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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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unterbrach sich, um einen Schluck von ihrem Drink zu nehmen und Dali etwas auf karibisch zuzurufen. »Xavier ist der richtige Mann zur richtigen Zeit in diesem Teil der Welt, meiner Meinung nach. Guyana steht an einem Scheideweg, und jemand mit größerer Integrität und Weisheit als unsere Bande korrupter Politiker muss für die breite Masse sprechen … den Menschen helfen, den Platz einzunehmen, der ihnen in diesem Land zusteht.«
    »Sie glauben wirklich, dass er auch für die anderen Bevölkerungsgruppen Bedeutung haben wird?«
    Kate dachte kurz nach. »Ich bin keine Politikerin, kann diese Spiele, die da in den Machtzentren der Stadt vorgehen, nicht nachvollziehen, aber ich habe erlebt, wie sich dieses Land über die Jahre in ein paar lächerliche politische Abenteuer gestürzt hat. Ich sehe nicht ein, warum nicht ein Indio als ein gemeinsamer nationaler Führer aller Guayaner auftreten sollte, der sich gegen die Ausbeutung durch das Ausland zur Wehr setzt.«
    Connor stieß Madi an. »Offenbar lauert hier hinter jedem Baum ein visionärer Revolutionär.«
    Madi griff nach seiner Hand. »Vielleicht solltest du aufmerksam zuhören, was sie zu sagen haben. Dann könntest du den Trip als Geschäftsreise absetzen und bräuchtest dir keine Sorgen zu machen, dass du deine Zeit verschwendest.«
    Er drückte ihre Hand. »Sei nicht so gehässig, das passt nicht zu dir.«
    Eine Weile betrachteten sie schweigend die Landschaft, während das Boot von dem Mann am Bug, der dem Steuermann durch Zeichen Anweisungen gab, vorsichtig geleitet wurde.
    »Züchtet man bei Ihnen schon einheimische Tiere für den Verkauf?«, rief Kate ihnen über das plötzlich stärker werdende Dröhnen des Motors zu. »Sie wissen schon, Kängurus und so.«
    Madi zuckte die Schultern. »Man kann Kängurusteaks im Supermarkt kaufen.«
    »Die Aborigines haben große Straußenfarmen im Westen, glaube ich«, fügte Connor hinzu. »Und im Northern Territory gibt es viel Krokodilzucht. Ich habe in Darwin mal einen Krokoburger gegessen. Schmeckte nicht schlecht, nur ein bisschen fischig. Warum fragen Sie?«
    »Tja, das ist so eine Idee, die ich für Caraboo habe, ich will die Indios dazu bringen, einheimische Tiere zu züchten. In manchen Gebieten sind sie schon recht selten geworden. Mir gefällt die Idee, Wildtiere zu züchten, um sie vor dem Aussterben zu bewahren, und damit gleichzeitig Menschen, die es nötig haben, einen Lebensunterhalt zu geben. Wir haben hier auch Krokodile, die wir in Farmen züchten könnten … den schwarzen Kaiman.«
    »Könnte das nicht Hand in Hand mit dem Tourismus gehen?«, fragte Madi, und Kate nickte zustimmend. »Gute Idee, aber das Geld und die Unterstützung dafür zu bekommen dürfte nicht leicht sein. Doch das ist ja kein Grund, nicht davon zu träumen, nicht wahr?« Wieder reichte sie den Punsch herum, worauf Connor resigniert die Augenbrauen hob und sich nachgoss, während Madi ablehnte. Sie wollte einen klaren Kopf behalten, um neue Ideen für das Tourismuskonzept zu entwickeln, das sie Xavier vorlegen wollte. Kates Traum passte hervorragend zu Madis noch im Embriostadium befindlichen Plan.
     
    Das Boot rauschte einen kleinen Nebenfluss hinauf und wendete vor einem schmalen Landungssteg, von dem sich ein breiter Pfad durch blühende Bäume schlängelte. Ein junges Indiomädchen eilte herbei, um ihnen beim Tragen zu helfen.
    Der von Bäumen gesäumte Weg führte auf eine Lichtung mit weißer, sandiger Erde, auf der Mangobäume standen, voll mit überreifen, dicken, gelben Früchten unter den schimmernden grünen Blättern. Dazwischen waren Frangipanibäume gepflanzt, deren herabgefallene Blüten den Boden wie mit einem cremefarbenen und goldenen Teppich bedeckten. Am Rande der Lichtung gab es vier nach Indioart gebaute Gästehäuschen mit einem kleinen, palmgedeckten Vorbau, der einer aufgespannten Hängematte Schatten gab.
    Das Haupthaus war groß und fast von allen Seiten offen, innerhalb der niedrigen Lehmziegelmauern hingen Hängematten zwischen den Pfählen, die das schwere Palmwedeldach trugen. Hier schien man sich hauptsächlich auszuruhen, eine Art Veranda mit Hängematten statt Sofas und Sesseln.
    Kate führte sie hinein. »Kein Fünf-Sterne-Hotel, aber es lässt sich ertragen«, sagte sie, mehr zur Beruhigung als zur Entschuldigung. In dem offen angelegten Raum hinter den Hängematten stand ein großer hölzerner Esstisch mit Stühlen aus solider englischer Eiche. Mehrere Innenwände aus Lehmziegeln

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