Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
Vom Netzwerk:
„Sicherlich ist dir klar, dass deine Zurückhaltung erfreulich für die erste Nacht war, aber die Herren von einer erfahrenen Frau anderes erwarten ...
    Unterhaltsamkeit, Wortwitz und Gesellschaft, und vor allem Erfahrung in den Freuden des Lagers.“ Sie stand von ihrem Stuhl auf und hob Neairas Kinn mit spitzem Finger.
    „Hierzu bedarf es weiteren Unterrichts, den ich meinen Töchtern angedeihen lasse.“
    Sie stellte sich vor, wie sie Nikarete ins Gesicht spuckte, ihr die Augen auskratzte und sie dann mit Idras Stock schlug. Was war aus all dem geworden, was sie geplant hatte? Wann würde hinter all dem endlich die Freiheit stehen? Doch sie würde der Harpyie nicht die Genugtuung geben, in ihr Herz zu schauen.
    „Du bist mir ein Rätsel, Neaira. Ich weiß sehr gut, dass du deine Gedanken vor mir verbirgst. Du hast gelernt, dein wildes Blut und deinen Trotz zu verstecken. Ich selbst habe dir dazu geraten. Aber ich mag es nicht, wenn du dich mir gegenüber verschließt.“ Ihr Lächeln schien freundlich, aber Neaira wusste längst, dass die Freundlichkeit der Harpyie viel gefährlicher war als ihre offen gezeigte Wut. Sie klatschte in die Hände, und Neaira vernahm Idras Watschelschritte, begleitet von den Schritten eines weiteren Paar Füßen in ihrem Rücken.
    „Ich habe einen Lehrer für dich ausgewählt, der dich in die Künste des Lagers einweisen wird.“ Das schmale Lächeln der Harpyie jagte Neaira einen Schauer über den Rücken. Als Neaira sich umwandte, erschrak sie so sehr, dass sie nicht mehr sprechen konnte. Selbst eine Harpyie konnte nicht so grausam sein! Doch Hylas stand vor ihr wie der Beweis ihrer Boshaftigkeit, sein glatter Leib vollkommen nackt. Er war schön, sein Körper glänzend von einem Öl, mit dem er sich eingerieben hatte, seine Locken fielen in Wellen auf seine Schultern und rahmten sein betrübtes Gesicht. Er war nicht wie Xenokleides, er war kein Satyr! Doch sein Glied reckte sich ihr steif entgegen! Noch vor wenigen Tagen hätte seine Lust Neaira nicht abgestoßen, aber nun empfand sie Abscheu. Hylas hielt den Kopf ebenso gesenkt wie sie, da er sich der beschämenden Aufgabe bewusst war, die ihm bevorstand.
    Aber wie konnte er sie verraten und Lust empfinden?
    „Mein dummes Kind. Habt ihr wirklich geglaubt, ihr könntet einfach verschwinden? Die dummen Gedanken, die dir Hylas in den Kopf gesetzt hat – Paris und Helena!“
    Nikarete schnalzte mit der Zunge, setzte sich auf ihren Stuhl und nahm ihre Wollspindel zur Hand. „Zu viel Bildung schadet nur.“ Sie tippte sich mit der Spindel an den Kopf. „Sie bringt zu viele Fragen für ein Mädchen wie dich, das sich für etwas Besseres hält. Es war dumm von Hylas seinen Gönner darum zu bitten, ihn und dich auszulösen. Habt ihr geglaubt, dass der Herr auf seinen Geliebten verzichten würde?“
    Neaira und Hylas sahen sich an. Es war ein einziger Blick, der ihnen verriet, dass ihre Träume unter einer Wahrheit begraben lagen, die schwerer als Marmor war.
    Erst als Hylas Augen in Schicksalsergebenheit verschwammen, verstand Neaira das Ausmaß von Nikaretes Boshaftigkeit. Sie hatte Hylas den Glanz gestohlen, die Sterne, die in seinen Augen gefunkelt hatten.
    Neaira hätte es lieber nie erfahren wollen ... dass Hylas nicht die Sonne war, sondern ebenso ein Opfer der Lust, wie sie selbst. Seine Stimme war kaum ein Flüstern. „Ich wollte es versuchen, nur für dich.“
    Neaira starrte auf ihre Füße. Armer Hylas, arme Neaira.
    „Schön, wenn dies nun alles geklärt ist, können wir beginnen“, bestimmte Nikarete.
    Sie erzählte Neaira von den drei Körperöffnungen, die ein Mann an einer Frau bevorzugte. Neaira musste sich ausziehen, und Nikarete genoss eine Weile das Schweigen zwischen dem Mädchen und dem Knaben. Dann zwang sie Neaira, sich gleich einem Hund auf den Boden zu kauern.
    Als Hylas seinen Körper über sie beugte und sie nahm, schlimmer als die Satyrn in ihren Alpträumen es mit Metaneira getan hatten, verging der Zauber ihrer Liebe, ohne dass sie etwas dagegen hätten tun können. Sein Glied, sein Atem, sein Körper – es hätte auch Xenokleides sein können, der sich in sie drängte. Nikarete fand für unaussprechliche Dinge harmlos anmutende Namen wie Der Reiter, Das gestreckte Fohlen oder Das Rinden des Baumes.
    Nachdem ihre Scham wund und ihr Unterleib von dem Mann zerrissen worden war, dessen Wärme und Sanftheit sie geliebt hatte, war es der Harpyie an einem einzigen Nachmittag gelungen Neaira

Weitere Kostenlose Bücher