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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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Schusswaffe entdecken. Drückte ihm den Stahl in den Nacken. Wollte sehen, ob noch irgendwelcher Kampfgeist in ihm steckte oder ob der komplett über den Fußboden und die Schränke gespritzt war.
    Er näherte sich dem Gesicht des Mannes. Die eine Seite glatt. Die andere angefressen. Uneben. Seine Augen folgten der Nässe, die Hals und T-Shirt sprenkelte. Sie entsprang der linken Schulter, einer Explosion von Haut, Adern, Muskeln und Knochen.
    Er spürte, wie sich der Brustkorb des Mannes unter seinem Stiefel hob und senkte. Bemerkte das Zucken der linken Hand des Mannes.
    Angus erschauderte vor Schmerzen. Die Stimmen waren weg. Er hatte den Geschmack von ausgetrockneter Erde und Flintenlaufgeschossen im Mund. Der Name Ned pulste heftig in seinem Kopf, genauso wie das Gewicht auf seinem Brustkorb und der schwärende Schmerz in seiner linken Schulter.
    Was zum Teufel! Undeutlich erkannte Angus die hoch aufragende Gestalt, die ihm auf die Brust drückte. Nicht zu bändigende Haarspelzen, eine Machete am Ende eines langen Arms, während der andere klein und fehlproportioniert von der Schulter hing. Die Muskeln der Gestalt sahen aus wie die blanken Wurzeln einer Eiche. Sie trug ein zerknittertes weißes Kleid. Starrte auf Angus’ linke Hand.
    Angus’ Nervenenden zuckten, sein Herz schlug unter Hochdruck, als habe er ein paar Krümel Crank genommen. Die Gestalt hatte ihm den Rücken zugewandt. In einer Bewegung durchbiss Angus den Schmerz, griff mit der rechten Hand nach ihrem linken Bein, verlagerte die Position der linken Hüfte, ließ das Wesen auf die rechte Seite knallen und kam unter seinem Gewicht frei.
    Die Gestalt prallte gegen die Küchentheke. Laternenlicht in den Augen. Unbeeindruckt drehte sie sich blinzelnd um. Sah zu, wie Angus den Rücken gegen die Wand drückte, sich daran hochschob. Es sah so aus, als sei der Kampfgeist des Mannes nicht vollständig erloschen, zumindest noch nicht.
    Der Blutverlust und die zuckenden Schmerzen ließen Angus schwanken. »Wer zum Teufel bist du?«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, die Gestalt im Blick.
    »Gr-gr-gravel.«
    Angus hatte den Blick auf die Machete geheftet, die Gravel in der Hand hielt, fürchtete, er würde sie gegen ihn einsetzen, weshalb er auf die Bestie losstürzte, sie mit der Schulter rammte und umklammert hielt. Er drückte zu und sog den Geruch eines muffigen Nagers ein, der in Seifenlauge gebadet hatte. Nahm Gravel jede Möglichkeit, mit der Machete auszuholen und zuzuschlagen. Drückte ihm den Arm ab. Gravel verpasste ihm mit dem Ellbogen seines freien Arms einen Schlag gegen die zerfetzte Schulter. Schmerz zerschnitt Angus innerlich.
    Er sah Gravel ins Gesicht, zwei wütende Augen unter toten Haarsträngen. »St-st-stop.« Angus ignorierte ihn. Kippte den Kopf nach hinten. Ließ die Stirn wiederholt nach vorne schnellen. Knorpel kontrastierte mit Rot. Lippen liefen blau an.
    Gravel heulte auf. Ließ von Angus ab. Die Machete fiel klirrend zu Boden. Der Schmerz in Angus’ Schulter ließ ihn in die Knie gehen. Er drehte den Körper. Spürte das Brennen einer Stiefelsohle aus Gummi, die sein Gesicht seitlich eindrückte. Dann den knotigen Knochen, der wie wild auf seine Schläfe einschlug, dafür sorgte, dass ihm die Augen hervorquollen und ihm die Sicht verschwamm. Eine Hand, die seine Wunde quetschte, bis sein Hirn schmerzbedingt den Dienst quittierte und er aufhörte zu denken.
    Gravel saß da und rang nach Atem, besah sich den Mann. Sah zu, wie die Nässe an seinem lädierten Schädel herabsuppte und dachte, dass heute Nacht genug Blut vergossen worden war. Er würde den Verletzten wieder zusammenflicken.

Teil 2
… wird Flammen ernten

9
    Whalen reichte Detective Thurman das Blatt Papier. »Was zum Teufel ist das?«
    »Fahndungsausschreibung für Johnny Earl«, antwortete Whalen. »Hat vor ein paar Tagen einen Waffenladen unten in Hazard, Kentucky, überfallen. Einen County-Cop auf einer Landstraße außerhalb von Frankfort, Kentucky, verprügelt. Ihn samt Auto im Wald zurückgelassen. Ist seitdem nicht mehr gesehen worden. Könnte in unsere Richtung unterwegs sein.«
    »Wie geht’s dem Cop?«
    »Er atmet. Hat eine komplette Beschreibung geliefert. Johnny Earl hat ihm erzählt, er wäre auf dem Weg zu Verwandten in Orange County. Stimmte hinten und vorne nicht. Wollte es bloß mal an dich weitergeben. Also, was hast du über Eldon?«
    »Die toxologische Untersuchung von Eldons Körper hat eine Übereinstimmung mit dem

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