Der Gesang des Wasserfalls
uns. Ich hoffe, so etwas auch mit anderen Tieren machen zu können.«
»Sie hat noch andere«, warnte Joseph.
»Das sind nur Babys, Joseph. Gut, gehen wir zurück, um uns für das Abendessen umzuziehen.«
Amelia servierte kaltes Bier und Rumpunsch, und Connor überreichte der erfreuten Kate mehrere Flaschen Wein, die sie aus Georgetown mitgebracht hatten. »Oh, was für ein Geschenk. Vielen Dank.« Damit griff sie in eine Kiste und hob etwas heraus, das Madi zunächst für winzige, ringelschwänzige Opossums hielt.
»Das sind Nasenbären«, sagte Joseph.
Sie waren nicht größer als Kätzchen, das Fell war scheckig braun und die langen, schwarz und dunkelbraun geringelten Schwänzchen schlangen sich um Kates Arm. Sie hob eines der Tierchen hoch und reichte es Madi. »Was für ein süßes Gesichtchen«, rief Madi aus, als sich das kleine Wesen mit seiner langen, spitz zulaufenden Schnauze und der gummiartigen Nase gegen ihren Hals drückte. Es quiekte und maunzte, bis ein Milchfläschchen in Puppengröße hervorgeholt wurde und es zufrieden in Madis Arm daran nuckelte.
Erst später, als der schlafende Nasenbär in seine Kiste zurückgelegt worden war, entdeckte Madi, dass die Wärme auf ihrer Brust, wo sich das Tierchen angekuschelt hatte, von einem großen Urinfleck stammte.
Sie duschten erneut und zogen sich zum Essen um, das durch einen Ruf von Amelia angekündigt und von Kate mit einer kleinen Glocke neben ihrem Teller eingeläutet wurde. Amelia schlurfte, unterstützt von ihrer schüchternen, barfüßigen Tochter, herein und stellte die Speisen auf den Tisch. Kate servierte und reichte die Teller herum, manche aus einfachem Glas, andere aus feinstem Porzellan. Sie tat das mit einer Haltung und einer Grazie, die genauso gut in ein vornehmes Haus in England gepasst hätten wie in dieses palmgedeckte Lehmziegelhaus in der einsamen Weite der südamerikanischen Savanne.
Kate hob ihr Glas zu einem Trinkspruch. »Willkommen in der Rupununi, meinem Paradies. Danke, dass Sie es mit mir teilen wollen. Ich hoffe, Sie nehmen erfreuliche Erinnerungen mit zurück.«
Während das Essen seinen Lauf nahm und Amelia zweimal herbeigeklingelt wurde, um einen fehlenden Löffel oder ein Gewürz zu bringen, sprach Kate über ihre Kindheit, die sie hier verbracht hatte. Sie erzählte ihnen von der großen Schlange, die im Schlafzimmer ihrer Eltern gehaust hatte und jeden Abend aus dem Bett verscheucht werden musste, bevor sie sich zur Ruhe begeben konnten, und von den vielen Abenteurern, die bei ihnen zu Gast gewesen waren.
»Erzähl ihnen die Geschichte mit dem Vogel und den Diamanten«, schlug Joseph vor.
Kate lachte leise. »Ja, das war mein Großvater. Er war Prospektor und Diamantenkäufer. Er hatte einen zahmen Tukan, und als eines Tages ein Besucher kam, sah er meinen Großvater am Küchentisch sitzen, neben sich den angeketteten Tukan. Sie wissen, das sind diese farbenprächtigen Vögel mit den großen Schnäbeln, ich glaube, seiner war ein Regenbogentukan. Wie auch immer, er war zahm und flog normalerweise frei im Haus herum, aber an diesem Tag hatte er ein Päckchen Diamanten verschluckt, das Großvater gerade gekauft hatte. Also flößte Großvater ihm Rizinusöl ein und saß neben ihm mit einer Pinzette, einer Schale mit Wasser und einer Diamantenwaage und wartete darauf, dass die Natur ihren Lauf nahm und er seine Diamanten zurückbekam.«
Während die anderen in Gelächter ausbrachen, schüttelte Kate lachend den Kopf. »Ach, was er für Träume und Pläne hatte. Ich muss immer an meinen Großvater denken, wenn ich einen meiner liebsten Gedichtverse zitiere … von Thomas Hardy:
Der Mann, der dem Land, das er liebt, seinen Stempel aufdrückt, wird niemals sterben.
«
»Und Sie, Kate, was sind Ihre Träume für Caraboo? Haben Sie sich in all den Jahren, in denen Sie ein mondänes Leben in London führten, vorstellen können, sich eines Tages hier niederzulassen?«, fragte Madi.
»Mit dem Herzen habe ich immer gewusst, dass das hier mein Zuhause ist. Ich bin seit siebzehn Jahren wieder hier, und ich war seit fast neun Jahren nicht mehr in England.«
»Vermissen Sie nicht das kulturelle Leben, Theater und Konzerte?«
»Ich habe das Grammophon meines Vaters, die Bücher meines Großvaters – ohne Buchrücken –, und ich höre mir die weltweit ausgestrahlten Sendungen der BBC im Radio an.«
Die Teller wurden abgeräumt, und eine Schale mit kleingeschnittenen Mangos, Melonen und Bananen in einer dicken
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