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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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kurzärmeligen Oberhemdes gleiten. Auf den Innenseiten seiner Unterarme trug er Tätowierungen, die seine Meisterschaft in einer weit entfernten Schule bezeugten. Den rechten zierte ein Affe. Den linken eine Schlange. Mr. Zhong, das wusste er, hatte die gleichen Tätowierungen unter seinen Hemdärmeln.
    Der kaulquappenäugige Mann fragte Mr. Zhong, wo er mit der Suche nach diesem Chainsaw Angus beginnen sollte.
    Mr. Zhong gehörten fünf Chinarestaurants in sechs Countys. Er stammte aus der Provinz Fujian und war direkt vom Schiff hierhergekommen. Hatte mit der kleinen Summe Geldes, das seiner Familie gehört hatte, einen kleinen Gewinn erzielt. Nutzte seine legalen Geschäfte als Tarnung für seine illegalen als Buchmacher. Er hatte nie einen Dollar verloren. Stets das eingetrieben, was ihm zustand. Nur Eldon war noch immer säumig.
    Mr. Zhong sagte dem kaulquappenäugigen Mann, seine Quellen hätten ihm berichtet, die Frau sei jedes Mal mit zwei Brüdern unterwegs gewesen, die jetzt tot seien. Sie hätten eine Absteige namens Leavenworth Tavern frequentiert.
    Der kaulquappenäugige Mann kippte seinen schüsselförmigen Haarschopf nach vorne. Dann zurück. Rohes Licht fiel ihm von der Decke ins Gesicht, betonte die kittartigen Narben, die von jahrelangem Kampfsporttraining als Junge herrührten. Die Knöchel seiner Hände waren flach wie die Bretter und der Bambus, mit deren Hilfe er sie abgehärtet hatte. Unterarme und Schienbeine hatten das Gleiche hinter sich. Jahrelang geschlagene Knochen. Betäubte Nervenenden. Zu Stahl gehärtet.
    Sein Name war Fu Xi. Benannt nach einem der Heroen derchinesischen Kultur, dem wahrscheinlichen Erfinder der acht Trigramme des I Ging , des Buches der Wandlungen. Mr. Zhong hatte Fu herausgeholt. Jetzt bezahlte Mr. Zhong ihn dafür, dass er bei Problemen mit Delinquenten aufräumte, wenn sich keine andere Lösung mehr fand.
    Fu ließ seinen kleinen Körper von dem roten Stuhl gleiten, auf dem er gesessen hatte. Stand da, in seiner Kellerkammer, einem provisorischen Kloster weit draußen in der Wildnis von Harrison County, wo er im Verborgenen unterrichtete. Das Hemd in eine gebügelte braune Anzughose gesteckt. Einen Ledergürtel um die Taille. Slipper an den Füßen. Er hielt Mr. Zhong die freie Hand hin.
    Mr. Zhong schüttelte sie, hielt inne und ließ Fu wissen, dass er in der Spelunke laut seinen Quellen mit einem Barmann namens Poe sprechen müsse. Dass er ein Mann sei, der mehr wisse, als er sich anmerken lasse. Nicht der Ahnungslose, der er zu sein vorgebe.

10
    Während Tageslicht und Nacht einander ablösten, lagen Liz und Ned im eigenen Sud. Drei Tage chemischer Schweiß. Pappmäulige Küsse und Schleifpapierzungen zwischen Schenkeln. Nur unterbrochen für ein paar Krümel des künstlichen Pulvers, gefolgt von Bourbon, Bud und Natural Light.
    Sie waren in Neds kalter, klimatisierter Blechhütte kollabiert. Fensterläden aus Pappe hielten die gleißende Sonne von Southern Indiana ab. Kondenswasser bildete Perlen auf dem Glas. Ihre kreidigen Silhouetten waren ineinander verschlungen wie Albinoanacondas in ihrem Nest.
    Mittwochabend schrubbten Ned und Liz sich die tote Haut des dreitägigen Gelages vom Fleisch. Packten das Meth zusammen mit Angus’ 45er in Liz’ Rucksack. Machten sich in Neds altem Chevy auf den Weg nach Orange County. Sie kauften eine Tüte fettiger Burger für die lange Fahrt. Spülten sie mit zwei schwarzen Kaffee hinunter. Keine Klimaanlage. Die Fenster runtergekurbelt. Das klare blaue Licht brannte ihnen die Feuchtigkeit von den Augen und ließ ihre Haut erneut klebrig werden.
    »Könnte wieder einen Krümel vertragen«, sagte Liz zu Ned.
    »Wir warten, schlagen erst mal was los«, knirschte Ned.
    »Nur einen Krümel.«
    »Schl…« Ned unterbrach sich. »Wir warten.«
    Liz stutze. Fragte sich, ob dieser zahnlose Wichser sie gerade hatte Schlampe nennen wollen? Der Stoff gehörte ihr. Wenn er nicht aufpasste, würde er als Gerippe im Staub enden. »Wohin meintest du, fahren wir?«, fragte sie.
    »An den Arsch von Orange County. Bekannter von mir, Pete, führt dort mit seinem Bruder eine Kneipe. Pete soll für uns einen Deal einstielen, bevor wir beim Brook aufschlagen.«
    »Brook?«, fragte Liz.
    »Donnybrook.«
    »Wer zum Teufel ist das denn?«
    »Kein er, ein Kampf. Blanke Fäuste. Offen für jeden. Kämpfer lieben jegliche Art von Rausch, bevor sie im Ring aufeinandertreffen.«
    »Kämpfer? Wir verkaufen Crank an einen Haufen Schläger?«
    »Das ist

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