Der Gesang des Wasserfalls
teilten Zimmer ab, reichten aber nicht höher als zwei Meter an das hohe, palmgedeckte Spitzdach heran, das dem gesamten Gebäude Schutz gab. Eine kühle Brise zirkulierte durch den ganzen Wohntrakt.
»Äußerst praktisch gebaut«, bemerkte Connor, ohne das Gesicht zu verziehen. »Vollkommen klimatisiert.«
Überall liefen Indiofrauen und Indiomädchen herum, und eines von ihnen brachte ein Tablett mit kühlen Getränken aus der Küche und stellte es auf den Tisch. »Bedienen Sie sich und machen Sie es sich bequem«, sagte Kate. »Ich komme gleich wieder … muss mich um ein paar dringende Dinge kümmern.« Sie verschwand nach hinten, und sie konnten hören, wie sich eine lebhafte Diskussion um den Zustand des Generators entspann.
»Wenn ich mich in eine der Hängematten lege, komme ich nie wieder raus«, sagte Connor. »Der Trip war ganz schön anstrengend.«
Joseph grinste. »Schlafen Sie nicht ein, sonst verpassen Sie das Nachtmittagsschwimmen.«
»Das klingt gut«, sagte Madi, die an einen großen Bücherschrank getreten war. Die Buchrücken fehlten fast alle, und wundervolle alte Ausgaben englischer Literatur standen in Fetzen nebeneinander. Vorsichtig zog sie einen Band Dickens heraus. »Oje, wie traurig. Kommt das von der Feuchtigkeit?«
Joseph brachte ihr einen kühlen Drink. »Nein, das war Oscar. Den wilden Oscar, nennt sie ihn. Ein Ziegenbock. Großer Kerl. Ich würde mich nicht mit ihm anlegen. Kam rein und fraß sie alle ab. Allerdings nur die Rücken. Der Leim hat ihm wohl geschmeckt.«
»Wie typisch für Guyana, Fiktion neben Fakten, Roman neben Sachbuch«, sinnierte Connor und griff nach einem der Bücher.
Sie lachten immer noch über die Altertümlichkeit einiger Titel, als eine Indiofrau hereinkam und sich als Amelia vorstellte. Sie schien die Haushälterin zu sein. »Kommen Sie, ich bringe Sie zu Ihrer Hütte.«
Ihr Gepäck wurde auf einer einfachen Holzbank abgestellt, der große Raum war mit einem Bett mit Korbrahmen, über dem ein Moskitonetz hing, einem schmalen Holzschrank, einer Kommode, die nach Mottenkugeln roch, und einem wackeligen Tisch ausgestattet. Das Badezimmer hatte einen Steinfußboden, eine moderne chemische Toilette und eine Dusche, die durch Schwerkraft aus einem großen Wasserfass gespeist wurde, das draußen auf einem kleinen Türmchen stand. »Die Sonne hält's warm, und wir füllen jeden Tag auf«, sagte Amelia lächelnd.
Sie öffnete das Schränkchen über dem Waschbecken und zeigte ihnen, dass Kate für alle Annehmlichkeiten gesorgt hatte, von Zahnbürste und Zahnpasta bis hin zu Seife, Deodorant und Rasiercreme.
»Fünf Sterne«, witzelte Connor.
»Pass bloß auf. Nur ein Hauch von Sarkasmus, und du schläfst nebenan bei Joseph«, gab Madi zurück. »Es ist einfach anders. Und mir gefällt es.«
Die Decke der Hütte war hoch, und die lockeren, trockenen Palmblätter raschelten in der leichten Brise. Beide Räume hatten elektrisches Licht, aber Amelia zeigte ihnen, wo Kerzen und Streichhölzer lagen. »Generator is manchmal krank«, sagte sie mit strahlendem Lächeln, ging hinaus und schloss die geflochtene Palmblatttür hinter sich.
Connor warf sich aufs Bett. »Was für eine Wohltat.«
»Das kann man wohl sagen. Eine richtige Dusche in der Wildnis ist mal was Neues«, grinste Madi.
»Nein, ich meine, hier mit dir zu sein. Komm her.«
Madi legte sich neben ihn, und er zog sie an sich, küsste ihr Gesicht, ihren Hals und ihr Haar, bevor er den Mund fand, an ihren Lippen knabberte und sie mit der Zunge öffnete. Sie erwiderte den Kuss, bemerkte dann aber den Grad seiner Erregung und zog sich zurück. »Lass mich erst duschen, ich fühle mich so klebrig.«
Connor ließ seine Zunge in ihr Ohr wandern. »Du riechst nach Wald, und du fühlst dich wunderbar an. Nein, bleib … wir duschen später …«
Sie schälten sich aus ihren Kleidern und liebten sich unter dem gewölbten Blätterdach, wo, von ihnen unbemerkt, Geckos und andere kleine Tierchen raschelnd herumhuschten.
Als Amelias Stimme vor den Fensterläden ertönte, schliefen sie tief. »Madam sagt, Sie sollen kommen, sie badet jetzt mit den Wasserhunden im Bach.«
Sie trafen sich mit Joseph und Kate im Haupthaus. Die Sonne sank allmählich auf den Horizont herab. Kate hatte sich einen Sarong über den einteiligen schwarzen Badeanzug geschlungen, und sie folgten ihr, als sie nach draußen ging und mit hoher, aber zärtlicher Stimme rief: »Meine Lieblinge … meine Schätzchen … meine
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