus
dem Auto und liefen lachend und übermütig zu der Bar, aus der schon laute Musik
drang.
    Neugierig sah John sich um. Seine Begleitung verschwand sofort auf
die Tanzfläche, wo sich ähnlich gekleidete Männer und Frauen in wilden Verrenkungen
bewegten. Vor allem die Frauen wurden durch die Luft und sogar in Überschläge
geworfen, dass es ihm geradezu schwindlig wurde. Das wollte er auch können!
Zögernd machte er einen Schritt in Richtung Tanzfläche und wippte probeweise
ein wenig mit.
    Ein Mädchen mit einem weiten Rock und unendlich vielen
Sommersprossen lächelte ihn an und zog ihn ein Stück zur Tanzfläche hin. Die
Musik war viel zu laut, als dass sie miteinander hätten reden können – aber sie
merkte auch so schnell, dass sie einen Anfänger vor sich hatte. Es schien ihr
allerdings nichts auszumachen. Sie stellte sich neben ihn und machte ein paar
Schritte vor. Langsam bewegte er sich mit, wurde sicherer und machte schnellere
Schritte. So schwer war das gar nicht – und die laute Musik sorgte dafür, dass
nun wirklich jeder Idiot den Takt mitbekam.
    Er wusste nicht, wie lange er schon auf der Tanzfläche gewesen war,
als Maureen ihn endlich von hinten antippte und ihm ein großes, kaltes Bier in
die Hand drückte.
    Â»Ruh dich mal aus!« Sie musterte ihn genauer. Seine Muskeln
zeichneten sich unter dem nass geschwitzten Hemd deutlich ab – und Maureen
schien offensichtlich zu mögen, was sie da sah. Sie hob eine Hand und strich
ihm über die Brust. »Ich wüsste, wo es hier in der Nähe ein ruhiges Plätzchen
gibt!«, erklärte sie ohne Umschweife.
    Ohne darüber nachzudenken, machte John einen Schritt nach hinten. Er
hatte bisher nur Erfahrung mit Mädchen, die schon einen Kuss nur nach langem
Nachdenken und vor allem einigen Liebesschwüren verschenkten. Dass ein Mädchen
so freizügige Angebote machte, hatte er noch nie erlebt. Er kam allerdings
nicht dazu, etwas zu sagen.
    Das sommersprossige Mädchen drängte sich zwischen sie. »Den habe ich
entdeckt!«, erklärte sie Maureen mit einem drohenden Unterton. »Wage es nicht,
ihn mir einfach wieder wegzunehmen.« Es klang nicht, als ob sie einen Scherz
machen würde.
    Maureen stand dem Mädchen in nichts nach. »Und ich habe ihn hierher
mitgebracht. Du durftest ein bisschen mit ihm spielen, das ist

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