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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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Inhalt des Glases in seinem Spülbecken ergeben«, sagte Thurman.
    Whalen saß hinter seinem Schreibtisch. »Er hat also getrunken und …«
    »Und hatte dann womöglich eine Meinungsverschiedenheit.«
    Die beiden Männer waren Ende vierzig. Anders als Whalen, der drahtig wie ein Leichtschwergewichtler war, war Thurman massig wie ein Gewichtheber. Beide waren mit Farmarbeit aufgewachsen, hatten in ihrer Jugend Football gespielt. Von zwanzig bis vierzig Polizeidienst geleistet. Beide nutzten dreimal die Woche den Kraftraum im Keller der Dienststelle. Thurman stemmte schwere Gewichte, um seine Michelinmännchen-Physis zu halten und es weiterhin mit seiner Jahrmarktkönigin-Ehefrau und zwei Kindern aufnehmen zu können, während Whalen mittlere bis leichte stemmte, durchtrainiert wirkte und eher wie Anfangvierzig aussah. Seine Ex-Frau hatte vor Jahren wieder geheiratet – einen State Trooper. Kinder hatten sie keine.
    Thurmans Brustkorb wölbte sich unter dem Baumwollstoff seines braunen T-Shirts und den verschränkten Armen. »Das wäre die logische Annahme«, sagte er.
    »Was ist mit der Patronenhülse?«, fragte Whalen und nippte an dem Kaffeerest in seinem Becher.
    »Die gleiche wie bei dem Hausbrand in Amsterdam. Dieselben Fingerabdrücke, aber keine Treffer in der Straftäter-Datenbank.«
    Whalen fuhr sich mit der Hand über die militärisch kurzen Haare. »Verdammte Scheiße!«, murmelte er.
    Thurman hatte noch mehr parat. »Höchstwahrscheinlich sind es ein Mann und eine Frau.«
    Ein Hoffnungsschimmer erhellte Whalens Walnuss-Augen. »Wie kommst du darauf?«
    »An beiden Tatorten wurden zwei verschiedene Paar Fußabdrücke gefunden. Größe 47 und 38. Außerdem sehen die Verletzungen in Eldons Gesicht aus wie mit verdammt großen Knöcheln zugefügt. Keine Frau mit Größe 38 hat solche Bratpfannen.«
    »Zierliche Frau.«
    »Würde ich denken. Plus, bei den Abstrichen, die aus dem Labor zurück sind, handelt es sich um das Ejakulat einer Frau, Identität unbekannt. Und eines Mannes, Eldon. Der dumme Bastard wurde gefickt und vergeudete gerade seinen Kleister, als das Mädel sich entschloss, ihn zu erschießen.«
    »Durchgeknallte Schlampe«, befand Whalen.
    Thurman schüttelte den Kopf. »Nicht gerade die durchschnittliche Polizisten-Matratze. Wie lief das Gespräch mit dem Chinamann?«
    Whalen bließ empört Luft aus. »Der ist sauber. Eldon stand bei ihm wegen ein paar Wetten in der Kreide, deswegen kam er inder Apotheke vorbei. Er nannte es Geschäfte. Wie auch immer, Mr. Zhong hat ein Alibi. Dem Bastard kann ich nichts anhaben. War in der Leavenworth Tavern, Poe hat dichtgehalten. Dann bei Flats und Beatles Kumpel Ned. Hat eine Weile nichts von ihnen gehört. Sagt er wenigstens.«
    »Behalt ihn im Auge. Immerhin sind wir ziemlich sicher, dass wir es mit einem Mann und einer Frau zu tun haben.«
    Whalen lehnte sich zurück, verschränkte die sehnigen Arme hinter dem Kopf. »Ist jetzt eine gute Woche her seit dem Hausbrand, Beatles und Flats Tod. Ich kann entweder auf das nächste Feuer warten oder für eine pochierte Leiche beten. Oder …«
    Thurman unterbrach ihn, setzte sich auf Whalens Tisch und beugte sich zu ihm vor. »Hast du mal darüber nachgedacht, die Nebenstraßen abzufahren, das County nach verlassenen Häusern abzusuchen, Unterschlupfen für Meth-Köche?«
    Whalen ließ die Arme sinken, wuchtete sich hoch und griff nach seinem Hut. »Das ist eine verdammt gute Idee«, sagte er.
    *
    Manikürte Finger voller Goldnugget-Ringe legten zwei Fotos auf den Jadetisch, der in einem stumpfgrauen Kellerraum stand. Schoben sie dem Mann auf der anderen Seite hin.
    Der Mann, der die Fotos hinüberschob, musste zwei Personen finden. Laut seiner Quelle schlüpften diese Personen in verlassenen Farmhäusern unter, kochten und verkauften Meth. Der Mann wollte sein Geld von einem Apotheker zurück, der Schulden bei ihm hatte.
    Die Stimme des Mannes mit den manikürten Händen war direkt. Er starrte dem anderen Mann in die Augen, die hinter dicken Gläsern lauerten wie Kaulquappen. Der andere griff nach den Fotos. Sah sich die Bilder des Mannes und der Frau genau an. Wollte wissen, was mit dem Gesicht des Mannes passiert war.
    Der manikürte Mann sagte ihm, er habe einen Unfall mit der Motorsäge gehabt. Einmal ein Holzunternehmen besessen. Jetzt sei er der beste Meth-Koch im ganzen County. Sein Spitzname sei Chainsaw Angus.
    Der kaulquappenäugige Mann grinste und ließ die Fotos in die Brusttasche seines weißen

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