Der Geschmack der Liebe
Aufschwung, und Eleonore und Wilhelm sahen voller Hoffnung in die Zukunft. Er war einfach ihr Traummann. Und er liebte sie über alles. Doch nur kurze Zeit später, kurz vor ihrem ersten Hochzeitstag, war Wilhelm tödlich mit dem Auto verunglückt. Noch heute, so viele Jahre nach seinem Tod, trauerte Eleonore um ihren Mann. Nie wieder hatte sie sich auf einen anderen eingelassen. Als sie Wilhelms Büro bei Hansen Kaffee übernommen hatte, war sie in der untersten Schublade auf ein Papier mit einer Kaffeerezeptur gestoßen. Eine Mischung, die Eleonore bis dahin unbekannt war.
Als sie las, dass diese Mischung ‘Luna’ hieß, waren ihr die Tränen gekommen. Und dann hatte sie diesen Brief gefunden:
Meine liebe Eleonore, meine Luna!
Ich habe lange überlegt, wie ich Dir an unserem Hochzeitstag eine ganz besondere Freude machen kann. Nun kam mir die Idee, einen Kaffee zu kreieren, der so heißt, wie ich Dich immer nenne … Luna. Wir beide werden dieses besondere Rezept auf den Markt bringen und Dich und Deinen Namen somit unsterblich machen.
Ich liebe Dich.
„Ich habe die Rezeptur an unseren damaligen Röstmeister weitergegeben“, erzählte Eleonore und lächelte voller Wehmut. „Der alte Wyn Modersen war derart begeistert, dass er sich sofort ans Werk gemacht hat. Und so entstand der berühmte ‘Café Luna’, der in der Kaffeebranche einschlug wie kein anderer zuvor.“ Eleonore lehnte sich zurück und atmete tief ein. Wie gut es getan hatte, diese Geschichte einmal zu erzählen. Lachend fügte sie noch hinzu: „Sie ahnen gar nicht, wie viele Angebote ich für das Rezept schon bekommen habe! Aber für kein Geld dieser Welt würde ich es hergeben. Das käme mir wie ein Verrat an Wilhelm vor. Für Ihre Ohren klingt das sicherlich äußerst sentimental …“
Luisa schüttelte den Kopf, dass ihre Locken nur so flogen. „Im Gegenteil! Das ist die schönste Geschichte, die ich je gehört habe!“
Gerührt blickte Luisa Eleonore Hansen an. Wie romantisch! Wenn sie ehrlich war, wünschte sie sich tief in ihrem Inneren, dass eines Tages ein Mann einmal etwas Ähnliches für sie tat. „Es tut mir wirklich leid, dass wir heute erst zusammenfinden. Aber es gab einfach so unglaublich viel zu tun in der letzten Zeit“, sagte die alte Dame warmherzig.
Luisa konnte dies nachvollziehen, denn auch sie hatte sich ja erst mal an die Neuigkeiten gewöhnen müssen.
„Das verstehe ich voll und ganz. Immerhin war es sicher auch für sie nicht einfach … das alles.“ Verlegen brach sie ab und schob ihre Hände auf dem makellosen Tischtuch nervös ineinander. Doch Eleonore griff über den Tisch und drückte einen Moment Luisas Hände.
„Ich bin wirklich froh, dass mein Sohn so gut für Sie gesorgt hat“, gestand sie aufrichtig. „Auch wenn ich die Art und Weise, wie er sich seiner Frau gegenüber verhalten hat, natürlich nicht lobenswert finde. Aber daran können wir nichts mehr ändern. Machen wir also das Beste aus unserer Situation.“ Eleonore holte Luft. „Wollen wir uns nicht duzen? Sag Eleonore zu mir oder …“, die Patriarchin lächelte sie an, „Großmutter, wenn du magst. Denn genau das bin ich ja schließlich, oder?“
Luisa hob langsam den Kopf. Großmutter? Ihr Vater Robert hatte keine Eltern mehr gehabt. Und die Mutter von Anna hatte in Süddeutschland gelebt und war vor ein paar Jahren gestorben. Eine Großmutter hatte Luisa also nie so richtig gehabt. Bis jetzt. Und dann auch noch eine, die sich für ihre Kaffee-Experimente interessierte! Sie hatte solchen Bammel gehabt vor heute Abend, doch jetzt schien sich alles endlich zum Guten zu wenden. Sie mochte Eleonore Hansen und die sie offensichtlich auch.
„Ja gerne!“, stotterte Luisa ergriffen und strahlte die alte Dame erleichtert an. Eleonore fiel in dem Moment zum ersten Mal auf, dass Luisa die gleichen blauen Augen hatte wie sie selbst.
9. KAPITEL
„Und stell dir vor, sie hat mir das Du angeboten, ist das nicht fantastisch?“, schloss Luisa ihren Bericht, als sie später in Mollys Wohnung im Schanzenviertel auf deren Sofa gekuschelt saß. Auch Katze, der den Tag bei Molly verbracht hatte, schien die neue Entwicklung zwischen ihrem Frauchen und Frau Hansen super zu finden, jedenfalls ließ er ein wohliges Brummen vernehmen.
„So, jetzt weiß ich alles über deine neue Großmutter, aber was ist denn nun mit diesem Konstantin? Hat der dir auch das Du angeboten?“, fragte Molly schelmisch.
Luisa musste kichern. „Du wirst lachen, hat
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