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Der Gesang des Blutes

Der Gesang des Blutes

Titel: Der Gesang des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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vielleicht fünfzig Euro in meiner Tasche, mehr nicht … bitte, lassen Sie uns doch in Ruhe.»
    Der Mann ließ ihr Haar los und richtete sich auf. «Schön, ich kann auch anders. Fenn du es unedingt auf die harte Tour fillst, einetegen.»
    Kristin erstarrte. Sie konnte dem Mann nicht geben, wonach er suchte, doch er glaubte ihr nicht. Schlagartig wusste sie, dass dies ein schlimmes Ende nehmen würde. Wer sollte ihnen helfen? In diesem Haus waren sie auf sich allein gestellt, es gab niemanden, der hin und wieder nach dem Rechten sah.
    «Die Kleine soll herkonnen», sagte der Fremde.
    Kristin umklammerte ihre Tochter nun auch noch mit dem zweiten Arm. Tränen schossen ihr in die Augen und machten sie fast blind, sie konnte es nicht verhindern. «Nein, nicht, bitte … nicht meine Tochter …»
    Er griff über den Tisch, packte Lisa bei den Schultern und entriss sie ihr mit einer Kraft, der sie nichts entgegenzusetzen hatte. Von einer Sekunde auf die andere waren ihre Arme leer. Lisa schrie.
    «Neiiiiiin!!!» Kristin sprang vom Stuhl auf, wollte sich auf den Kerl stürzen, ihm die Augen auskratzen, in die Eier treten, was auch immer: Sie wollte Lisa wiederhaben! Sein schneller Schlag traf sie auf Nase und Mund. Er schleuderte sie gegen die Anrichte, warmes Blut quoll aus ihrer aufgeplatzten Lippe. Benommen rutschte sie mit dem Rücken an der Anrichte herunter. Das weitere Geschehen bekam sie nur nebulös aus Entfernung mit. Der Mann packte die schreiende Lisa am Arm, zwang sie mit brutaler Gewalt in die Speisekammer, knallte die Tür zu und schloss ab. Dann wandte er sich ihr zu. Zwar gewann Kristin ihre Besinnung wieder, doch seine Worte klangen merkwürdig verzerrt.
    «Ist für die Kleine vielleicht nich so gut, fenn sie alles it ansehen uss, fas einst du?»
    Kristin schüttelte den Kopf, wollte etwas sagen, spürte den Geschmack ihres eigenen Blutes im Mund. Sie wischte mit dem Handrücken über ihre angeschwollene Lippe. Fassungslos starrte sie auf das verschmierte Rot, das von den Knöcheln bis zum Ansatz des Handgelenks reichte. Der Schock ging so tief, dass sie den Einbrecher für einen Augenblick vergaß. Aber nur, bis er sie an der blutverschmierten Hand nach oben riss.
    Er schleuderte sie herum und drückte sie mit dem Rücken gegen den Türrahmen. Hart schlug die Kante gegen ihre Wirbelsäule. Er umklammerte ihre beiden Handgelenke mit einer seiner großen Pranken und hielt sie über ihren Kopf gegen die Wand gepresst. Seine freie Hand grub sich in ihren Hals und drückte zu. Immer fester. Kristin bekam keine Luft, begann zu würgen.
    «Öchtest du Staß haden, Süße?»
    Seine Hand verschwand von ihrem Hals, wanderte abwärts, schob die Jacke auseinander, grabbelte an ihrer Brust. Kristin rang nach Atem, spürte, wie er versuchte, die Bluse aus dem Hosenbund zu zerren.
    Als ihr Bauchnabel frei lag, wurde die Panik zu groß. Kristin reagierte einfach nur hoch, ohne an die Folgen für Lisa oder sich selbst zu denken. Sie wand sich hin und her, stieß sich mit dem Becken vom Türrahmen ab, und es gelang ihr, die Hände freizubekommen. In dem Gerangel rutschte sie in die offene Tür und stolperte auf die Diele hinaus. Der Fremde versetzte ihr einen harten Schlag in den Nacken, sie wurde nach vorn geworfen, stürzte auf den gefliesten Boden. Dann war er über ihr, riss sie herum und gleichzeitig ihre Bluse auseinander. Die kleinen Knöpfe sprangen davon. Mit beiden Händen versuchte der Mann ihr Unterhemd zu zerreißen, dabei stand er gebückt und breitbeinig über ihr.
    Und plötzlich erschien Kristin die Situation sehr klar; als ob sich an einem wolkenüberzogenen Himmel ein Loch auftat und ein heller Strahl Sonnenlicht einen scharf umrissenen Fleck auf dem Boden ausleuchtete. In diesem hellen Licht erkannte sie, dass der Weg zwischen die Beine des Fremden frei war. Ohne noch einmal das Wenn und Aber zu bedenken, riss sie ihr rechtes Bein hoch. Ihre Schuhspitze grub sich in die Genitalien des Mannes. Augenblicklich waren seine Hände von ihrer Brust verschwunden. Stöhnend taumelte er beiseite und ging in die Knie.
    Unsicher kam Kristin auf die Beine, sah sich auf der Diele nach etwas um, das sie als Waffe benutzen könnte. Sofort blieb ihr Blick an der kleinen Gartenhacke hängen, die Lisa ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Seit jenem Sonntag lag sie neben der Gießkanne auf der Ablage über dem Schlüsselbrett. Silbrig glänzend blitzte sie Kristin an. Sie stolperte darauf zu, nahm sie in die rechte Hand,

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