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Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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füttern.
    Unermüdlich zog er den beladenen Karren durch die Straßen Megaras. „Er hat sein gesamtes Leben gearbeitet ...
    und tut es noch immer. Wir müssen ihn mit Achtung behandeln“, wies Neaira die Mädchen an. Sie alle hatten gute Laune und erlebten die Tage trotz der Trostlosigkeit Megaras wie im Taumel. Was brauchen wir mehr? , dachte Kokkaline oft, wenn sie neben Neaira herlief. Noch nie ging es uns besser ... der Herrin, dem Hündchen ... und mir. Bald waren nur noch wenige Stücke aus dem Besitz Phrynions übrig. Von diesen musste Neaira einen weiteren Teil als Bürgschaft hinterlegen, um sich als neue Einwohnerin Megaras in die Listen der Polis eintragen zu lassen. Ein weiteres Schmuckstück wechselte den Besitzer, da sie einen Mann bezahlen musste, der sie begleitete und für sie bürgte.
    „Jetzt ist es an der Zeit die Herren ins Haus zu holen, damit sie meinen Geldbeutel wieder füllen“, beschloss Neaira, als endlich alles getan war. Sie schickte Thratta und Kokkaline abwechselnd zur Agora und in die Straßen der Polis damit sich herumsprach, dass ein neues Haus in Megara eröffnet worden war. Einmal kam Thratta mit einem blauen Auge zurück, da eine Hure sie geschlagen hatte. Neaira versorgte das geschwollene Auge Thrattas und schickte die Mädchen von da an nur noch gemeinsam, um zahlungswillige Herren zu finden.
    Kokkalines Hochstimmung schwand bald. Die meisten Männer hatten kaum genug Geld ihre eigenen Geschäfte zu tätigen, geschweige denn eine kostspielige Hetäre auszuhalten. Die wenigen Wohlhabenden unterhielten sich eine Hetäre in Athen oder Korinth. Kokkaline wagte es nicht ihrer Herrin zu sagen, wie wenig erfolgreich sie und Thratta waren. Sie verbot auch Thratta darüber zu sprechen, denn vielleicht würde ja doch noch alles gut werden.
    In der ersten Woche blieb das Haus leer. Neaira meinte, dass es eine Weile dauern würde, bis die Neuigkeit sich verbreitet hätte. Als in der zweiten Woche nur ein Händler kam und ihr ein paar Obolen für ihre körperlichen Dienste anbot, schickte Neaira ihn fort und wurde zornig.
    „Seine Obolen soll er den Straßenhuren geben. Wo sind die Herren? Selbst in Megara muss man von mir gehört haben.“
    „Es sind derzeit wenige Herren in der Polis“, gab Kokkaline vorsichtig zu.
    Als nach einem Mondumlauf gerade einmal zwei Herren bei Neaira erschienen waren, die großzügig ihren Wein getrunken aber knauserig mit ihren Geschenken gewesen waren, wurde Neaira übellaunig. „Megara ist wie ein trockener Fluss. Es frisst meine letzten Ersparnisse und gibt mir dafür nichts zurück.“
    „Die Menschen haben in dieser Zeit keinen Sinn für Feste“, bekannte Thratta freimütig, die zwar die Großzügigkeit ihrer Herrin, jedoch noch nicht ihre Launenhaftigkeit kennengelernt hatte. Sie bezog eine Trachtprügel für ihre Worte, und wie Kokkaline wurde sie danach von Neaira versorgt, der ihr Wutausbruch leid tat.
    Kokkaline brachte Thratta in ihr Zimmer, nachdem Neaira ihren schmerzenden Rücken versorgt hatte. Thratta saß mit gesenktem Kopf auf ihrem Lager und schluchzte leise vor sich hin.
    „Du darfst sie nicht hassen, Hündchen. Sie meint es nicht so ... es gibt schlimmere Herren als sie.“
    Thratta hob den Kopf und sah Kokkaline aus ihren sanften Augen an. „Das weiß ich doch, Kokkaline. Ich hasse sie nicht. Es tut mir nur so leid für sie ... immerhin muss sie auch uns durchfüttern. Wir müssen ihr irgendwie helfen.“
    Kokkaline wusste, wie sehr die Herrin sich in ihren Launen aufreiben konnte. Als sie zurück ins Andron kam, wo Neaira wie ein Raubtier auf und ab gegangen war, brachte sie ihr eine Schale Wein. Neaira nahm nur ein paar Schlucke, dann warf sie sich auf eine Speisekline und begann zu schluchzen. „Die Alte, die mir das Zimmer vermietet hat, wusste wovon sie sprach. Wenn nicht bald etwas geschieht, werde ich tatsächlich in ihrem Haus arbeiten müssen. Dabei wollte ich doch die restlichen Jahre meiner Schönheit nutzen, um für die Zukunft vorzusorgen.“
    Thratta hatte recht. Sie mussten ihr helfen. Obwohl es sie davor schauderte, flüsterte Kokkaline: „Herrin, du kannst uns doch an die einfachen Männer vermieten. Uns schmerzt es nicht. Wir sind es gewohnt, dass dreckige Hände uns anfassen.“
    Neairas Laune schlug von einem Augenblick auf den anderen um. Sie stand auf, wischte sich die Tränen aus den Augen, kam zu Kokkaline und strich ihr über das Haar.
    „Mein Kätzchen. Ich schlage euch grün und blau, und ihr

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