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Der Geschmack der Liebe

Der Geschmack der Liebe

Titel: Der Geschmack der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia König
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Kabine und zog sich um. Mal sehen, ob er auf sie wartete. Das Chiffonkleid warf sie mit einem lässigen „Das hier nicht“ über die Vorhangstange, von wo es sofort verschwand. So toll es auch war, ein bisschen Taschengeld wollte sie sich für ihre Reise schließlich bewahren. Schade, dachte sie, als sie schließlich an der Kasse stand und mehrere Tüten entgegennahm. Von dem attraktiven Russen war weit und breit nichts mehr zu sehen. Dann zuckte sie mit den Schultern. Männer gab es schließlich wie Sand am Meer. Als sie jedoch schwer bepackt und beschwingt auf die Straße trat, war die Überraschung groß. Dimitri Tarasow hielt ihr eine Tüte entgegen.
    „Bitte sehr! Sie sollten nicht ohne dieses Kleid leben müssen …“
    Als Luisa zusammen mit Eleonore Hansen das Feuerschiff im Hamburger Hafen betrat, wo die alte Dame einen Tisch bestellt hatte, fragte sie sich nervös, was nun wohl auf sie zukommen würde. Doch entgegen allen Befürchtungen war die Patriarchin sehr freundlich zu ihr. Während sie die Vorspeise – ein köstliches Lachstatar auf gerösteten Weißbrotscheiben – aßen, stellte sie Luisa Fragen nach ihrem Leben. Sie wollte wissen, wie Luisa auf die Idee gekommen war, Rösterin zu werden, woher ihre Kaffeebegeisterung kam, sogar nach Anna erkundigte sie sich und wirkte dabei keineswegs verärgert. Luisa ertappte sich dabei, wie sie immer freimütiger erzählte, sogar von ihrem großen Traum, einmal ein eigenes kleines Café zu leiten, in dem es ihre berühmten Süßwaren geben sollte. Als der Hauptgang gebracht wurde – Labskaus für die traditionsbewusste Hanseatin und einen Matjessalat mit Bratkartoffeln für Luisa –, wusste Eleonore schon wesentlich mehr über das neue Familienmitglied. Das Kaffeerösten schien eine wirkliche Leidenschaft der jungen Frau zu sein. Ihrerseits jedoch hatte die Patriarchin beschlossen, erst einmal nur das Nötigste zu berichten. Allerdings teilte sie Luisa mit, dass sie einen neuen Geschäftsführer für Hansen Kaffee eingestellt hatte, der seine Arbeit sofort aufnehmen würde.
    „Bis vor Kurzem war Herr Larsson bei einer bekannten niederländischen Rösterei angestellt. Seine Referenzen sind hervorragend. Sie werden ihn in den nächsten Tagen persönlich kennenlernen“, erklärte Eleonore kurz und nahm einen kleinen Schluck Weißwein.
    Luisa nickte stumm. Sie wagte gar nicht zu fragen, was die alte Dame bewogen hatte, ihren eigenen Enkel, den sie schließlich selbst als Interimsgeschäftsführer eingesetzt hatte, so schnell zu ersetzen. Das wäre eine zu intime Frage. Denn trotz des freundlichen Verhaltens der alten Dame spürte Luisa die Distanz zwischen ihnen. Langsam aß sie den letzten Bissen ihres Matjes und legte dann das Besteck auf den Teller. Eleonore beobachtete sie nachdenklich und erhob dann ihr Glas.
    „Auf Hansen Kaffee und alle, die dazugehören“, sagte sie und blickte Luisa fest in die Augen. Unsicher, was sie darauf erwidern sollte, stieß sie wortlos mit Eleonore an. Aber als schließlich der Nachtisch kam – Creme Caramel mit einem Sahne-Espressoschaum –, hatte Luisa ihre Sprache zurückgefunden. Unversehens begann sie von ihrem neuesten Rezept zu schwärmen, das sie sich neulich ausgedacht hatte. Kaffeebaisers mit weißen Schokoladenfäden.
    Amüsiert lauschte Eleonore, als Luisa plötzlich innehielt und sie zögernd anblickte.
    „Sagen Sie, wer ist eigentlich auf das Rezept für den Café Luna gekommen – und auf den wunderschönen Namen? Waren Sie das?“
    „Nein, ich war das nicht.“ Eleonore Hansen schluckte. Dann beugte sie sich vor und erzählte Luisa eine Geschichte, die sie zuvor noch niemandem erzählt hatte …
    Sie und Wilhelm, das war, wenn auch in diesen Zeiten nicht gerade üblich, eine Liebesheirat gewesen. Gleich als sie sich zum ersten Mal gesehen hatten, wusste Eleonore, dass dieser Mann für sie bestimmt war. Und auch Wilhelm war es nicht anders gegangen. Er war es auch gewesen, der sie Luna genannt hatte. Das erste Mal in einem Strandrestaurant in Rimini, es musste mehr als fünfzig Jahre her sein.
    „Du hast so glänzende Augen“, hatte er gesagt, während im Hintergrund „That’s Amore“ von Dean Martin lief. Sie tanzten umringt von Lampions und waren glücklich. „Es scheint, als würde der Mond in ihnen glänzen. Du, meine … Luna.“ Eleonore war Wilhelm glücklich um den Hals gefallen. Das Leben damals war herrlich gewesen. Der Krieg war vorbei, die Fünfzigerjahre brachten den ersehnten

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