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Der Gesang von Liebe und Hass

Titel: Der Gesang von Liebe und Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordes Alexandra + Horbach Michael
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er konnte auf den Eingang der Cantina zu.
    »Es loco?« rief Brenski, »bist du verrückt? Das kann eine Falle sein!«
    El Corazón blieb stehen.
    »Hintenrum, ums Haus«, sagte Brenski leise.
    Er stieg vom Rad, hob El Corazóns Rad auf, und zusammen gingen sie ums Haus, auf den Hinterhof.
    Brenski schaute zu den Fenstern hoch. An dem Zimmer Maria Christinas standen die Fenster und Läden offen, und an einem der Läden hing ein weißes Taschentuch.
    »Na gut«, sagte Brenski, »die Luft ist rein.«
    »Kannst du Gedanken lesen?« fragte El Corazón.
    Brenski wies auf das Taschentuch. »Was könnte das denn anderes bedeuten? Das haben schon die Burgfräulein im Mittelalter gemacht, wenn sie ihren Liebhaber empfangen wollten.«
    »Du hast zu viel dummes Zeug gelesen. Das kann genauso eine Falle sein.«
    »Geh in den Stall. Hier –«, Brenski gab El Corazón sein Wurfmesser, »wenn es eine Falle ist, schnappen sie mich sowieso. Aber du hast dann wenigstens noch eine Chance, den einen oder anderen mitzunehmen.«
    »Nein, das will ich nicht. Ich habe Maria Christina den Revolver gegeben, und ich weiß auch, daß ich die Konsequenzen zu tragen habe.« El Corazón gab das Wurfmesser zurück. Brenski steckte es ein. Er zuckte mit den Schultern. »Nun gut – wie du meinst.«
    El Corazón wandte sich dem Stall zu.
    Ohne sich umzusehen, ging Brenski durch die Hintertür direkt ins Haus. Er stieg die Treppe hoch, ohne sich Mühe zu geben, seine Schritte zu dämpfen.
    Wenn sie dort oben auf ihn warteten, dann saß er sowieso in der Falle. Aber sie würden ihn nicht lebend in ihre Hände bekommen. Er würde kämpfen, bis sie ihn einfach umbringen mußten.
    Er umklammerte das Wurfmesser, drückte die Klinke der Tür zu Maria Christinas Zimmer nieder, trat die Tür mit dem Fuß auf, sprang zur Seite.
    Nichts geschah.
    Er schaute ins Zimmer, immer noch auf der Hut.
    Sie lag auf dem Bett, angezogen, die Augen weit offen.
    Brenski trat ins Zimmer, schloß die Tür hinter sich.
    »Maria Christina?«
    Sie sagte nichts.
    »Warum bist zurückgekommen? Ohne uns hättest du es doch viel leichter gehabt, das ist mir ja auch klar geworden.«
    Sie sah ihn nicht an, aber sie antwortete: »Ich konnte nicht mehr weiter. Ich mußte zurück.«
    »Und weshalb dieser Sinneswandel?« Er hörte selbst, wie kalt und hart seine Stimme klang, aber es war ja vorbei, nichts war mehr zu retten, sie hatten sich gegenseitig auf verschiedene Art verlassen.
    »Ich mußte zurück, weil ich ohne dich nicht leben will. Und ich will noch leben, trotz allem, was geschehen ist.«
    Es brauste in seinem Kopf, es war wie das Gedröhn von Orgeln oder von dem See im Sturm aus seinen Träumen; alles fiel in bunten Scherben und Wellen durcheinander.
    »Das heißt, ich weiß nicht, ob du noch mit mir leben willst?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß.
    Sie schloß die Augen. Langsam traten unter den Lidern Tränen hervor. Brenski blieb an der Tür stehen und wartete, bis sie die Augen wieder aufschlug.
    »Ich habe dich und El Corazón erbärmlich behandelt. Ihr habt mich ins Leben zurückgeholt. El Corazón, ein guter Freund. Aber du, was du getan hast, obwohl du wußtest, was mit mir geschehen ist. Du hast mich nicht verlassen, und so konnte auch ich dich nicht verlassen.«
    Brenski spürte, daß seine Kehle trocken war. Er konnte nichts sagen, wollte es auch nicht.
    »Ich will wieder deine Frau sein. Und ich will, daß du mein Mann wirst. Aber du kannst dich nicht entscheiden. Das verstehe ich und begreife ich. Laß uns warten bis Córdoba, bis ich meine Familie wiedersehe. Und bis du sie kennenlernst.«
    »Wenn wir noch weiter solche Torheiten begehen wie du in dieser Nacht, dann werden wir nie in Córdoba ankommen.«
    Wieder begann sie zu weinen, und er konnte immer noch nicht zu ihr gehen.
    »Es ist vorbei. Ich will nicht mehr ohne dich sein, ich will das Gefühl haben, daß du mich noch liebst, trotz allem, was geschehen ist; daß du die Dämonen der Rache in dir besiegt hast. Ich will leben und lieben – aber nur dich.«
    Sie richtete sich auf. »Komm zu mir«, bat sie und hob beide Arme.
    Er trat zu ihr, sie umklammerte ihn. Seine Arme hingen herab.
    »Einmal, bitte einmal«, sagte sie. »Streichle mein Haar, meinen Rücken, laß mich deine Lippen spüren.«
    Er konnte es nicht. Er wollte es, aber er konnte es nicht für alles ewige Glück dieser Welt tun, was sie von ihm verlangte.
    »Einmal nur. Denk daran, wo du mich gefunden hast. Wie du

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