Der Geschmack der Liebe
Punkte auf der Peinlichkeitsskala gelandet habe! Meinst du, ich sollte ihn zum Mittagessen einladen? Als Entschädigung für meinen Wutausbruch? Auf der anderen Seite ist er daran schuld, dass mein Parfum kaputtgegangen ist. Ist das Gleichstand?“
„Kommt drauf an, wie er aussieht, würde ich sagen!“
Luisa musste lachen. „Mensch, du denkst auch immer nur an das eine, oder?“
„Quatsch. Also? Brille, kleiner als du, moppelig?“
„Hmm, lass mich nachdenken …“
Molly hielt den Atem an, was Luisa förmlich spüren konnte.
„Nö, von allem das Gegenteil!“
„Dann lad ihn ein, und wenn du ihn nicht willst: Gib ihm meine Telefonnummer!“
Luisa musste amüsiert lächeln. Ihre Molly! „Ich dachte, du hättest erst gestern ein heißes Date mit diesem Maxomat2000 gehabt, oder wie hieß dein aktueller Internetlover noch mal?“
Ein markerschütternder Aufschrei gellte durch das Handy. „Hör mir bloß mit dem auf! Getroffen: ja, Lover: nein! Der Knilch ist 17! Stell dir das mal vor! Und er hat sich Nils Holgerson genannt!“
Luisa prustete los und zuckte mit den Schultern. „Tja, Freud und Leid des Internets“, erklärte sie gnadenlos, als sie sich wieder im Griff hatte. Molly erlebte wirklich immer die unglaublichsten Dinge, darauf konnte man sich verlassen. Zumindest eine Konstante in meinem Leben, dachte Luisa, während sie in Gedanken schon wieder bei der Einladung war. „Sag mal, wenn ich ihn schon einlade zur Mittagspause, wohin denn dann? In die Kantine, oder was?“
Mollys Stimme wurde ernst. „Magst du ihn? Das heißt, Moment, gibt es da eine klitzekleine Chance, dass du ihn mögen könntest und es vielleicht nicht bei dieser einen Verabredung bleibt?“
Zum zweiten Mal an diesem Tag wurde Luisa feuerrot. Was war nur los mit ihr heute? „Und wenn es so wäre?“
„Fischbrötchen und Spaziergang, das gibt euch nämlich die Möglichkeit …“ Bestimmt hätte Molly ihr die besten Tipps geben können, wenn nicht in diesem Moment Konstantin von Heidenthal die Kaffeeküche betreten und Luisa Molly kurzerhand weggedrückt hätte.
„Oh, Entschuldigung“, sagte er, „ich wollte mir nur einen Kaffee holen und Sie keinesfalls stören.“
„Ach, das Gespräch war sowieso gerade vorbei“, entgegnete Luisa schnell und hoffte, dass ihr Gesicht inzwischen wieder eine normale Farbe angenommen hatte.
„Wo kann man denn hier eigentlich gut Mittag essen?“
„Mittag essen?“ Luisa ärgerte sich über ihre wenig originelle Reaktion, aber ganz spontan war in ihrem Hirn die absolute Leere angesagt. Dabei wäre das jetzt die ideale Gelegenheit, um ihn einzuladen. Aber ihr fiel nichts anderes ein als das Wort: „Fischbrötchen?“ Sie schloss die Augen, es wurde immer peinlicher. Konstantin von Heidenthal musste sie doch für eine Vollidiotin halten, oder?
Aber überraschenderweise schien ihm ihr Vorschlag zu gefallen. „Oh, ja! Das ist eine großartige Idee, ich habe seit Ewigkeiten kein Fischbrötchen mehr gegessen! Hering und Krabben und Aal …“
Luisa fiel ein Stein vom Herzen. Galant hielt sie ihm die Tür auf. „Darf ich bitten?“
Zum Glück kannte sie einen Fischstand, an dem es hervorragende Fischbrötchen und den besten Krabbensalat der Welt gab. Dort angekommen, bestellten sie von fast allem etwas und tranken dazu einen großen Latte macchiato. Die Sonne strahlte, und man hatte einen fantastischen Blick auf die Werft von Blohm und Voss.
„Hmmm, Krabbensalat“, seufzte Luisa und schloss für einen Moment genüsslich die Augen. Als sie sie wieder öffnete, stellte sie fest, dass Konstantin von Heidenthal sie beobachtete. Verlegen guckte Luisa zur Seite, während sie fieberhaft überlegte, was sie sagen könnte. Sie wollte auf gar keinen Fall, dass er sie für gierig hielt. Also legte sie die Gabel schnell hin.
Konstantin lächelte. „Sie scheinen ein Genussmensch zu sein“, sagte er dann. „Das finde ich großartig. Ich kann diese Hungerhaken, die grundsätzlich nur Salat und gedünstetes Hühnchen bestellen und dann auch noch das meiste liegen lassen, einfach nicht ausstehen.“
„Oh“, Luisa war erleichtert, denn sie war noch immer sehr hungrig. „Es stimmt. Ich esse wahnsinnig gern. Ich koche auch gern.“ Warum sage ich das denn jetzt?, dachte sie verwirrt. Hoffentlich denkt er jetzt nicht, dass ich für ihn kochen will.
„Wirklich?“, fragte Konstantin interessiert. „Ich auch.“ Er lächelte sie an und nippte dann an seinem Latte. „Da haben wir ja etwas
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