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Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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einmal im Leben gewährt wurde.
    Neaira wagte kaum, Phanos Räume zu betreten. Doch sie wusste, dass Stephanos es nicht tun würde. Er hatte Phano aufgegeben und sich damit abgefunden, dass sie ihr Leben in seinem Haus verbringen würde. Was danach mit ihr geschah ... er wollte sich darum keine Gedanken mehr machen. Nachdem sie als Basilinna entlassen worden war und die Ehe zwischen ihr und Theogenes beendet, würde Stephanos sie auch nicht mehr in einen Tempel gehen lassen, um Opfer zu verrichten. Viel zu sehr fürchtete er das Gerede und die Gemeinheiten der Athener, die Phano auf den Stufen eines Tempels packten, ihr die Kleider vom Leib rissen und sie schlugen. Bürgerinnen, die ihre Ehre verloren hatten, war es verboten sich zu schmücken oder sich an solchen Orten zu zeigen, an denen auch ehrbare Frauen Zutritt hatten. Sie sollten die tugendhaften Gemüter der anständigen Athenerinnen nicht durch ihren Anblick verderben.
    Entgegen ihrer Befürchtung, Phano betrunken und mutlos vorzufinden, fand sie die junge Frau auf einem Stuhl sitzend, mit geradem Rücken und einer gefüllten Weinschale in der Hand. Sie schien nur darauf gewartet zu haben, dass Neaira zu ihr kam, denn sie prostete ihr laut zu und trank dann die Weinschale mit wenigen Zügen leer.
    Danach wischte sich Phano mit der Hand über den Mund.
    „Ich schwöre bei allen Göttern, dass ich ab dem heutigen Tag all jene im Wein ertränken werde, die mein Schicksal gelenkt haben ... dich, meinen Vater, Phrastor, meine Brüder, Epainetos und Theogenes. Selbst Iacchus, meinen Sohn, werde ich mit Wein fortschwemmen, solange bis ich selber im Trank des Dionysos Vergessen oder den Tod finde!“ Wie um ihren Schwur zu bestätigen, ließ Phano sich die Weinschale nachfüllen und trank sie in einem Zug leer.
    Neaira wollte aufbegehren und Phano erzählen, was Theogenes ihr gesagt hatte ... dass es jemanden gab, der sie immer lieben würde, egal was auch geschehen war. Aber sie schwieg, als sie den verächtlichen Blick Phanos sah. Nun, da alles verloren war, durfte sie nicht auch noch erfahren, dass diejenigen, welche sie als Hurentochter bezeichneten, es mit Recht taten. Wer war sie denn, so fragte sich Neaira voller Scham, dass sie Phano hier und jetzt die Wahrheit sagte, nachdem ihre Tochter alles verloren hatte. Die Zeit, ihr eine Mutter zu sein, war verstrichen. Phano hasste sie, und Neaira selbst hatte alles dafür getan, dass es so war.
    Neaira wandte sich um und ging. Was hätte sie Phano sagen sollen? Alle Worte des Trostes erschienen ihr wie leere Phrasen. Erst als Neaira in ihren Gemächern war, erlaubte sie sich die zurückgehaltenen Tränen, die nur Thratta und Kokkaline sehen durften.

24. Kapitel
Kriegsjahre
    Stephanos gelang es den befürwortenden Beschluss des Rates, der sich für den Kriegsfond ausgesprochen hatte, absetzen zu lassen und Apollodoros durch das Gericht mit einer Geldstrafe zu belegen, indem er nachwies, dass dieser der Polis Geld geschuldet hatte, als er seinen Antrag auf Beschluss einbrachte. Stephanos, voller Wut und Hass gegen den langjährigen Feind, verlangte die Höchststrafe von fünfzehn Talenten über Apollodoros zu verhängen, jedoch entschied der Rat auf ein Talent, was schmerzhaft genug für Apollodoros war. Er nannte Stephanos einen Betrüger, Sykophanten, Hurenvater und Halsabschneider, zahlte jedoch die Geldstrafe innerhalb eines Mondumlaufes, da er ein reicher Mann war. Stephanos, der in Neairas Beisein zugegeben hatte, dass der Kriegsfond für die Feldzüge und Verteidigung gegen Makedonien ein guter Gedanke war, tat nun alles dafür, Apollodoros auch persönlich zu schaden, wo er nur konnte. Stephanos Auftraggeber, die den Geld eintreibenden Apollodoros gerne seiner Bürgerrechte beraubt und aus Athen verbannt gesehen hätten, waren entzückt ob der Hartnäckigkeit Stephanos, der seinen eigenen Rachefeldzug mit der politischen Klage verband. Jedoch konnten weder sie noch Stephanos verhindern, dass Apollodoros letztendlich mit der Geldstrafe von einem Talent vom Gericht entlassen wurde.
    Nur einen Mondumlauf später schwiegen all diejenigen betreten, welche gegen den Kriegsfond gewesen waren; als nämlich Philipp von Makedonien die Stadt Olynthos zerstörte und ihre Bewohner in die Sklaverei verkaufte.
    Kurz kamen sogar Stimmen auf, die meinten Apollodoros Beschluss für den Kriegsfond müsse noch einmal eingebracht werden. Dies veranlasste seine Gegner und somit Stephanos Auftraggeber, ihn erneut anzuklagen –

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