Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
Vom Netzwerk:
Waffe auf diese Distanz unbrauchbar. »Kämpfen Sie?«, fragte er.
    Whalen stellte sich vor, wie er sich drehen und gleichzeitig die Waffe würde ziehen müssen. Mit dem Rücken gegen die Tür drücken und möglichst tief zielen. Er fragte sich, ob der Asiateeiner von diesen schnetzelnden Karate-Hundesöhnen war. Er wusste, dass dieser Scheiß manchmal ziemlich effektiv war. Er hatte Billy Jack gesehen. Aber gegen eine Kugel kam niemand an. »Nein, bin bloß ein Friedenswächter«, sagte er.
    »Friedenswächter«, wiederholte Fu.
    Er überlegte, ob er den Bullen kaltmachen sollte. Aber er brauchte ihn, um zum Donnybrook zu kommen. Angus zu finden. Seine Schwester. Mr. Zhongs Geld zu beschaffen. Der Anzünder sprang heraus. Fu griff danach. Zündete seine Zigarette an. Steckte den Anzünder wieder hinein. Inhalierte. Der Rauch durchdrang ihn. Entspannte seine Gedanken. Ein Lächeln erblühte auf seinen Lippen, als er sich vorstellte, wie der Bulle in seinem eigenen Blut um sein Leben bettelte.
    *
    Insekten landeten und blieben auf dem säuerlichen Fleisch haften, das mit süßem Guss überzogen worden war. Pete und Elbow schnauften und mühten sich nach Kräften freizukommen, schon seit Stunden. Mit demselben Ergebnis. Ihre Muskeln versteiften sich schmerzhaft.
    Durch die offene Tür kamen Schritte ins Haus gestolpert. Langs Stimme ertönte bellend. »Was zum Henker?«
    »Lang!«, brüllte Pete.
    Lang kam mit frischen Schürfwunden hinein. Aschenbecher vor die Schläfe bekommen, die Nase von einem Ellbogen geplättet. Die Handgelenke waren ihm mit einem Gürtel hinter den Rücken gebunden.
    Ein Stiefelabsatz beförderte Lang auf den Teppich.
    Angus hatte die abgesägte Schrotflinte in der Hand. Beide Läufe frisch geladen. Schachtel mit Patronen im Tahoe. Ein paar Ladungen Schrot in der Hosentasche. Lang hatte Angus in der Bar nur um Zentimeter verfehlt. Nachdem das Glas der zerplatzten Schnapsflaschen sich auf Lang abgeregnet hatte, hatte Angus sein Gesichtsfeld nach Square-Dance-Manier mit linken und rechten Absatzstampfern gefüllt. Jetzt starrte Angus die gefesselten Männer an. Bleich. Knochig. Krätzeinfiziert und entblößt. »Zum Teufel, mit was für Schwuchteln hängst du denn rum, Lang?«, sagte er.
    »Und wer zum Henker bist du?«, jaulte Pete, nackte Füße und blanke Eier.
    Angus ignorierte Pete und presste Lang die Schrotflinte an den Schädel. »Wo zum Teufel sind Ned und Liz mit meinem Crank? Du hast gesagt, sie sind hier und kriegen den Arsch aufgerissen.«
    Lang wies mit seinem verbeulten Schädel auf Pete, Dodge und Elbow. Spuckte Blut und sagte: »Frag die.«
    »Was zum Teufel habt ihr da auf dem Körper? Riecht nach Honig«, sagte Angus.
    Dodge klapperte mit den Zähnen wie eine Mokassinschlange mit dem Schwanzende. Pete fing an zu weinen. »Ist es. Ned, der schwule Hurensohn, und seine pfauenköpfige Schlampe haben Elbows Waffe und Dodges Geld mitgenommen. Haben uns gezwungen, uns auszuziehen. Uns mit Klebeband aneinandergefesselt. Uns mit Honig übergossen. Der Bastard hat Dodge ins Bein geschossen. Schneidest du uns jetzt endlich los?«
    »Lass mich raten, sie sind unterwegs zum Donnybrook«, sagte Angus.
    Pete schnaubte wie ein schmollendes Kind. »Ja.«
    Dogde warf den Oberkörper vor und zurück. »Schneid uns los«, brüllte er. »Mach diese nackten Parasiten weg. Ich will meine Fruity Pebbles, ein Pabst Blue Ribbon und mein gottverdammtes Geld zurück.«
    Aus Petes Augen quollen Tränen. »Bitte«, flehte er, »schneid uns einfach los.«
    Dodge drückte den Mund auf Petes Kopf, biss ihm in die Haare, knurrte und riss sie mit den Wurzeln aus, schmeckte den Honig und den Schweiß und spuckte aus. Pete brüllte. Knallte seinen Kopf gegen Dodges, der schrie: »Halt die Fresse, du Pisser, halt die Fresse!«
    Angus, der wegwollte aus diesem Waldirrenhaus, packte Lang an den Haaren und zerrte ihn auf die Beine. »Los geht’s«, sagte er, »du wirst mich zum Donnybrook bringen. Und zwar jetzt.« Angus schubste Lang durch die Tür. Hinter ihm hörte er den Mann im Rollstuhl brüllen und keifen. »Kommt zurück, ihr Wichser, kommt zurück!«

17
    Zuschauer zogen sich gehäufte Teelöffel Crystal in geweitete Nasenlöcher. Ließen gierig Schnaps folgen und grölten: »Wir wollen Blut sehen!«
    Jarhead wischte sich getrocknete Spucke- und Blutflecken von der Stirn und taxierte das Angriffsverhalten der Männer im Ring. Ihre trippelnde, unsichere Beinarbeit. Schläge, die wild aus der Schulter heraus

Weitere Kostenlose Bücher